Kapitel 9

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POV: Mary
Winston hatte sich das Leben genommen... Er wollte kein Crank werden, hatte er gesagt, aber ob das der einzige Grund war? Ich wette, er war auch irgendwie froh aus dieser Situation zu entkommen. Jeder von uns würde gerne aus der Situation entfliehen, aber wir könnten es keinem der anderen zumuten. Ich könnte sie nicht verlassen...
Wir liefen geradewegs auf die Berge zu, ohne zu wissen, ob da wirklich Menschen waren, die uns helfen könnten. Die Sonne schien so hell, sie konnte und nahm uns damit ein wenig die Sicht. Ich lief neben Sadie, welche sehr bedrückt aussah. Sie litt sehr unter der ganzen Situation, ich wünschte mir, sie müsste es nicht mit erleben. „Sadie?”, fragte ich sanft, bekam aber keine Antwort. „Sadie!”, sagte ich jetzt etwas lauter und bekam endlich eine Reaktion. Sie sah mich mit ihren roten Augen an und fragte was los sei. „Wir werden es schaffen, weißt du? Es wird nicht umsonst sein...”, sagte ich und hoffte, sie würde mich verstehen. Sie nickte nur und sah wieder zu Boden. Die Situation machte nicht nur sie traurig, wir alle waren traurig. Nicht nur wegen Winston, sondern auch wegen allen, die wir unterwegs verloren haben. Wegen den Leuten, die wir zurückgelassen hatten. Ich lief ein stückchen schneller, um bei Minho zu sein. „Du musst bitte stark sein ja? Ich weiß, das ist viel verlangt gerade aber, sei noch einmal der starke Läufer, der uns Hoffnung macht... Vor allem für sie...”, sagte ich und deutete nach hinten zu Sadie. „Sie hat das alles hier nicht verdient...”, „Da hast du Recht. Aber das hast du auch nicht... Du hast selbst so viel durch gemacht, Mary. Du musst jetzt nicht die Starke spielen, wir verstehen es, wenn du auch mal schwach bist.”, sagte Minho jetzt. „Du verstehst es nicht... Ich habe im Labyrinth gelernt, dass es einfacher ist, den anderen keine Sorgen zu bereiten. Deswegen nehme ich mich den Sorgen anderer an, weißt du? Ich spiele nicht mir die Starke, ich bin stark.”, „Ja das bist du. Ich weiß aber nicht, ob du wirklich stärker bist als Sadie... Du bist zwar willensstärker und sturer als sie, aber sie ist auch sehr stark. Ihre Laune steckt an und ihre Sorgen spiegeln uns alle wieder. Sie weckt nicht nur deinen Beschützerinstinkt, glaub mir. Wir haben alle das Bedürfnis sie zu beschützen.”, sagte Minho jetzt und sah ernst nach vorne. Er hatte Recht... Sie war stärker als sie zugab, ich hoffte nur, dass sie es schaffen würde ihre Trauer zu überwinden.
Wir liefen den ganzen restlichen Tag mit dem wirbelnden Sand und fanden ein großes Schiff. Es schien so, als wäre hier einmal eine Große Wassermenge gewesen. Wir entschieden uns, hier das nach Lager aufzuschlagen. Pfanne machte ein Feuer und wir alle versammelten uns drumrum. Die Stimmung war echt bedrückt und niemand sagte etwas.
Nach einiger Zeit holte Aris noch etwas Feuerholz und Minho durchbrach die Stille. „Ich dachte wir wären angeblich immun.”, sagte er und spielte mit einem Messer. „Nicht alle... So wie es aussieht”, sagte Teresa. Vielleicht war noch einer von uns nicht immun. Ich würde es nicht verkraften, wenn noch jemand stirbt... „Wenn Winston sich anstecken konnte, sollten wir annehmen, dass das für uns alle gilt.”, sagte Newt jetzt. Ich hoffte nur, dass es nicht so war, aber die Möglichkeit, dass noch jemand infiziert werden konnte, war da. Vielleicht sogar Newt oder Sadie, Minho, vielleicht auch ich selbst... „Ich hätte nie gedacht, dass ich das sagen würde, aber ich vermisse die Lichtung.”, sagte Pfanne. „Nicht nur du... Ich vermisse sie auch.”, sagte ich jetzt ernst. Ich vermisste es ehrlich, unseren Alltag. Ich blickte die anderen an. Die meisten sahen traurig in die Flammen, Minho schnitzte und Sadie saß zusammengekauert neben ihm. Ich konnte das nicht länger mit ansehen... Ich ging zu ihr rüber und bat sie einmal mit zu kommen. Die Jungs sahen mich verwirrt an, aber ich winkte ab. Musste die ja nichts angehen.
Wir setzen uns ein kleines Stückchen weiter in den kalten Sand und sahen hoch zu den Sternen. „Du vermisst ihn... Das sehe ich. Aber das ist nicht alles, möchtest du darüber reden?”, fragte ich einfach direkt heraus. Sie schien etwas überfordert, aber fing dann an zu erzählen. „Ich habe Angst... Jeder von uns könnte sich infizieren und einer von diesen grausamen Kreaturen werden... Aber ja, du hast Recht. Ich vermisse Winston. Aber auch Chuck und Jeff, Alby, Gally. Ich vermisse sie alle...”, sagte sie und es lief ihr eine Träne über die Wange. „Weißt du, das mag jetzt vielleicht komisch klingen, aber Verluste sind irgendwie wie Schiffsbrüche, findest du nicht?”, sagte ich und sah sie an. Sie sah echt verwirrt aus. „Ja, du tauchst unter und bist umgeben von Wasser. Dann tauchst du auf und schnappst nach Luft. Um dich herum sind noch Schiffsteile und du hälst dich daran fest um nicht unter zu gehen.” Dabei schaute ich auf den Armschutz. „Dieses Teil könnte alles sein. Eine Person, ein Gegenstand, alles was herum schwimmt.
Manchmal kommen Wellen und tauchen dich wieder unter, aber du tauchst wieder auf und findest wieder halt. Nach einiger Zeit kommen kleinere Wellen oder nicht so starke. Du lernst wie du dich richtig festhältst und lernst auch wieder zu schwimmen. Aber ab und zu kommen wieder größere Wellen, doch du kannst dich besser über Wasser halten. Das heißt nicht, dass sie weniger schmerzvoll oder anstrengend sind, als vorher. Aber es zeigt, dass du stärker geworden bist... Lass mich doch dein Wrackteil sein okay? Heul dich an meiner Schulter aus, hol dir so viele Umarmungen wie du willst, aber lass nicht los okay?”, sagte ich und sah wieder hoch zu den Sternen. „Danke... Aber lass mich dann auch deine Stütze sein. Du bist immernoch nicht über Gallys Tod hinweg, das weiß ich.”, sagte sie jetzt und drehte mich zu sich. „Da hast du Recht. Ich komme schon klar. Ich weiß zwar nicht, wie lange ich brauche, bis die Wellen kleiner werden, aber ich hab ja dich. Ich werde Bescheid geben, wenn's zu viel wird.”, sagte ich und wurde von ihr umarmt. Sie ist stark. Sie ist viel zu gut, viel zu nett. Sie hatte es wirklich nicht verdient, das alles mitmachen zu müssen. „Komm, wir gehen zurück zu den Jungs. Nicht, dass sie sich noch Sorgen machen.”, sagte ich und drückte sie leicht weg. Die Stimmung war echt deep und ich wollte sie nicht zu lange anhalten lassen. Sonst würden wir hier beide noch anfangen zu heulen.
Wir gingen also zurück zu den Jungs, die sich schon hingelegt hatten. Sadie ging zu Minho und bekam einen gute Nachtkuss, bevor sie sich zu ihm legte. Ich ging zu Newt und kuschelte mich sofort an ihn. Ich vergrub mein Gesicht an seiner Brust. Ich wollte nicht, dass er mein Gesicht sieht. Leise Tränen liefen mir über die Wangen, aber er merkte es trotzdem. Er gab mir einen Kuss auf den Scheitel und flüsterte:„Es wird alles gut. Ich bin bei dir okay?” Ich drückte ihn als Bestätigung und dieser legte seine Arme um meinen Rücken. So schlief ich ein und hatte wieder einen unruhigen, aber halb so wilden Albtraum.

Das war Kapitel 9
Schon krass, wie weit wir schon gekommen sind
Ich hoffe wie immer, dass es euch gefallen hat
Tschö mit ö
Mary
1212 Wörter

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