Zuckerwürfel 2

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Nervös streiche ich meine Arbeitskleidung glatt und nehme einen Schluck von meinem mit Zucker gesüßten Tee

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Nervös streiche ich meine Arbeitskleidung glatt und nehme einen Schluck von meinem mit Zucker gesüßten Tee. »Wie heißt du, meine Liebe?«, fragt mich eine Arbeitskollegin mit einem freundlichen Lächeln auf den Lippen. Sie greift nach meiner Hand und legt ihre beiden warmen Hände schützend um meine. Kurz mustere ich sie, nippe nochmals an meinem Tee und setze zum Sprechen an. »Mein Name ist Lorena Campbell, Ms«, antworte ich höflich und erwidere angespannt ihr Lächeln. Sie lacht herzhaft auf und stellt leise ihre rote Micky-Maus Tasse auf dem Tisch ab. »Meine Liebe, du musst mich doch nicht siezen. Da fühle ich mich so alt«, lacht sie und verstärkt den Druck um meine Hand. Ich weiß jetzt schon, dass ich mich hier wohlfühlen werde. »Wir duzen uns hier alle gegenseitig. Mein Name ist Irmy«, sagt sie beherzt und setzt ihren Satz fort. »Schön dich im Team zu haben, Lorena.« Ich lächle und sie zwinkert mir ein letztes Mal zu, wendet sich von mir ab und verschwindet aus dem Pausenraum.

Einige Sekunden später öffnet sich die Tür erneut. Die Holztür knallt mit Schwung gegen den Schrank und eine zierliche, schwarzhaarige Frau steht im Türrahmen. Ihre Brille sitzt schief und in ihren Armen hält sie viele Ordner und weiteren Papierkram. Ihr Blick fällt direkt auf mich und sie beginnt sofort zu Grinsen. »Du musst Lorena sein, richtig?«, fragt sie und läuft geradewegs auf mich zu. Ich nicke und ihr Grinsen wird nochmal breiter. »Ich bin Hope.« Sie hält mir ihre Hand hin und ich schlage ein, zumindest versuche ich es. »Ich werde dich heute einarbeiten«, erklärt sie freudig und ich lächle. Mein Blick fällt auf den riesigen Papierstapel, in ihren Armen. Wird der nicht langsam echt schwer? »Keine Sorge, das ist nicht für dich«, kichert sie und versucht sich währenddessen die Hornbrille zurecht zu rücken. Das wird nicht gutgehen. O Gott, ich kann mir das nicht mit ansehen. »Ich nehme dir das Mal ab«, sage ich und nehme ihr den schweren Ballast aus den Händen. Dankend lächelt sie mich an und ich nicke. »Wo soll ich das hinstellen?«, frage ich und sie zeigt auf den Schreibtisch in der hintersten Ecke des Raums. Ich stelle den Stapel dort ab und klatsche zufrieden in die Hände, drehe mich um und gehe zurück zu Hope.

Mein Blick fällt auf meine gelbe Teetasse. Der Tee muss mittlerweile schon kalt geworden sein. »Was für ein Tee ist das?«, erkundigt sich meine Arbeitskollegin und lächelt mich barmherzig an. Bestimmt schmeckt grüner Tee in ihrer Sicht total ranzig. »Das ist grüner Tee. Man kann von den Geschmack halten was man will, aber er hilft mir sehr gut«, lache ich und mein Gegenüber stimmt mit ein. »Das stimmt allerdings«, antwortet sie und reckt ihr Kinn in die Höhe. »Wie du vielleicht schon gehört hast, hat jeder Kollege, jede Kollegin eine eigene Kaffeetasse mit einer eigenen Farbe«, murmelt Hope. Ich schaue mich um und nicke bestätigend. Schön, finde ich eine sehr coole Idee.

»Ich werde dich heute ein bisschen bei deinem ersten Tag begleiten, einarbeiten und dir unter die Arme greifen, falls du Hilfe brauchst«, beginnt sie, atmet tief ein und setzt fort, »Aber erstmal werde ich dir alle Kinder vorstellen. Komm mit«, fordert sie mich auf und ich folge ihr. Sie taumelt verträumt durch die Gänge und ich laufe ihr hinterher. »Wie lange bist du schon hier?«, erkundige ich mich interessiert. Während ich auf die Antwort von Hope warte, schaue ich mich im Korridor um. Die Wände sind weiß, mit vielen bunten Handabdrücken. An einigen Stellen hängen Bilder von Figuren aus Serien und Filmen. »Ich bin hier seit etwa einem Jahr. Bin mit zweiundzwanzig Jahren hergekommen«, erklärt sie mir. Ich nicke, doch bemerke relativ schnell, dass sie es ja gar nicht sehen konnte. Wie denn auch, mit dem Kopf nach vorne gerichtet?

»Wieso bist du hergekommen?«, stellt sie mir eine Frage und ich beginne zu grübeln. Warum bin ich ausgerechnet in ein Kinderhospiz gegangen? Ich glaube ich habe selbst dafür keine richtige Antwort. »Ich wollte schon immer Menschen helfen und ich liebe Kinder. Ich denke, deswegen bin ich hier her und nicht in die Altenpflege gegangen«, sage ich und denke weiter darüber nach. Ich weiß nicht genau, warum es ausgerechnet das Kinderhospiz war, aber ich denke, ich möchte hier nicht mehr weg.

 Ich weiß nicht genau, warum es ausgerechnet das Kinderhospiz war, aber ich denke, ich möchte hier nicht mehr weg

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Wie Zimt und ZuckerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt