Kapitel 17

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Pov: Sadie
Wir mampften still unsere Dosensuppen und tranken das erfrischende Wasser. Ich hatte das Gefühl, es gäbe gerade nichts besseres auf der Welt, als diesen fettigen Dosenfraß und das bittere Plastikwasser. Den anderen ging es wohl auch so, denn alle vedrückten mit größter Freude ihre Mahlzeit. Minho sah wieder stärker und nicht mehr so zittrig aus, was mich ungemein beruhigte.
Newt und Mary unterhielten sich ein Stück weit weg von uns, also fing ich auch ein Gespräch an.
"Ist Brenda deine Tochter?", fragte ich den Mann, dem wir diese Mahlzeit verdankten.
Neugierig hörten Aris, Pfanne und Minho, ja sogar Teresa, auf zu essen und lauschten Jorge. Dieser sah überrascht von seinem Essen auf.
"Könnte man so sagen. Damals, als sie von dem Immunitäts-Programm von WCKD aussortiert wurde, kam Brenda zu mir. Sie hat auf mich gehört, mir vertraut. Seitdem gehe ich nirgendwo mehr ohne sie hin."
Ich nickte verständnisvoll und die anderen ebenfalls.
"Also seid ihr so etwas wie eine Familie?", fragte Teresa nachdenklich.
"Ja, hermana. Viel bleibt uns in diesen Zeiten ja nicht übrig. Unsere wahren Familien existieren nicht mehr. So ist das nun mal." Er zuckte mit den Schultern, als wäre es nichts schlimmes. Aber vermutlich hatte er sich einfach mit dieser schrecklichen Situation abgefunden.
Familie. Was war mit meiner Familie? Vermissten sie mich? Kannten sie mich überhaupt oder war ich schon immer bei WCKD gewesen? Es war grauenhaft keine Erinnerungen zu haben. Aber möglicherweise war es besser so, zumindest konnte ich niemanden vermissen.
"Wir finden erst euren Freund und Brenda und gehen dann zu Markus.", sagte Jorge stumpf und fing schon an zu packen.
"Moment!", unterbrach Minho ihn. "Weiß Brenda von deinem Markus?"
Jorge sah ihn wütend an. "Vermutlich schon. Wieso? Was bringt uns das?",
"Wenn sie weiß, wer Markus ist und vorallem, wo er ist, dann werden sie und Thomas doch als erstes versuchen dort hinzugehen. Da haben wir eine größere Chance sie zu finden, als wenn wir ziellos durch die Wüstenstadt hier irren.", meinte Minho entsetzt. Ihm war es also auch aufgefallen, dass wir ohne richtiges Ziel durch die Stadt gelaufen waren.
"Da hast du wahrscheinlich Recht, hermano.", seufzte Jorge und machte bereits Anstalten zu gehen.
Schließlich kamen auch Mary und Newt dazu und wir ließen die alten Dosen und leeren Plastikflaschen hinter uns.

Wir liefen vermutlich zwei Stunden durch die heiße Stadt. Die Sonne stand jetzt im Zenit und brannte noch stärker vom Himmel als sonst. Ich bedeckte meinen Kopf mit einem Schal und war dankbar, für jedes bisschen Schatten, das die alten Ruinen der Gebäude spendeten. Zwischendurch trank ich einen Schluck aus meiner Wasserflasche, aber das meiste Wasser kondensierte vermutlich durch die Hitze.
Letztendlich kamen wir in einen belebten Teil der Stadt und Jorge blieb vor einem Gebäude stehen, aus dem Musik heraus drang.
"Hier ist es. Markus' Versteck.", sagte Jorge stolz. "Versucht nicht aufzufallen. Und haltet die Augen nach unseren Freunden offen."
Mit diesen Worten ging er durch einen Vorhang, hinter dem die Musik lauter wurde und Gelächter zu hören war. Nur zögerlich folgten wir ihm.
Drinnen wurde es dunkler und kühler. Viele Menschen tanzten und tranken irgendein ein blaues Zeug. Sie alle wirkten total durch den Wind, ja sogar verrückt. Staub und ein Geruch von Schweiß lagen in der Luft.
Die Leute drängten sich um uns und schubsten uns durch die Menge. Weiter hinten gab es eine Bar und in einer anderen Ecke, spielten die Menschen mit einem angeketteten Crank. Es war grausam, diesen Kreischen zu hören, aber noch schlimmer zu wissen, dass es einmal ein normaler Mensch gewesen war.
Ich griff nach Minhos Hand und hielt sie ganz fest. Das schlimmste wäre, jetzt die Gruppe zu verlieren. Ich wollte keinesfalls alleine in diesem Durcheinander sein oder irgendwen zurücklassen. Deshalb ging ich bei jedem Schritt sicher, dass auch Mary noch in meiner Nähe war.
Plötzlich rannte Teresa davon. Sie hatte Thomas entdeckt, welcher schwach und bewusstlos auf dem Boden lag. Ein Stück weiter entdeckte ich die tanzende Breda, welche ebenfalls sehr benommen wirkte.
Jorge hielt, nicht weit von uns, einem blonden Typen eine Waffe an den Kopf und redete auf ihn ein. Die Musik war zu laut und ich konnte aus der Entfernung nichts verstehen.
Newt nickte zu Jorge, als dieser den blonden Typen, immer noch mit der Waffe an der Schläfe, aus dem Raum führte. Ich verstand sofort und zog an Brendas Arm. Minho, Pfanne und Newt trugen Thomas' bewusstlosen Körper und wir folgten Jorge.
Er führte uns eine Treppe hoch in einen helleren und etwas gemütlicheren Raum. Hier war niemand außer uns, was mich beruhigte. Auf dem Boden lagen verschieden Teppiche, von der Decke hing ein glitzernder Kronleuchter und in einem Kamin knisterte ein kleines Feuer. Allem in allem, war das vermutlich der gemütlichste Ort, den wir seit dem Labyrinth gesehen hatten.
Schwer schnaufend legten Newt, Minho und Pfanne Thomas auf eine alte Matratze. Ich zog Brenda auf einen Sessel im viktorianischen Stil und sie fing sich langsam wieder.
"Helft mir mal!", meinte Jorge als er den blonden Kerl, mit weißen Tüchern an einen Stuhl fesselte. Aris kam ihm zu Hilfe und fesselte die Beine.
"Was wollt ihr?", lachte der Kerl schelmisch und böse.
Seine Art bereitete mir eine Gänsehaut und ich fühlte mich sichtlich unwohl.
"Wo ist der Rechte Arm, Markus?", schrie Jorge aggressiv, aber Markus antwortete nicht. Er grinste wie ein Verrückter, blieb aber still. Das war also Markus. Ein ziemlich gruseliger Typ. Hoffentlich war der Rest des Rechten Arms nicht so verrückt.
Am anderen Ende des Raumes lag Thomas auf der Matratze und Teresa strich sanft über seinen Arm. Sie wartete vermutlich sehnlichst auf sein Erwachen.
Wir anderen setzten uns auf ein paar Sessel und sahen verzweifelt dabei zu, wie Jorge alles mögliche versuchte um ein paar Worte aus Markus heraus zu bekommen. Er drohte ihm, schrie ihn an und verpasste ihm sogar einmal einen Schlag. Aber der Verrückte schwieg weiterhin.
Ich lief nervös auf und ab und Mary schüttelte verzweifelt den Kopf, während sie auf Newts Schoß saß.
Wenn wir nicht bald wissen, wo sich der Recht Arm befand, dann würde WCKD uns finden...

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Das war Kapitel 17...
Hoffentlich hat es euch gefallen.
Wir freuen uns auch über konstruktive Kritik.
Tschö mit ö, Darline :)

1033 Wörter

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