Zuckerwürfel 31

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Müde trotte ich die nassen Straßen entlang

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Müde trotte ich die nassen Straßen entlang. Die kalte Winterluft schlägt mir eiskalt ins Gesicht und meine Nase beginnt bald zu bröckeln. Meine Hände sind tief in meinen beiden, warmen Jackentaschen vergraben und die Mütze auf meinem Kopf kratzt an meiner Stirn. In regelmäßigen Abständen puste ich mir einzelne Haarsträhnen aus dem Gesicht, die mir durch die starke Brise immer wieder die Sicht versperren. Der Weg zur nächstgelegenen Bushaltestelle zieht sich und die Musik, die grade aus meinen Kopfhörern dröhnt, ist schon etliche Male rauf und runter gelaufen. Die Straßen sind geprägt von Dunkelheit und jeden weiteren Moment nähere ich mich einem Club, der abends besonders gut besucht ist. Ein leichtes Seufzen entflieht mir. Mehrere Jugendliche, die sich grade auf dem Höhepunkt ihres Absturz befinden, schlacken betrunken durch die Gegend. Mehr oder minder aufgebrezelt torkeln sie an mir vorbei, glucksend versuchen sie das Gleichgewicht beizubehalten. Ich rolle die Augen und kichere, richte meinen Blick jedoch dann wieder gradeaus. Gradeaus ins Nichts, denn die Dunkelheit verschlingt die Straße zunehmend mehr.

Ich stelle die Musik auf meinen Kopfhörern lauter, um mehrere Stufen, sodass ich die Umwelt kaum noch wahrnehme. Ich seufze, doch der kalte Luftzug treibt mich weiter. Mein Blick konzentriert auf mein Handydisplay gerichtet, lese ich einen digitalen Zeitungsartikel, der über illegalen Pelzhandel informiert. Grauenvoll, ich will mir gar nicht ausmalen, was die armen Tiere erleiden müssen. Nun meldet sich mein leerer Magen zu Wort — ein lautes Grummeln ertönt — denn ich hatte seit heute Mittag nichts mehr gegessen. Da ich mittlerweile auch bitterlich friere, entscheide ich mich spontan doch erstmal dazu, bei einem Burgerladen eine Straße weiter vorbeizuschauen, bevor ich dann mit dem Bus nach Hause fahre. Eilig husche ich weiter, versuche mit meinen Füßen die Bodenplatten zu treffen, ohne dabei einen der vielen Ritze zu berühren. Nach einer Weile gebe ich es jedoch auf und laufe normal weiter. Ich schaue mich um, wende meinen Kopf nach rechts und dann nach links, doch mein Sichtfeld ist durch die Dunkelheit eingeschränkt. Nur die gelblich leuchtenden Straßenlaternen erhellen die dunklen und tristen Straßen, die in diesem Moment reine Ruhe ausstrahlen, da seit einigen Minuten kein einziges Auto über den kalten Asphalt rollt. Ich ziehe meine Mütze zurecht und kratze mich kurz an der Stirn, bevor ich endlich vor dem Burgerladen stehe. Zu meinem Glück schließt er erst in knappen zwei Stunden — dies ist nicht üblich in diesem Kleinkaff.

Vorsichtig, jedoch mit ordentlich Hüftschwung, öffne ich die schwere Tür, die mit dem schwarzen Schild und der weißen Schrift Open beschmückt ist. Meine Hände und vor allem meine Finger, drohen jede Sekunde einfach abzubrechen, wie Eiszapfen. Ich grinse, reibe mir meine kalten Hände, die mittlerweile schon rot angelaufen sind und beginne sie zu kneten. Die Atmosphäre ist angenehm, das Diner ist einladend und freundlich gestaltet, wirkt in manchen Ecken etwas altmodisch, doch hat ordentlich Style. So ein Restaurant habe ich zuletzt bei der bekannten Netflix-Serie Riverdale gesehen. Die roten Ledernischen werten das ganze Ensemble nochmal etwas auf, die vielen Bilder und Sprüche an der Wand lassen einen ankommen und sich heimisch fühlen. Die vielen bunten Neonröhren beleuchten den gesamten Laden — verleihen ihm ordentlich Pep — und der schwarz-weiße, gekachelte Steinboden erinnert mich an alte Filme oder auch an das Pops.

Meine Beine tragen mich gradeaus zu einer der letzten Nischen, in welche ich mich erschöpft reinfallen lasse. Das Leder unter mir gibt langsam nach und die Luft entweicht, oder verteilt sich zumindest anders. Sofort greife ich hastig nach der Menükarte und mustere mit Stielaugen die Angebote. Passend zu dem Moment, in dem ich mich für ein Essen entschieden hatte, steht eine blonde, schlanke und wunderschöne Frau an meinem Tisch. Mit einem kleinen Block und einem Stift in den Händen lächelt sie mich freundlich an. Bereit zum Schreiben mustert sie mich, während ich ihren abwartenden Blick mit meiner Bestellung quittiere.

»Hi-«, beginne ich verlegen und mein Blick flüchtet sich auf die Karte. Manchmal breitet sich die Panik in mir aus, wenn ich das Gefühl habe, das Essen, welches ich bestellen will, vergessen zu haben. »Ich hätte einmal gerne den Burger und die Pommes.«, setze ich fort. Die Karte lege ich aufgeregt nieder, während meine beiden Hände auf meinem Schoß wandern und leicht in meine beiden Oberschenkel kneifen. »Und was zu Trinken darf es sein?«, erkundigt sie sich neugierig und grinst mich breit an, was ich belustigt erwidere. »Ach ja genau, da war ja noch etwas...«, setze ich erneut zum Sprechen an, unterbreche mich erneut, starte dann aber wieder zu sprechen, »Eine große Fanta, bitte.«

Die freundliche Bedienung nickt, steckt ihren Block und den Kugelschreiber in die Tasche ihrer roten Schürze und verschwindet wieder eilig hinter dem Tresen. Mein Handy ziehe ich aus meiner Jacke — die ich soeben von meinen Schultern gestreift habe — und lege es auf den Holztisch neben meinen Arm. Interessiert beginne ich mich umzuschauen, mustere die Bilder und lese die verschiedenen Sprüche. Einige schwarz-weiß Bilder von Marilyn Monroe zieren die Wände. Eine hübsche Frau.

Als die Glocke über der Tür zu klingeln beginnt, fällt mein Blick auf die Tür, durch die ein mir bekanntes Gesicht tritt. Das ist jetzt nicht Wahr, oder?

Eine schwarze Jeans ziert seine langen Beine und das schwarze langatmige Shirt von Tommy Hilfiger betont seinen Oberkörper detailliert. Mit einer Leichtigkeit hängt eine ebenfalls schwarze Lederjacke über seine Schulter, die ihn umso lässiger erscheinen lässt. Das Einzige andersfarbige in seinem Outfit sind seine weißen Schuhe, die deutlich hervorstechen. Strahlend weiß, wahrscheinlich noch sehr neu. Um ihn herum stehen eine Gruppe von jungen Männern, vermutlich seinen Alters. Ich rolle genervt die Augen und kräusele die Stirn, rutsche unauffällig etwas weiter unter den Tisch, um auf keinen Fall Aufsehen zu erregen. Am liebsten würde ich mich einfach schnell raus schleichen, zumindest würde es nicht auffallen, aber ich hatte bereits meine Bestellung aufgegeben.

Aber ernsthaft — ausgerechnet heute?

Nathaniel...

Wie Zimt und ZuckerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt