Zuckerwürfel 29

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»Lorena!«, ruft Marie, als sie mich erblickt

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»Lorena!«, ruft Marie, als sie mich erblickt. Sie sitzt an dem runden Frühstückstisch mit einem pinken Teller voller Gemüse, auf den sie mit einem Auge glücklich schielt. Ich winke ihr erfreut zurück und hebe meinen Daumen, widme mich dann allerdings Irmy, die mich völlig begeistert mustert. »Hallo, Lorena«, begrüßt sie mich und drückt mir direkt eine warme Tasse Tee in die Hand. Der Dampf steigt mir sofort in die Nase und ich lege meinen Kopf ein wenig irritiert schief. Doch ich nehme die dampfende Tasse dankend entgegen und lehne mich kommentarlos an die Küchenplatte. »Es ist so unglaublich schön zu sehen, wie die kleine Marie aufblüht«, beginnt Irmy fröhlich, während ihr Blick zu Marie schweift, die nun etwas abgeneigt das Gemüse mustert. Ich muss seufzen, doch ein kleines Kichern kann ich nicht länger zurückhalten. Mit dem Gemüse konnte sie sich wohl doch nicht richtig anfreunden. »Marie ist ein wahres Goldstück«, sage ich und nippe vorsichtig an der heißen Teetasse. Meine Aussage unterstreiche ich nochmal mit einem kurzen Nicken. Das Irmy ebenfalls zustimmend nickt, hat mir mein kurzer Blick zu ihr verraten. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, laufe ich auf Marie zu und setze mich zu ihr an den Tisch. »Leckeres Gemüse«, kichere ich und stibitze ihr schnell eine gesalzene Gurkenscheibe vom Teller. »Danke, dass du mir hilfst die G-Gurken auf zu essen«, lacht Marie und hält eine dünne, wabbelige Scheibe in die Luft und verzieht ihr Gesicht. »Du musst das nicht essen, wenn du nicht magst, Marie«, erwähne ich und Marie blickt mich mit großen Kulleraugen an. »Ich weiß«, antwortet sie.

Verwirrt lege ich meinen Kopf schief. »Mein Bruder isst das Zeug jeden Tag«, murmelt sie abwertend, beginnt dann aber zu lachen. »Ich auch, Marie«, erwidere ich und stimme in ihr Lachen ein. Angeekelt streckt sie ihre Zunge raus und schiebt den Teller beiseite. Als Rick den Raum betritt, erstickt das Lachen von Marie. Mein Blick klebt auf dem kleinen Jungen, der nicht so recht zu wissen scheint, was er tun möchte. Als sein Blick auf Marie und auf mich fällt, beginnen seine Augen zu funkeln und ein kleines Lächeln liegt auf seinen Lippen. In diesem Moment kann ich seine Emotionen nicht sonderlich gut deuten, weswegen ich es gar nicht erst versuche. Rick läuft an unserem Tisch vorbei, zu den Tellern, wo er sich vorsichtig einen greift. Seine Haut bedeckt von weißen Verbänden. »Hast du das grade gesehen?«, flüstert Marie mit großer Verwunderung im Unterton und kugelrunden Augen. Ich bleibe jedoch stumm. Nach wenigen Sekunden wendet Marie sich ab und auch ich widme meinen Blick wieder anderen Dingen. »Ich mag dich, Lorena«, beginnt Marie und ich blicke zu der kleinen, breit strahlenden Marie, die meinen Blick erwidert. Die Hitze verlagert sich von meiner Magengrube in mein Gesicht und verleiht meinen Apfelwangen einen rötlichen Schimmer. »Und mein Bruder mag dich auch«, hängt sie ran. Meine Augen werden groß, so groß, wie die eines Rehes im Scheinwerferlicht eines Autos. In diesem Moment möchte ich einfach zu einer Erbse zusammenschrumpfen. Verständlich, oder?

»Süß von dir, Marie«, antworte ich leicht verlegen gestimmt und räusperte meine raue Stimme. Meine Kehle trocken wie die Wüste in der prallen Sonne. »Das meine ich ernst«, murmelt sie ernst und holt weiter aus, »Ich schwöre auf diese Gurke da.« Ich muss automatisch kichern und versuche diese unangenehme Situation ruhen zu lassen. Plötzlich werden wir unterbrochen, was mich erleichtert aufatmen lässt. Doch als ich Rick mit einem Teller fest in beiden Händen verankert vor uns stehen sehe, halte ich die Luft erstaunt inne. Die Gespräche werden sofort eingestellt und alle Blicke liegen auf Rick und uns. »Ist hier frei?«, murmelt Rick verlegen und ich schaue mich um. Dort sind zwei freie Tische und er setzt sich zu uns? »Ja, ja klar ist hier frei«, sage ich und kratze mich verwirrt am Nacken. Wer springt gleich aus der Ecke und teilt uns mit, dass das alles ein großer, inszenierter Scherz ist? »Will das Gemüse noch jemand von euch beiden?«, hakt Rick nach. Er ist sehr gesprächig heute und vor allem so.. gut drauf? Nicht, dass das schlecht ist, jedoch ist es definitiv ungewohnt. »Ähh-«, startet Marie, hält dann doch nochmal inne, »Kannst du haben.«

Ihre sichtliche Verwirrung in ihrem Gesicht ändert sich schlagartig zu einem breiten Grinsen in meine Richtung. »Endlich bin ich es losgeworden«, teilt Marie erfreut mit, während ein gespielt diabolisches Grinsen auf ihren Lippen liegt. »Was meinst du die hier?«, gluckst er mit vollem Mund und zeigt auf den Teller voller Gurken. Die Stille in dem Raum hat sich nun mittlerweile in leises Getuschel verwandelt. Ich schaue mich um und blicke zu Mary und Irmy, die mich ebenso verdutzt mustern, wie ich sie. Ein großes Fragezeichen liegt auf unseren Gesichtern. »Ja, ich mag keine Gurken. Aber mein großer Bruder ist die immer«, erzählt sie und Rick blickt sie ernst an. Auch ich schaue nun wieder zu ihm und befürchte, dass die Stimmung jetzt wieder kippt. »Ach er, dein Bruder. Ich mag auch Gurken«, teilt er schmatzend mit. »Jungs«, zischt Marie belustigt und verschränkt die Arme miteinander. »Ich mag auch Gurken, immer noch«, hauche ich leise und kichere.

»Dann halt alle Jungs und Lorena«, antwortet die kleine Marie und kichert. Mittlerweile liegen nicht mehr alle Blicke auf Rick, der genüsslich seine gesalzenen Gurken isst.

»Ihr seid eigentlich voll okay«, beginnt Rick aus dem Nichts, »Ich denke, ich könnte euch mögen.«

Wie Zimt und ZuckerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt