Die Kälte umhüllte meine nackten Beine wie ein eiserner Schleier und doch fühlte ich mich wohl. Die äußeren Schmerzen waren nicht mit den inneren zu vergleichen. Stunden war ich umhergezogen, auf der Suche nach Collin, es war nicht zu vergleichen mit den Mühen die er sich Jahrhunderte lang gemacht hatte, doch es tat trotzdem weh. Es tat weh, dass es keine Hoffnung mehr gab. Es tat weh zu wissen, dass wir uns nie wieder sehen würden. Es tat weh, dass ich ihn liebte und es tat verdammt nochmal weh, dass er ein Gefühl wie Liebe nicht mehr kannte.
Ich erinnerte mich noch zu gut, wie er vor einer Woche in meine Augen gesehen hatte, um mir zu sagen, was für eine Zeitverschwendung ich war. Ich wusste, irgendwas war mit ihm passiert, in der Zeit in der er um sein Leben gekämpft hatte. Gwen hatte versucht mir zu erklären was da geschah. Wieso er sich verändert hatte. Doch ich glaubte ihr nicht. Ich wollte ihr nicht glauben.
"Ich habe das alles schon einmal mit angesehen, Choice Du kannst ihm nicht helfen. Er muss sich selbst helfen." flüsterte sie verbittert als ich mich von ihr löste. "Du kannst nichts tun. Er ist noch geschwächt von dem vergifteten Blut, genauso war es bei seiner Verwandlung." versuchte sie mir klar zu machen, doch ich schüttelte verzweifelt meinen Kopf. "Nein!" schrie ich perplex und wollte Collin hinterher rennen, doch abermals hielt Gwen mich auf. "Jeder von uns hat innere Dämonen, er war zu schwach um sie zu bekämpfen, Du musst ihm Zeit geben!" sagte sie ernst und ließ mich wieder los. "Er würde dich töten, wenn du ihm in die Quere kommst." , "Sag sowas nicht!" schrie ich wieder und spürte Tränen die über meine Wange liefen. "Das was du eben gesehen hast, war nicht Collin und wird es vermutlich auch nie wieder sein."
Hätte ich ahnen können, dass sie Recht hat? Wahrscheinlich war ihre Erklärung plausibel und für jeden klar denkenden Menschen nachvollziehbar, doch ich wollte nichts verstehen. Ich wollte zu Collin, zu dem Collin den ich liebte. Komme was wolle. Ich war mir sicher, er würde mich nicht töten. Ich war mir sicher, er würde es schaffen wieder normal zu werden. Ich war mir sicher, er würde meine Liebe erwiedern. Aber woher sollte ich wissen, dass ich mich irrte?
"Ist Collin schon aufgestanden?" hörte ich hinter mir, als ich gerade die Strasse runter laufen wollte. "Ja." flüsterte ich, doch drehte mich nicht um. Ty sollte meine Tränen nicht sehen, nicht noch einmal. "Choice, weinst Du?" fragte er aber schon und ich biss mir auf die Unterlippe. "Nein, mir ist nur Schminke ins Auge gekommen." log ich so grottenschlecht. Eine gute Lügnerin war ich noch nie gewesen. Das würde sich vermutlich nie ändern. "Ich muss Collin finden." sprach ich schnell , um einen weiteren Schluchzer zu unterdrücken. "Was? Wo ist Collin?" wollte er misstrauisch wissen, doch ich schüttelte meinen Kopf. Ich fühlte weitere Tränen die über meine Wange liefen und im nächsten Moment stand Ty vor mir. "Choice, was ist passiert?" , "Ich muss Collin finden." nuschelte ich als ich mir mit meinem Ärmel über das Gesicht wischte. "Nein du musst erstmal runter kommen." , "Nein Ty, ich muss ihn finden." sprach ich dagegen und wollte weiter laufen, doch er zog mich zurück. "Nicht ohne mich." , "Doch. Ohne dich."
Wenn ich daran denke, dass ich Ty hätte mitnehmen können, kam mir die Galle hoch. Vermutlich wäre er dann jetzt tot. Ich wollte nicht einsehen, dass hier das Ende angekommen war. Das Ende vor dem ich mich immer gefürchtet hatte. Das Ende, dass mich innerlich umbrachte. Doch ich musste damit lernen klarzukommen. Ich hatte keine andere Wahl. Mein Blick fiel auf meine Klamotten die zerissen und dreckig waren. In meinem Kopf herrschte ein Chaos, dass mich beinahe zerriss. Ich drehte mich um und sah dem Highway nach, den ich hinter mir gelassen hatte. Ich würde nichts lieber tun, als umzukehren, doch das würde meinen sicheren Tod bedeuten. Wenigstens wusste ich, dass es ihm gut ging..
Stunden war ich bereits den Highway98 entlang gelaufen. Ich wusste nicht genau wohin ich laufe, ich wusste nicht ob ich richtig war, doch irgendwas in mir drinne zog mich hier her. Erst als ich in die Abzweigung einbog fiel mir ein, dass Scarlet hier irgendwo lebte. Das hatte sie mir erzählt, als wir eingesperrt waren. Mit einem mulmigen Gefühl im Magen lief ich durch den Wald und spürte wie der Regen meine Klamotten durchnässt hatte. Ich konnte mir selbst nicht erklären, wie ich zu der Vermutung kam, Collin hier zu finden. Doch ich glaubte feste daran.
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Soulbreaker
FantasyIst ja so einfach, mit einer toten Mutter und einem Alkoholiker als Vater klarzukommen, mussten ja unbedingt noch Dämonen dazu kommen. Als hätte Choice es nicht schon schwer genug, häufen sich ihre Probleme, angefangen bei Kyle, dem heißen Dämon, d...