Kapitel 2

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Pov: Sadie
Verschlafen öffnete ich meine Augen.
Die harte Matratze, auf der ich geschlafen hatte, bereitete mir Rückenschmerzen.
Müde blickte ich durch den grauen, kalten Raum. Ich lag einsam und zitternd in einem Stockbett. Die Fenster waren vergittert und dahinter zugemauert. Kein Sonnenlicht drang zu mir herein. Stattdessen leuchte mir die Neonröhre am Spiegel, im Badezimmer, grell entgegen.
Seit drei Wochen hatte ich hier mindestens 20 Stunden des Tage verbracht. Es war scheußlich gewesen und die Einsamkeit hatte mich innerlich fast aufgefressen.
Die restlichen 4 Stunden war ich entweder, von Ärzten untersucht oder von Janson verhört worden.
Sogar das Essen hatten sie drei mal täglich in das Zimmer gebracht. Von Essen war keine Rede, matschige Pampe traf es eher.
Mein Zeitgefühl hatte sich verflüchtigt. Nur die Mahlzeiten hatten mir einen Anhaltspunkt für die Tageszeit gegeben.
Aber heute war es soweit. Das Trauerspiel in dieser schrecklichen Einsamkeit hatte ein Ende. Das tatenlos rumsitzen und Nichtstun war vorbei. Heute würde mein erster Arbeitstag bei WCKD beginnen. Die größte Lüge meines Lebens.
Ich wusch mein Gesicht und zog mich an.
Dann kramte ich das Funkgerät unter meinem Kissen hervor. Es war ausgestellt und lag schwer in meiner Hand. Bis jetzt hatte ich meine Freunde nicht angefunkt, aus Angst, WCKD könnte das Signal abfangen.
Was hätte ich auch sagen sollen? 'Hey, bitte hasst mich nicht. Ich mache das für euch und rette Minho.' ? Vermutlich nicht.
Ich dachte an Mary. Bestimmt machte sie sich Sorgen. Um Minho, um mich, um die Zukunft. Ich vermisste sie und ihre liebevolle und mutige Art. Ihre Unterstützung hätte ich nun gebraucht.
Und dann war da noch Minho... er hatte nie meine wahren Absichten erfahren können. WCKD ausspionieren. Wahrscheinlich dachte Minho immer noch ich hätte ihn wirklich verraten. Und jetzt war er irgendwo, in WCKD's Gewalt. Es brach mir das Herz.
Plötzlich hörte ich Schritte aus dem Korridor, hinter der schweren Stahltür des Zimmers.
Schnell steckte ich das Funkgerät und das kleine Notizbuch, welches ich damals ebenfalls vom Rechten Arm mitgenommen hatte, ein.
Ein maskierter Mitarbeiter vom Sicherheitsdienst öffnete die schwere Tür quietschend und Janson, der Rattenmann, trat ein. "So, so...", lachte er, grässlich wie immer. "Heute ist dein erster Tag. Ich habe nicht viel Zeit. Michael wird dich zur Frau Doktor bringen und sie wird dich einweisen."
Er zeigte auf den Sicherheitstypen und verschwand dann.
Dieser winkte mich zu sich herüber und führte mich dann durch die langen, schwach beleuchteten Gänge der Anstalt.
Der Sicherheittyp, Michael, lief dicht hinter mir und machte große, schnelle Schritte. Ich musste mich bemühen mitzuhalten.
Schließlich kamen wir an einer Glastür an und er öffnete sie. Eine junge Ärztin, mitte 30, begrüßte mich freundlich. Sie trug einen weißen Kittel und ein Schild von WCKD mit ihrem Namen und ihrer ID. Ihre dunkelroten Haare waren streng hochgesteckt und sie trug knallroten Lippenstift. Ihr Lächeln war freundlich und ehrlich, im Gegensatz zu Janson. "Guten Tag, Sadie. A3. Schade, dass deine Gehirnmuster nicht ausreichend waren."
"Was?", fragte ich verwirrt.
Sie kicherte. "Hach, da hätte ich ja fast zu viel verraten. Wie auch immer, das lernst du bei mir noch früh genug. Ich bin Abigail Harris, nenn mich einfach Abby. Damalige Assistentsärztin von Ava Paige und ab heute wirst du mir assistieren."
Dr. Harris, Abby, war merkwürdig. Freundlich, aber merkwürdig.
Sie führte mich in dem Labor herum und erklärte mir die einzelnen Geräte und wie sie funktionierten. Sie erklärte das Ziel von WCKD, das Heilmittel.
Dafür würden sie den Immunen Blut abnehmen. Aber nur denen, die, die richtigen Gehirnmuster hatten.
Abby meinte es wäre alles nur Mittel zum Zweck und, dass ich mehr verstehen würde, sobald ich eingearbeitet war.
Sie gab mir eine Blutprobe, die ich untersuchen sollte.
"Sehr gut, und jetzt nimmst du davon einen Abstrich...", meinte Dr. Harris.
Plötzlich ging ein lauter Alarm los. Die Ärztin neben mir schreckte auf. "Oh. Da gibt es ein Problem. Du bleibst hier und machst mit deinen Untersuchungen weiter."
Ich nickte und Dr. Harris verschwand panisch aus ihrem Labor.
Nun war ich allein. Meine Chance.
Ich blickte mich um, ob mich vielleicht jemand beobachtete oder irgendwo Kameras waren. Nichts.
Schnell machte ich mich über Dr. Harris' Computer her. Glücklicherweise hatte sie kein Passwort.
Ich öffnete das WCKD Programm und entdeckte eine Suchmaschine. Ich tippte den Namen Minho ein. Nichts. Keine Ergebnisse.
Natürlich nicht. Welche Nummer hatte er nochmal gehabt? A... A7! Volltreffer!
Der Computer rief eine Seite voll mit Informationen über Minho auf. Ich musste meine Tränen zurückhalten als ich sein Bild sah.
Das meisten Informationen waren irgendein Artzgerede, von dem ich nichts verstand, noch nicht. Doch dann entdeckte ich etwas sehr interessantes...
'Der Proband A7 wird aus dem WCKD Standort 0053, in die Hauptzentrale zu weiteren Untersuchungen seiner Gehirnaktivitäten überliefert. Die Überlieferung erfolgt mit einem Zug anderer Probanden am...'
Diese Informationen reichten fürs erste. Schnell kramte ich mein Notizbuch hervor und notierte die Daten und Informationen.
Dann waren Dr. Harris Schritte und ihr seltsames Lachen auf dem Gang vor dem Labor zu hören.
Panisch schloss ich die Seite am Computer und rannte zu meiner Blutprobe.
"So... entschuldige bitte die Unannehmlichkeiten. Es gab ein Problem mit einem Patienten. Wo waren wir stehen geblieben?", sie wirkte ruhig und nicht überrascht. Mir lief ein Schauer über den Rücken. Ich wollte gar nicht wissen, was mit dem Patienten passiert war.
Mist... das Notizbuch, es lag noch auf dem Computertisch!
Dr. Harris ging auf ihren Schreibtisch und den Computer zu. Panik überkam mich. "Dr. Harris?", rief ich aus der Panik.
Sie sah zu mir. "Abby. Einfach Abby.", lächelte sie zurück.
Ich schluckte schwer. Was jetzt? "Abby, Ich kann keine Antikörper des Virus im Blut erkennen. Ist das Blut infiziert, oder nicht?"
"Lass mal sehen, dann kann ich dir das genauer erklären.", sagte sie lieb und setzte sich auf den Stuhl. Dann sah sie sich das Blut unter dem Mikroskop genau an.
Während sie beschäftigt war, schnappte ich mir das Notizbuch vom Tisch und steckte es ein. Glück gehabt, das hätte auch ganz anders ausgehen können.
Sie erklärte mir noch einige medizinische Sachen und dann war mein erster Arbeitstag schon vorbei.
Teresa hatte ich nicht gesehen.
Eigentlich hatte ich damit gerechnet, wieder in meine graues, einsames und Sonnenloses Zimmer gesperrt zu werden.
Aber stattdessen brachten die Sicherheitsleute mich zu einem Fahrstuhl. Ich fragte mich, ob einer von ihnen immer noch Michael war. Das konnte man unter den Masken nicht erkennen.
Der Fahrstuhl fuhr ein paar Stockwerke hinunter. Die Türen öffneten sich Klingelnd und wir verließen das Gebäude.
Was sich hinter den Türen der WCKD Anstalt befand war faszinierend. Kein Labyrinth, keine Brandwüste.
Es fühlte sich an wie eine völlig andere Welt. Mir ragten hohe Wolkenkratzer und moderne, bunte Bildschirme entgegen. Autos, Menschen fuhren und liefen durch die Straßen. Eine Stadt!
Es war ein faszinierendes Bild. Nie hätte ich gedacht, dass es einen Ort gäbe, an dem die Welt in Ordnung war.
"Einsteigen!", meinte einer der Sicherheitskräfte streng und bestimmend. Ich widersprach nicht und stieg in ein schwarzes Auto ein.
Er folgte mir und das Auto fuhr los.
Wir bogen um Ecken, hielten an Ampeln und fuhren an Geschäften und belebten Straßen vorbei. Es war so anders als in der Brandwüste. Modern und belebt.
Es wirkte als gäbe es gar kein Virus in der Stadt, auch wenn manche Menschen eine Schutzmaske trugen.
Der schwarze Wagen blieb abrupt vor einem hohen Wolkenkratzer stehen.
Wir stiegen aus und ich folgte dem Sicherheitstypen, in das hohe Gebäude aus Glas.
Ein Lift brachte uns in den 27. Stock. Eines von 76 Stockwerken.
Ein kurzer, steriler Gang breitete sich vor mir aus. Er war von kalten Neonröhren beleuchtet. Mehrere Türen waren auf dem Gang verteilt.
Der Typ ging auf die dritte Tür links zu und öffnete sie mit einer Schlüsselkarte. Die Tür öffnete sich zischend und er drückte mir die Karte in die Hand.
"Ma'am. Ihr neues Zuhause."
Mit diesen Worten ließ er mich im Türrahmen stehen.
Ich trat ein, aber hatte keine Zeit mir die Wohnung genau anzusehen.
Ich kramte das Notizbuch und das Funkgerät hervor.
Es war riskant, aber ich musste es meinen Freunden sagen. Sie mussten Minho da raus holen.
Ein tiefer Atemzug und ich schaltete das Gerät an. Ich hatte nicht viel Zeit, sonst würde WCKD sicher das Signal abfangen.
Aber ich wagte es. Piepen und Rauschen dröhnten aus dem Funkgerät. Dann drückte ich behutsam einen Knopf und sprach hinein. "Mary...? Mary? Kannst du mich hören? Hallo?"
Sie antwortete. Ich hatte nicht viel Zeit und redete sofort los...

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2. Kapitel :)
Ich hoffe es hat euch gefallen.
Alles liebe, Darline

1413 Wörter

Tracks Of Destiny Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt