~ Kapitel 1 ~

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Der Wind wehte durch die riesigen Häuserschluchten von Coruscant. Es war ein kalter nebliger Morgen in der Metropole. Nur die bedeckte aufgehende Sonne überflutete die Straßen mit ihren Lichtstrahlen. Seit langer Zeit gab es schon Frieden in der gesamten Galaxie. Die Macht war ausgeglichen und alle Lebewesen konnten ohne Leid und Hass miteinander leben. General Rey „Skywalker", wie sie sich nannte, sorgte vor genau 20 Jahren für diese große Heldentat. Sie war der Hauptgrund dafür, dass alles sich zum Guten wendete. Dennoch wusste Rey mehr als sie in der Öffentlichkeit Preis geben wollte. Niemand wusste wer sie war. Jeder war verwundert, dass sie „Skywalker" genannt werden wollte, obwohl ihr Name in keinem Stammbuch der Skywalker auftauchte. Selbst ihre Freunde Finn und Poe waren sich bis zum heutigen Zeitpunkt nicht sicher, was am Tage des Sieges gegen die erste und letzte Ordnung geschah. Neun Monate später erwartete Rey eine kleine Tochter. Trotz dieser seltsamen Überraschung freute sich die galaktische Bevölkerung darüber, dass die Macht weiterlebt.

Rey war damals nicht sehr begeistert über ihre Situation und freute sich nur bedingt über den Nachwuchs. Ihr guter Freund Finn war sehr verwundert, dass sie schwanger wurde, da er nicht wusste, dass Rey  damals eine geheime Beziehung mit jemanden hatte. Eine seiner schlimmsten Befürchtungen schloss er aus. Er akzeptierte somit die Situation und unterstützte sie.

Die Jahre vergingen und die Tochter von Rey, namens Mylia, wuchs behütet auf. Sie lernte schnell und war gut in vielen alltäglichen Dingen. Sie war, wie ihre Mutter, ein talentiertes und gescheites Kind. Rey zog mit ihrer Tochter auf den Planeten Coruscant.

Mutter und Tochter lebten in einem der großen Gebäude, inmitten des Regierungshauptsitzes. Auch Reys gute Freunde Finn, Poe und Chewbacca lebten in der Nähe von den Beiden. Oftmals war Mylia sehr genervt von dem Verhalten ihrer Mutter. Sie ging sehr streng mit ihr um. Sie musste früh zuhause sein und sich ständig bei ihr melden. Mylia wurde von Rey immer und zu jeder Tageszeit beobachtet und behütet. Ein injizierter Chip in ihrem Oberarm zeigte Rey den genauen Standort ihrer Tochter an. Bald wurde Mylia achtzehn Jahre alt und erhoffte sich dadurch mehr Freiheiten zu bekommen.

Die Sonnenstrahlen funkelten durch das runde Fenster in Mylias Zimmer, welche ihre Nasenspitze kitzelten. Sie blinzelte mit ihren Lidern und riss schließlich ihre Augen komplett auf. Ein Blick auf den digitalen Kalender bestätigte, dass sie ab heute endlich volljährig war. Die Euphorie ergriff das Mädchen und sie sprang aus ihrem Bett.

Ihre Mutter war noch auf der Arbeit, wo sie ihre politischen Tätigkeiten ausübte. Mylia blieb jederzeit zuhause, da sie einen eigenen Privatlehrer hatte. Das war auch einer von vielen Gründen warum sie nicht viele Freunde hatte.

Sie ging müde ins Badezimmer, um sich frisch für den kommenden Tag zu machen. Einen Teil ihrer dunklen Haare flechtet sie zu einem hohen Halbzopf. Sie zog sich eine lange helle Robe an und schminkte ihre blasse Haut nur dezent. Dann setzte sie sich auf das große Sofa im Wohnraum und wartete, wie jeden Tag. Heute hatte sie nicht einmal Unterricht, um sich von der puren Langeweile abzulenken.

Plötzlich stöhnte Mylia kurz schmerzerfüllt auf, weil der Chip in ihrem Arm ein stechendes Gefühl auslöste. Es fühlte sich so an als würde ihr Körper sich gegen diesen Fremdkörper wehren. Wie so oft hatte sie mit den Gedanken gespielt den Chip einfach rauszuschneiden, aber dies würde ihre Mutter niemals erlauben. Sie wüsste gern viel mehr von ihrer Mutter. Sie hielt einfach so viel vor ihr geheim. Eigentlich wusste Mylia nichts über Rey und dementsprechend wenig über ihre Vorfahren. Sie fand die Tatsache schon schlimm genug, dass sie niemals ihren Vater kennenlernen würde. Sobald Mylia das Thema ansprach, wurde ihre Mutter wütend.

Mylia...

Auf einmal schreckte sie auf und wurde hellhörig. Da war es schon wieder. Eine Stimme, die ihren Namen rief. Es war wirklich unheimlich, aber das ging schon seit Monaten so. Sie wusste nicht wo es herkam, aber vielleicht wurde sie durch die ständige Isolation schon schizophren. Kein Wunder.

Am Nachmittag kam Rey mit Finn, Poe und Chewbacca nachhause, um Mylias Geburtstag zu feiern. Chewbacca brüllte vor Freude und umarmte das Mädchen. Sie mochte ihn sehr, genauso wie Poe und Finn. Das waren die einzigen engen Kontakte, die sie, abgesehen von ihrer Mutter, pflegte.

„Alles Gute zum Geburtstag, Mylia!", sagten sie alle wie im Kanon. Auch ihre Mutter gratulierte ihr, obwohl ihre Haltung eher abwesend war.

Sie aßen gemeinsam Kuchen und sprachen über die üblichen Gesprächsthemen. Mylia war wieder einmal gelangweilt, stocherte mit der Gabel in den Tortenkrümeln auf ihrem Teller herum und schaute  aus dem Fenster in den grauen Himmel. Rey war über das Verhalten ihrer Tochter entsetzt.

„Mylia! Wir haben Gäste. Kannst du dich wenigstens ein bisschen am Gespräch beteiligen?"

Die Wut durchflutete Mylias Körper schlagartig. Sie war einfach ermüdet von ihrem Leben. Tief im Inneren wusste sie, dass das alles eine große Lüge war.

„Ich muss nicht mehr das tun, was du willst, Mutter!", fauchte sie Rey unerwartet an. Poe, Finn und Chewie verstummten ihre Gespräche.

„Was sollte das denn jetzt?" Rey wurde zornig über Mylias Verhalten. Sie stand auf und blickte erbost zu ihrer Mutter. „Du hast schon richtig gehört! Du kannst mir nichts mehr sagen, Lügnerin!"

Als Mylia diese Worte von sich gab, flog das Geschirr wie von Geisterhand vom Tisch hinunter auf den Boden und zerbrach in tausend Teile. Alle schauten geschockt zu Mylia hinauf. Mylia blickte verwirrt auf ihre Hände. Sie war selbst erstaunt über das Geschehnis, hielt jedoch Inne und verschwand fluchtartig aus dem Haus.

Ihre Mutter schrie ihr hinterher, aber sie ignorierte es. Die Schreie wurden Schritt für Schritt leiser, bis Mylia sie nicht mehr deuten konnte.

Irgendwann befand sie sich im Tumult der Innenstadt, wo sich, wie üblich, viele Menschen  aufhielten. Mylia dachte über die Auseinandersetzung mit ihrer Mutter nach und konnte nicht verstehen, was sie getan hatte. Irgendetwas stimmt mit ihr nicht. Diese Kräfte kannte sie nicht.

Ein stechender Schmerz zog durch ihren Arm. Nun fiel ihr der Chip wieder ein. Dadurch konnte ihre Mutter sie jederzeit und überall ausfindig machen, also musste sie ihn so schnell wie möglich loswerden.

Sie musste handeln. Ihre wahnsinnigen Gedanken hatten sie im Griff. 

Mylia betrat ein Geschäft, wo es Klingen und andere Antiquitäten zu kaufen gab. In ihrem abnormalen Zustand griff sie zu einer Klinge, welche auf einem Verkaufstisch lag. Der Verkäufer wollte sie aufhalten, aber Mylia war in diesem Moment stärker. Sie wusste nicht wie ihr geschah, aber es war ihr möglich durch ihre Gedanken den Mann am Verkäuferstand in die Luft zu heben. Er packte sich panisch an seinen Hals und schnappte notgedrungen nach Luft. Sein Kopf verfärbte sich blau, dann violett. Mylia war erschrocken über ihre unbekannte Fähigkeit und rannte davon. Der Verkäufer fiel harsch zu Boden und war bewusstlos.

Mylia wurde klar, dass sie nicht zurück nachhause konnte, nachdem was sie angerichtet hatte.

Außerdem verspürte sie pure Angst. Angst vor sich selbst. Was geschah gerade mit ihr?

Völlig aus der Puste versteckte sie sich in einer abgelegenen Gasse. Das Messer, welches sie gestohlen hatte, hielt sie fest in ihrer rechten Hand. Ohne Skrupel ritzte sie sich in den Oberarm. Der Schmerz war unangenehm und sie biss sich auf die Zähne, um nicht laut aufzuschreien zu müssen. Sie zog sich den blutig verschmierten Chip aus dem Arm und warf ihn in eine dunkle Ecke. Sie riss sich ein Stück von ihrer weißen Robe ab, um die blutende Wunde zu verbinden. Der Schmerz war schlimm, jedoch fühlte sich Mylia nun wie befreit. Sie hatte die langjährigen Fesseln ihrer Mutter gelöst.

Nach einer kurzen Pause ging sie weiter, weil sie große Angst davor hatte gefunden zu werden. Sie suchte sich ein Versteck für die Nacht, weshalb sie aus der Innenstadt hinaus in ein Waldstück lief, weil sie wusste, dass ihre Mutter sicherlich nach ihr suchte.

Mylia war genauso bekannt wie Rey und deswegen wussten alle Bürger wer sie war. Es wäre für Rey ein leichtes Spiel ihre Tochter in der Stadt wiederzufinden, aber sie hatte keine Ahnung, dass Mylia schon viel weiter entfernt war als sie zu glauben vermochte.

The Daughter of Forces - A Star Wars Sequel [Deutsch]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt