Eight

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Abends zogen Mika und ich uns in meinem Zimmer um. Er legte sich schon ins Bett. ,,Kommst du auch?", fragte er dann. ,,Nein. Ich schlafe auf dem Sofa", antwortete ich. ,,Wieso? Hab ich was falsch gemacht?", wollte er wissen. ,,Nein. Alles okay. Gute Nacht", wünschte ich und verschwand ins Wohnzimmer. 

Schlafen konnte ich nicht und lag daher die ganze Nacht wach. Es lag nicht daran, dass selbst ein Stein bequemer als das Sofa gewesen wäre, sondern daran, dass mich die Gedanken an Lou nicht losließen.  

Wieso musste mein idiotischer bester Freund diese Erinnerungen wieder herholen? Zwar hatte ich Lou nicht vergessen und dachte oft an ihn, aber das war Vergangenheit und ich gab mir alle Mühe ihn zu verdrängen. Doch nun war es unumgänglich. Es spielte eine Rolle in meiner Gegenwart und beeinflusste sie. 

,,Lou, du bist so ein Idiot", seufzte ich. 

Mir viel auf, dass schon die Sonne durch die Vorhänge schien und sah auf mein Handy. Es zeigt 7:18 Uhr an, also stand ich gähnend auf und lief ins Badezimmer. Bei dem Blick in den Spiegel sah ich dunkle Augenringe und verwuschelte Haare. 

Allgemein sah ich so schrecklich wie lange nicht mehr aus. Ich wusch mir das Gesicht und putzte meine Zähne.

Dann schlich ich möglichst leise in mein Zimmer und versuchte Mika nicht zu wecken. Ich fischte ein Shirt und eine Hose aus dem Schrank und verdeckte meine Haare mit einer Cap. 

Gerade als ich das Zimmer wieder verlassen wollte, hörte ich wie Mika sich im Bett umdrehte. ,,Morgen", murmelte er mir entgegen. ,,Sorry, ich wollte dich nicht wecken", entschuldigte ich mich. ,,Schon gut. Wie viel Uhr ist es?", wollte er verschlafen wissen. ,,So halb oder viertel vor Acht", antwortete ich. 

Ich verließ den Raum und setzte mich wieder auf das Sofa. Ich rief Ben an. ,,Was ist? Es ist noch nicht einmal acht! Ich hab Semesterferien! Ich hoffe für dich es ist etwas wichtiges, wenn du mich so früh weckst!", knurrte er ins Telefon. 

,,Können wir uns bitte treffen? Bald?", fragte ich. ,,Ich hol dich in 'ner Halben Stunde ab", antwortete Ben und legte auf. 

Ich seufzte, wie schon zum tausendsten Mal an dem Tag und machte mir einen Kaffee. 
Irgendwann kam Mika in die Küche. ,,Können wir reden?", fragte er. ,,Jetzt nicht. Ich werde gleich von Ben abgeholt", antwortete ich. 

Genau dann hupte jemand vor der Tür. ,,Das wird er sein. Bis später", ich schlug ihn freundschaftlich gegen die Schulter und ging nach draußen. 

Ich stieg in Bens Auto und begrüßte ihn mit einem Kuss auf die Lippen. ,,Zu mir?", fragte er. ,,Ja, klingt gut", antwortete ich. 

Die Fahrt über hörten wir nur Musik und sangen wie immer mit. Dann saßen wir in Bens Wohnung. Er wohnte in einer WG, aber die seine Mitbewohner waren nicht da. ,,Eis?", rief mein bester Freund aus der Küche. ,,Blöde Frage!", gab ich zurück. Es war zwar erst Vormittag, aber Eis geht immer. 

Das hatte zumindest Lou immer gesagt...

Schon wieder waren da die Gedanken an ihn. Es machte mich fertig so viel an ihn denken zu müssen. Er hatte uns verlassen und daher nicht verdient, dass ich meine Gedanken an ihn verschwende. 

Ben kam ins Wohnzimmer und merkte wie immer, dass etwas mit mir nicht stimmte und er wusste auch genau was. Er nahm mich fest in den Arm und sagte: ,,Ich wollte nicht, dass du immer an ihn denken musst. Tut mir Leid." 

,,Ich krieg ihn nicht mehr aus meinem Kopf, Ben. Er ist einfach immer da", schluchzte ich an seine Schulter.

,,Kleiner, es tut mir Leid. Aber du hattest Recht. Mika ist nicht Lou", meinte mein bester Freund. ,,Ich vermisse Lou so sehr. Vielleicht lagst du ja doch nicht so falsch... Vielleicht mag ich Mika nur so sehr, weil er mich unterbewusst an Lou erinnert und ich ihn als Ersatz sehe. Aber Mika ist viel mehr wert als nur der Ersatz von jemandem zu sein", erklärte ich.

 Wir setzten uns hin und fingen an das Eis zu essen. Die ganze Zeit sah Ben mich besorgt an, aber ich wusste, dass es ihm genauso schlecht wie mir ging. 

,,Ich vermisse ihn auch, Kleiner", brach Ben danach die Stille. Ich seufzte tief und kuschelte mich an ihn, da mir klar war, dass wir beide das brauchten. 

Ich kannte Ben schon viele Jahre. Eigentlich seit dem Sandkasten. 

Er hatte schon früher in dieser WG gewohnt. Als seine Eltern ihn rausgeschmissen hatten, war er gerade mal 15 und lebte nun seit 4 Jahren bei seiner Cousine und ihrem besten Freund. 

Vor 3 Jahren etwa hatten sie auch noch Lou aufgenommen. So hatte ich ihn kennengelernt. 

Mir rollte eine Träne über die Wange, die Ben aber schnell wegwischte.

Die drei waren zu meiner Familie geworden.

(Don't) Play With MeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt