Kapitel 38

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Wenig später begleiteten June, Cole und Jack Ayula zur Haustür. „Passt auf euch auf, ja?", bat Ayula und lächelte den Zwillingen noch einmal zu. Als June die Tür öffnete, stand Robin unangekündigt mit erhobener Hand davor und starrte June an, als sehen sie sie zum ersten Mal. Erleichtert zog sie June kurz darauf in eine kurze Umarmung, wobei sie ihr über die Schulter spähte und nach Jack suchte.

Als sie ihn gesehen hatte, löste sie sich von June und rannte Jack zu. Schlagartig schlang sie die Arme um ihn und zog ihn zu sich. „Du bist noch da.", flüsterte sie glücklich. „Und ich gehe auch nicht weg.", antwortete Jack leise und gab Robin zögerlich einen Kuss auf den Haaransatz.

June grinste, als sie das sah. Wurde ja auch mal langsam Zeit. Schlagartig verschwand Junes Lächeln wieder und sie dachte an ihren Freund.

Wie sehr wünschte sie sich jetzt, dass Aiden ebenfalls durch diese Tür kommen und sie umarmen würde, doch das würde nicht passieren. Aiden lag im Krankenhaus und kämpfte gegen den Anführer der Sekte, der sich in seinem Körper eingenistet hatte und er wusste nicht einmal etwas davon.

Ayula schlüpfte währenddessen unbemerkt aus der Tür und verschwand wenig später hinter der nächsten Hausecke. Hinter June räusperte sich jemand. Erschrocken fuhr June herum.

Dean sah sie fragend an. „Was hat denn die alte Frau gewollt?", fragte er verwirrt und schob sich an June vorbei. Robin löste sich von Jack. „Ja, was hat Ayula hier gewollt? Sie verlässt doch sonst nie ihren Laden?"

June seufzte. „Wir müssen dringend reden. Ich schlage vor, wir setzen uns ins Wohnzimmer."

Dean ließ sich dicht neben Cole auf das Sofa sinken und griff nach seiner Hand. Liebevoll verschränkten sich ihre Finger ineinander.

„Warum seid ihr eigentlich hier?", fragte Jack und ließ sich auf dem Boden neben Robin und June nieder. Dean verdrehte demonstrativ die Augen. „Erstens wollten wir nachschauen, ob es euch gut geht und zweitens lassen wir euch doch nicht allein durch die Scheiße gehen." Bei dieser Ansage schaute er jedoch nur June an. Jack ignorierte er. Er war immer noch etwas sauer auf ihn.

„Um was geht es jetzt eigentlich?", kam Robin wieder zum Punkt, „Nach euren Gesichtern zu urteilen war es wohl sehr wichtig."

„Wir wissen was mit Aiden los ist.", sagte June kleinlaut und verschränkte die Hände im Schoß.

„Dann hast du wohl was in dem Tagebuch gefunden.", rief Robin aufgeregt. Doch dann verschwand der erfreute Gesichtsausdruck wieder. „Nein, deswegen war Ayula hier, stimmt's?"

Jack nickte. „Ja.", meinte er.

„Nun schieß schon los!", forderte Dean ihn auf.

„Ayula hat in der letzten Nacht mit unserer Mum gesprochen.", begann Jack, wurde jedoch von Robin unterbrochen.

„Sekunde mal, wie geht das denn?", fragte sie und kratzte sich verwirrt am Kopf.

„Sie ist eine Hexe und hat Isabelles Ruf gehört.", erklärte Cole.

Robin schlug mit der Faust in ihre Handfläche. „Ich wusste es! Ich habe es geahnt. Bei dem ganzen Zeugs in ihrem Laden."

„Auf jeden Fall sollte sie uns eine Nachricht überbringen. Sie hat uns gesagt was mit Aiden los ist.", fuhr Jack fort.

„Er ist nicht er selbst.", unterbrach June ihn, „Durch einen Zauber ist seine Seele gespalten und eine zweite Person ist in seinem Körper. Ein Geist." June musste sich sehr anstrengen, um ihre aufkommenden Tränen zu unterdrücken.

„Und leider nicht irgendeiner.", fügte Cole leise hinzu, „Niemand anderes als Alexander Savigen, der Anführer der Necromancer."

Robin und Dean klappte beinahe gleichzeitig die Kinnlade herunter. „Bitte was?" Dean verstand die Welt nicht mehr.

„Deshalb ist er so krank.", erklärte Jack noch, wobei es bereits davor jedem anwesenden klar gewesen sein musste.

„Also haben wir jetzt noch ein Problem. Wir müssen sozusagen unseren Freund vernichten.", stöhnte Robin, „Kann das alles hier denn noch schlimmer werden?"

„Es gibt zwei Möglichkeiten Alexander aus ihm rauszukriegen. Erstens den Zauberer dazu bringen, den Zauber aufzuheben oder zweitens abwarten bis der Geist Aiden von allein verlässt.", fasste Cole zusammen.

June nickte. „Da der Zauberer zu einhundert Prozent für die Necromancer arbeitet, können wir eigentlich nur abwarten.", meinte sie schweren Herzens, „Er wird Aidens Körper bei dem Ritual verlassen. Er muss schließlich in unseren Körper, um das Tor zu öffnen."

„Kann er nicht in Aidens bleiben?", fragte Dean, immer noch verwirrt. Jack schüttelte den Kopf. „Nein, eine Seelenspaltung ist zwar so ähnlich wie eine Besitzergreifung, aber der Geist hat nicht die volle Kontrolle und die braucht er, um das Tor zu öffnen."

„Also müssen wir abwarten, bis irgendeiner von diesen Idioten euch entführt und das Ritual beginnt.", schlussfolgerte Robin missbilligend.

„Mir gefällt es auch nicht Robin. Wahrscheinlich beobachteten sie uns schon.", sagte Jack, „Wir müssen so tun, als würden wir von nichts wissen. Ich weiß das Warten ist schlimm, aber es ist wirklich unsere einzige Chance an den Stein zu kommen." Jack schaute zu Dean. „Du hast den Dolch?"

Dean nickte. „Ist gut verstaut. Keiner wird ihn so schnell finden und wenn wir ihn dann brauchen, kann ich ihn schnell holen."

„Okay." Jack schaute seine Freunde der Reihe nach an, „Wir alle wissen was zu tun ist?"

Als Bestätigung erhielt er von allen ein einstimmiges Nicken. „Dann würde ich mal sagen, dass wir uns verhalten, als wenn wir uns normal verabredet hätten.", meinte June.

Dean griff währenddessen in seinen Rucksack und beförderte Spielkarten hervor. „Jemand Lust auf eine Runde Mau-Mau?"

Clairvoyance- Zwillinge Der Hellsicht| #Wattys2020Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt