»Ladies?«, schallt es aus dem Flur der Station. Mein verwunderter Blick wandert zu Marie, die mich ebenso verdutzt mustert. Ihre rosigen Lippen sind angespannt zu einem graden Strich verschlossen, versiegelt und brechen ihre Stille nicht. Einzig ihre glasklaren Augen verraten mir all die Gedanken und Worte, die ihr grade im Kopf umher schwelgen. Wem diese Stimme zu zuordnen war, wurde mir ab der ersten Oktave der rauen Tonlage bewusst. Diese tiefe und verrauchte Stimme ist sicherlich keine Seltenheit, jedoch hat sich ihr besonderer und einzigartiger Klang in meinem Kopf eingebrannt.
Wie Titel auf eine CD gebrannt werden.
Und auch wenn ich dies nicht so Recht akzeptieren will, kann ich die Wirkung seiner Stimme auf mich nicht verleugnen.
Äußerst ungewöhnlich ist allerdings, dass die reguläre Besuchszeit schon seit zwei, knapp drei Stunden vorbei ist. Dies verrät mit der hastige Blick auf die tickende Wanduhr. Ich dachte, sie seie schon lange aus dem Takt geraten, doch in diesem Moment, stimmt sie mit meiner Armbanduhr rhythmusgenau überein. Komisch, denn vor einigen Tagen hatten wir noch beschlossen, dass es Zeit wird, Abschied von der Wanduhr zu nehmen.
Ein breitgrinsender Nathaniel steht aufgeplustert im Türrahmen und starrt uns verdutzten Gesichtern entgegen. Ich mustere ihn, doch seine Intention kann ich nicht so Recht deuten. Mit welchem Alter er sich dieses perfekte Pokerface angeeignet hat? »Es ist alles abgeklärt«, erklärt er sich und zeigt mit einer deutlichen Handgeste an, ihm zu folgen.
»Sag mal, weißt du eigentlich wie spät es ist?«, fluche ich. »Um die Sekunde genau, ja«, feuert er mir diabolisch entgegen. Ich verdrehe die Augen und möchte grade mein Stationstelefon greifen, um die Aussage von Nathaniel auf die Wahrheit zu prüfen, da zückt mein Gegenüber schon einen Fetzen Papier und hält mir diesen Ausschnitt stolz, aber auch besser wissend entgegen. Mein Blick überfliegt das Papier und tatsächlich ziert dieses Blatt die Unterschrift der Stationsleitung. »Also«, beginnt er erneut und blickt auf seine Armbanduhr, »wir haben einen straffen Zeitplan, Ladies.«
*
(Übergangskapitel)
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Wie Zimt und Zucker
RomansaWie Zimt und Zucker ❝ Für das engelsgleiche Mädchen, welches ihr Lachen verlor. ❞ Lorena Campbell wollte schon immer Gutes tun. Ihre Berufswünsche waren nie außergewöhnlich, für sie war von klein auf schon klar, dass sie anderen Menschen helfen möc...