Zuckerwürfel 49

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Erschrocken zucke ich zusammen, als ich abrupt aus meinem Traum gerissen werde

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Erschrocken zucke ich zusammen, als ich abrupt aus meinem Traum gerissen werde. Mein Herz beginnt zu Rasen und ich fasse mir nahezu panisch an die glühende Stirn. Schweißgebadet. Das rauschende Blut in meinen Adern gewinnt an Geschwindigkeit, während das einst leise Pochen meines Pulses Sekunde für Sekunde immer deutlicher zu vernehmen ist. Eine anwesende Person würde in diesem Moment sicherlich relativ klar meinen hohen Puls wahrnehmen können. - Und ein erfahrener Arzt, würde sicherlich meinen Puls ohne Stethoskop anhand dieser Geräusche messen können.

Schweißperlen zieren meine erhitzte Stirn, rinnen vereinzelt auch mein Gesicht abwärts, von meinem Haaransatz, der Quelle, über meine Schläfen bis sie am Kinn zerlaufen. Erneut schrecke ich zusammen, als ich ein schrilles Kichern vernehme, gefolgt von einem dumpfen Schlag. Verschlafen schäle ich mich unter der Bettdecke hervor, um dann mit stechender Neugier behutsam in die Richtung der weißen Holztür zu taumeln. Bedacht keinen Mucks von mir zu geben, lehne ich meinen Körper gegen die Tür, um diese dann leise aufzustemmen.

Mit Argusaugen starre ich zwischen dem Schlitz hervor, der mir grade so den Blick in den Korridor gewährt. Meine Kinnlade fällt Stockwerk für Stockwerk in die Tiefe, als ich mit kugelrunden Augen das Geschehen außerhalb des Gästezimmers vernehme. »Pass auf, Nathan«, gluckst eine breit grinsende Blondine, die völlig beschwipst durch den Flur schlendert. Ihre Absätze klackern lautstark über den Boden, während ihre Hand an Nathaniel klammert. »Sei nicht so laut, Michelle«, antwortet Nathan mit einem Hauch Fluch und die beiden verschwinden gemeinsam in der Dunkelheit.

Einige Zeit warte ich, halte inne und lasse müde, aber auch etwas enttäuscht, den Kopf gegen das Holz sacken. Ein dumpfer Knall ertönt erneut, dem ich mit meinem Aufprall gegen das Holz keine Konkurrenz bieten kann. Dann öffne ich die Tür erneut und schlüpfe durch den entstandenen Spalt, tapse auf leisen Sohlen durch die langen Flure in Richtung der großen und geräumigen Küche. Nathaniel würde sicherlich nichts dagegen haben, wenn ich mir um diese Uhrzeit noch etwas zu Essen mache. Entschlossen öffne ich die Schubladen, ziehe eine nach der anderen leise auf und suche fordernd nach leckeren Nahrungsmitteln - nach denen mir in dieser Sekunde eindeutig der Sinn steht.

Letztlich musste das Müsli aus der Schublade herhalten, genauso wie ich mir hastig die kalte Milch aus dem Kühlschrank greife. Hungrig lasse ich mich auf den Stuhl aus weichem Leder sinken, das Wasser in meinem Mund staut sich auf und mein Magen zeigt sich mit einem lauten Knurren erkenntlich.

Ich öffne die Milch, schraube langsam den Verschluss auf und kippe diese in die Schüssel. Anschließend nehme ich mir das Müsli zur Hand und kippe eine ordentliche Menge in die Flüssigkeit. Bei meinem Hunger könnte ich glatt drei Schüsseln an Müsli verdrücken. Sogar sicherlich in Rekordgeschwindigkeit.

»Das ist beim Zusehen noch viel widerlicher.«

Mein Blick huscht zu der männlichen Stimme. Nathaniel lehnt sich gegenüber von mir an die weiße Wand seines Anwesens und blickt mich abwartend an. Seine Hände liegen ruhig an seinen Hüften, seine Finger sind in die Hosentasche gebettet. Sein stechender Blick schweift über meinen Körper, eindeutig. Dieser Idiot checkt mich doch nicht grade wirklich ab? Meinen Kopf lege ich leicht schräg. Den großen Löffel tunke ich in meinen leckeren Mitternachtssnack und vergrabe ihn anschließend in meiner Mundhöhle. Ich zucke mit den Schultern, zeige ihm wie egal mir seine Meinung ist und widme mich meinem Müsli. Innerlich brodelt es in mir, verschiedene Emotionen mischen sich und bilden eine explosive Mischung, doch ich schweige und versuche bestmöglich die Fassung zu bewahren.

Kein Wort der Welt könnte in diesem Moment meine Empfindungen genau beschreiben.

Stillschweigend schaufele ich mir weitere Löffel von meinem Mitternachtssnack in meinem Mund und beschäftige mich mit meinem Handy. Zumindest versuche ich es, denn der bohrende Blick von Nathaniel liegt auch weiterhin auf mir, weshalb ich unruhig auf dem Stuhl hin und her rutsche. Mit jeder weiteren Sekunde wird das beengende Gefühl präsenter, erdrückt mich beinahe, bis ich es nicht mehr aushalte. Ich breche das schweigen: »Willst du dich nicht anderen Dingen widmen? Zum Beispiel deinem weiblichen Besuch.«

»Woher willst du wissen, dass mein Besuch weiblich ist?«, kontert er feurig, mit einem teuflisch provokanten Funkeln in seinen ozeanblauen Augen. Mit einem unbeschreiblichen Ausdruck blickt er mir in diesem Moment entgegen. »Intuition«, beginne ich unter angehaltenen Atem hervor, schlürfe den letzten Löffel meines Snacks auf und erhebe mich, um mein Geschirr wegzubringen. So kalt lässt mich das ganze leider doch nicht. Hastig wende ich mich ab und verlasse die Küche wieder, um mich gegenüber von Nathaniel an den Tisch zu lehnen.

Fordernd erwidere ich seinen Blick. »Intuition also?«, breitgrinsend verlassen diese Worte seine Lippen. Seine Fingerkuppen verweilen weiterhin in der Hosentasche. »Zweifle niemals die weibliche Intuition an«, lehre ich meinen Gegenüber mit erhobenen Finger, welcher sich ziemlich über mich zu amüsieren scheint. »Okay, vielleicht war dein weiblicher Besuch einfach nur sehr laut«, gestehe ich nuschelnd und mein linker Mundwinkel zuckt leicht in die Höhe. »Ich muss-«, murmele ich abgewürgt und zeige mit beiden Händen in Richtung des Korridors und trete mit jedem weiteren Schritt in die kühle Umarmung der Dunkelheit.

Ein letztes Mal drehe ich mich um und blicke zurück in die Richtung von Nathaniel. Dieser lehnt auch weiterhin völlig entspannt an der weißen Wand. Sein Kopf liegt im Nacken und er schaut in Richtung der Decke.

»Gute Nacht.«

Seine Mundwinkel zucken und er beginnt zu Grinsen.

»Gute Nacht, Lorena.«

Wie Zimt und ZuckerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt