Kapitel 15

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POV: Sadie
Ich ließ Mary und Newt wieder allein, als mir aufgefallen war, dass ich die beiden wohl unterbrochen hatte. Ich ging wieder zu Minho und nahm seine Hand. Er wirkte sehr bedrückt. Minho und Thomas waren beste Freunde und ich merkte genau, wie fertig ihn das verschwinden von Thomas machte. "Minho... alles wird gut. Wir finden Thomas." Er antwortete nicht, aber ich erkannte seine Hoffnungslosigkeit an seinem Blick. Genauso hatte er mich damals am See angesehen, als er mir sagen wollte, es gäbe keinen Weg aus dem Labyrinth.
Wir gingen weiter und schlugen uns durch die Trümmer der alten, einmal sehr belebten Stadt. Die Leute hier wirkten arm und sehr verängstigt. Es brach mir jedes Mal das Herz, wenn ich ein Kind sah. Sie zitterten trotz der Hitze und wirkten sehr schwach.
"Wie ist es wohl hier aufzuwachsen?", fragte ich Minho traurig.
"Keine Ahnung, wahrscheinlich sind wir auch so aufgewachsen, können uns aber nicht erinnern.", meinte er und sah sich um.
"Vermutlich hast du Recht, aber wo kommen dann die ganzen Erinnerungen an die schönen Dinge in der Welt her?"
Er sah mich überrascht an. "Du hast Erinnerungen daran wie die Welt vorher war?"
Es kam mir verrückt vor, dass wir so viel Zeit miteinander verbracht hatten, aber nie über unsere Erinnerungen gesprochen hatten.
Ich zuckte mit den Schultern. "Naja, nicht so wirklich. Nur wie die Welt funktioniert. Nichts bestimmtes. Also keine bestimmten Personen oder Orte. So etwas wie Sonneneruptionen oder ein gefährliches Virus kommen aber nicht vor. Ist das bei dir etwas anders?"
Er schüttelte den Kopf. "Nein, ist bei mir genauso."
Dann gingen wir still nebeneinander her. Die Hitze wurde stärker und unerträglicher. Auch meine Freunde kämpften mit ihren Kräften.
"Können wir mal 'ne Pause machen?", fragte Pfanne erschöpft.
Minho stimmte zu. "Ja, und etwas essen?"
"Und etwas trinken?", meinte Newt.
Jorge blieb stehen und dreht sich zu uns um. "Dafür haben wir keine Zeit, hermano." Mit diesen Worten ging er weiter.
Mary meldete sich wieder zu Wort. "Keine Zeit? Keine Zeit sagst du, Alter Mann? Wir verdursten hier gleich und..."
"Wollt ihr euren Freund noch finden, oder lieber weiter meckern?", fragte er und wir wurden still.
Wir alle wollten Thomas wiederfinden... aber andererseits sah ich meinen Freunden die Schwäche an. Vorallem Minho hatte zu kämpfen. Der Blitzschlag gestern Nacht hatte ihm ziemlich zugesetzt.
Ich lief ein bisschen schneller und holte zu Jorge auf. "Jorge, ich bitte dich... Wir haben seit zwei Tagen nichts richtiges gegessen oder getrunken. Mein Freund wurde gestern von einem Blitz getroffen! Außerdem haben wir gestern Nacht nicht geschlafen und sind sehr erschöpft."
Er sah mich entsetzt an. "Sieht das hier vielleicht aus wie ein Fünf Sterne Hotel, hermana? Soll ich euch ein Gourmet Essen zaubern?", fragte er wütend.
Ich seufzte verzweifelt. "Ich weiß, dass du unsere Hilfe brauchst. Der Rechte Arm gewehrt nur Immunen den Zutritt, richtig? Wir sollten gesund ankommen... Deshalb brauchen wir 'ne Pause. Und wenn irgendwer weiß, wo wir etwas zu essen finden, dann wohl du!"
"Wir müssen erst Brenda und euren Freund finden.", sagte er beleidigt.
Jetzt verstand ich. Er wollte nicht ohne Brenda zum sicheren Hafen. Deshalb liefen wir auch seit Stunden hier draußen rum. Er hielt nach ihr Ausschau.
Ich brachte ihn dazu stehen zu bleiben. Meine Freunde stoppten ebenfalls.
"Wir wollen Thomas auch endlich wiederfinden. Aber was bringt es uns, wenn wir bis dahin schon verdurstet sind?"  Teresa wirkte bei diesen Worten sehr bedrückt.
"Genau.", stimmte Mary mir zu.
Jorge seufzte schwer. "Nagut. Ich kenne eine alte Lebensmittelfabrik. Dort wurden damals Dosensuppen hergestellt. Mit Glück finden wir da etwas. Das ist aber ein zwei Stündiger Umweg, denn das Gelände befindet sich in der Nähe von Zone B."
"Was ist Zone B?", fragte Newt verwirrt.
"Da werden die Leichen verbrannt.", meinte Jorge stumpf.
Ich blickte ein wenig angewidert zu Minho. "Gibt wahrscheinlich schönere Plätze für ein Mittagessen, aber besser als nichts.", sagte dieser dann schulterzuckend.
Jorge nickte und wechselte seinen Kurs Richtung Westen.
Wir liefen weiter und einige Zeit verging. Wir wurden immer schwächer. Die Hitze erdrückte mich förmlich und die Sonne schien erbarmungslos auf meinen Kopf.
Ein paar Schweißperlen liefen über mein Gesicht. Langsam wurde ich wirklich durstig und meinen Freunden ging es wohl genauso.
"Psst! Duckt euch!", befahl Jorge und wir versteckten uns hinter einem alten, großen Blech.
"Was ist?", fragte Mary ungeduldig.
Ich erhaschte einen Blick was vor uns lag und weshalb wir uns ducken sollten. Vor uns befand sich ein riesiges Gelände mit mehreren Gebäuden, wahrscheinlich die Fabrik.
Plötzlich waren aus der Richtung ein paar Schüsse zu hören. Einige Männer schossen aus Spaß herum und lachten dabei ziemlich angsteinflößend.
"Diese Typen,", Jorge nickte in die Richtung, aus der die Schüsse kamen. "die haben Waffen. Ich bezweifle, dass sie ihre Vorräte freiwillig mit uns teilen. Wir müssen sie irgendwie ablenken."
"Ich mach das.", meinte Mary direkt und erhob sich.
"Was? Nein!" Newt versuchte sie zurückzuhalten, aber sie schnappte sich Jorges Waffe und ging genau auf die Typen zu. "Mary!", rief ich ihr leise hinterher, aber sie drehte sich nicht einmal mehr um.
"Klonk! Hoffentlich geht das gut.", flüsterte Minho.
Der Wind trug Marys Stimme leise zu uns herüber. Ich verstand nur Fetzen des Gesprächs.
"Hey Juungs!", das klang überhaupt nicht nach Mary. "... für ein armes  Mädchen..." Mehr verstand ich nicht. Wahrscheinlich wollte ich das auch gar nicht.
"Egal was. Sie sind abgelenkt und schießen nicht. Das ist unsere Chance!", meinte Jorge und wir schlichen an den bewaffneten Typen vorbei, auf das alte Gelände der Fabrik.
Wir rannten in das erstbeste Gebäude.
Dort drinnen befanden sich viele Konservendosen und Wasser in Plastikflaschen.
"Das ist ja das reinste Paradies.", meinte Pfanne. Er hatte Recht. Unsere Standards lagen nicht gerade hoch, nach den ganzen Ereignissen in letzter Zeit.
Auf den Wasserflaschen war ein WCKD Etikett zu erkennen. Als hätten sie das alles hier gelagert und gehofft, es wäre moralisch vertretbar, den Rest der Menschheit hier so leben und dann verrecken zu lassen.
"Los, kommt schon!", rief Newt, als wir all unsere Taschen mit Konserven und Wasserflaschen gefüllt hatten. "Wer weiß, wie lange Mary sie noch ablenken kann.", meinte Minho und Newt nickte besorgt.
Schnell verließen wir das Gebäude und sahen um eine Ecke. Ich erkannte, wie einer der Typen Mary gefährlich nah kam. Er strich ihr durchs Haar und hielt ihr dann eine Pistole an den Kopf.
"Was willst du hier?", knurrte er gefährlich.
Newt schüttelte verzweifelt den Kopf und rannte dann auf sie zu...

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So meine lieben...
Das war Kapitel 15.
Mal was neues. Wir haben uns gefragt, was die anderen eigentlich erlebt haben, während Thomas und Brenda von der Gruppe getrennt waren.
Hier das Ergebnis. Freut euch auch auf das nächste Kapitel.
Alles liebe, Darline :)

1114 Wörter

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