Pov: Sadie
Die Sicherheitsleute brachten mich wieder in das Labor von vorhin zurück. Ich fühlte mich leer. Enttäuscht von mir selbst, hatte Angst um Minho und machte mir Sorgen um Mary. Ich hatte sie schon lange nicht mehr angefunkt. Zu viel war, vor allem heute, passiert.
Ich konnte meine Gedanken nicht von Minho ablenken, mehr als sonst vermisste ich ihn. Verrückt das zu denken, aber ich wollte zurück auf die Lichtung. Hinter den sicheren Mauern, mit Minho.
Die Tür des Labors öffnete sich und Dylan saß immer noch auf dem Stuhl.
Allerdings schrie und schlug er wie wild um sich. Er war an den Behandlungsstuhl gefesselt. So langsam klangen seine Schreie alles andere als menschlich, eher wie ein wild gewordenes Tier oder eine Kampfmaschine. Inzwischen zeichneten sich auch seine Adern dunkler und schwärzer auf seiner Haut ab. Dylans Augen waren dunkel und spiegelten den blanken Wahnsinn wieder. Es schauderte mich und mir wurde eiskalt. Dylan war nicht mehr Dylan. Er war ein Infizierter. Ein Crank. Es tat mir innerlich weh, das zuzugeben. Mein einziger Freund hier... vielleicht mein bester seit langem.
Ärzte in Schutzanzügen drängten sich zu ihm, versuchten ihn zu beruhigen und Untersuchungen durchzuführen.
Für diesen Moment musste ich Minho, WCKD und all meine Probleme vergessen. Ich musste für Dylan da sein, so lange es noch ging.
Ich rannte schnell zu ihm, griff seine Hand und schubste die Ärzte lieblos beiseite. "Dylan? Ich bin es... okay? Alles ist gut."
Für einen Moment verschwand der Wahsinn aus seinen Augen. Dylan sah mich an, als wäre alles okay. Als wären wir in unserer eigenen Blase, unsere eigene, kleine, heile Welt. Ohne WCKD, ohne Virus, ohne Tod und Angst.
Aber alles zerplatzte mit einem Mal. Dylan schrie oder kreischte vielmehr und seine Augen verdunkelten sich wieder. Plötzlich schnappte er nach meinem Arm und wollte zu beißen, aber ich zog ihn rechtzeitig zurück. Ich war geschockt.
"Geben Sie ihm das Serum, Den Segen.", rief ich und drehte mich verzweifelt zu einem der Ärzte um.
Sie wechselten untereinander skeptische Blicke, als wäre es sinnlos für diesen Patienten das Serum zu verschwenden.
"Na los!", schrie ich aus der Verzweiflung heraus.
Schließlich setzte sich eine Ärztin in Bewegung und rammte Dylan eine Spritze mit dem Serum in den, von dunklen Adern überzogenen, Arm.
Er entspannte sich wieder und der Wahnsinn verschwand aus seinen Augen. Er war wieder Dylan. Für den Moment.
Die Ärzte ließen von uns ab. Sie notierten Daten und tippten auf ihren Computern herum.
"Dylan... alles wird gut, okay?"
Er schüttelte den Kopf. "Nicht mehr hier... aber wir werden uns wieder sehen, irgendwann."
Mir kamen ein paar Tränen. So viel Trauer, Angst und Sorge hatten mich den ganzen Tag begleitet. War das mein Abschied von Dylan? Nein, sie würden das Heilmittel finden!
"Sadie...?", fragte Dylan mit kratziger Stimme. "Du musst ihn finden."
"Wen?"
"Meinen Bruder Ross." Dylan hustete ein paar mal.
Sein Zustand hatte sich in den letzten Stunden deutlich verschlechtert. Wie konnte das so schnell passieren?
"Ross?"
"Ja, Ross. Was glaubst du wieso ich hier bin? Der kleine ist damals nicht weggelaufen. WCKD hat ihn, für ihre Zwecke mitgenommen. Er war noch so jung. Gerade mal 7, als sie ihn holten. Kurz nachdem meine Eltern... naja, du siehst ja was mit mir..."
Er klang traurig, enttäuscht und ängstlich. Konnte seinen Satz nicht beenden.
"Sadie.", fing er erneut an. "Du bist ein so liebevoller Mensch. Deine positive Art, erinnert mich an ihn." Dylan streichte vorsichtig über meinen Handrücken. "Sie haben ihn damals umbenannt. In Charles, Chuck oder so. Er hatte diese süßen Löckchen. Ross war doch nur ein Kind."
Ich sah ihn schockiert an. "Das kann ich nicht."
"Wieso nicht?" Seine Frage klang aggressiv. Seine Augen wurden dunkel, fast schwarz. "Sadie! Antworte mir! Wieso nicht?"
Chuck war Dylans Bruder gewesen. So sehr hatte Chuck sich damals gewünscht seine Familie wiederzusehen.
"Ich kann nicht."
Dylans Blick wurde Wild. "Du mieses Stück! Du bist zu nichts zu gebrauchen! Ich hasse dich! Du elendige...", ich versuchte mir seine Worte nicht zu Herzen nehmen, denn sie kamen nicht von Dylan. Es war das Virus, der Wahnsinn. Er kämpfte mit seinem letzten bisschen Menschlichkeit.
Nach seiner Fluchattacke beruhigte er sich wieder. Seine Augen wurden klarer, sein Blick sanfter. "Ich... es.. es tut... es tut mir ja so leid. Ich weiß nicht wie..."
"Ist okay, ist okay.", sagte ich und streichelte über seine Schulter. "Du wirst ihn finden, Dylan. Du wirst deinen Bruder Ross finden.", sagte ich mit meiner ruhigsten Stimme. Es tat weh das zu sagen.
"Woher willst du das wissen?"
Ich seufzte schwer. Die Erinnerungen an Chucks Tod, die Griewer und das Labyrinth waren wie ein weggesperrtes Trauma. Eine Erinnerung, die man keinesfalls wieder hervorholen wollte.
"Weißt du Dylan, ich kannte ihn. Ich kannte Chuck, Ross. Wir waren Freunde."
Dylan wirkte verwirrt und überrascht, aber keinesfalls negativ. Ich sprach weiter. "Hier bei WCKD. Damals gehörte ich auch zu den Probanden, an denen Tests durchgeführt wurden. Ich bin Immun, ein Volltreffer für WCKD. Und Chuck war es auch. Der kleine Chuck mit den braunen Löckchen."
Dylan lächelte bei der Erinnerung.
"Wo ist er jetzt? Wo ist mein Bruder? Wo ist Ross?, rief Dylan hoffnungsvoll. Er wollte aufspringen, aber die Fesseln des Stuhles hielten ihn zurück.
"An einem besseren Ort. WCKD hat uns, hat ihm schlimmes angetan."
Dylans Hoffnung verschwand entgültig aus seinem Gesicht. Jedes Lächeln, jeder positive Gedanke verschwand mit einem Mal. Dylan musste verstanden haben, was mit seinem Bruder passiert war. Einen Moment war er still.
Dann schrie und kreischte er wieder. Schlug wie ein wilder um sich. Er zog an seinen Fesseln, aber konnte sich trotzdem nicht lösen. Nun war in seinen Augen kein bisschen Menschlichkeit oder Liebe zu erkennen. Sein Blick war leer und kalt. Angsteinflößend und Besorgniserregend. Ich wollte irgendetwas tun, Dylan helfen, ihm noch mehr Serum geben. Aber ich konnte nichts tun, als dem außer Kontrolle geratenen Dylan zuzusehen. Ich stand stocksteif da. Meine Beine waren Nudelweich und meine Hände zitterten.
"Ich hasse dich! Ich hasse euch alle! Das ist eure Schuld! Wegen euch ist er Tod!" Er schrie und beleidigte. Dann zerrte er an seinen Haaren, riss sich selbst Haarbüschel aus und kreischte weiter. Die kahlen Stellen an seinem Kopf bluteten. Dylan spuckte und kotzte einen schwarzen Schleim aus und hustete wie verrückt.
Es war ein grausames Bild, wie aus einem Horrorfilm. Aber das war echt. Und es war mein Freund. Schuldgefühle überkamen mich. Hätte ich ihn retten können?
"Tun Sie doch etwas!", rief ich, aber keiner der Ärzte tat etwas. Sie standen stumpf da und beobachteten Dylans Leid.
Plötzlich packte mich jemand an der Schulter und zog mich von der Szenerie weg. Dr. Paige. "Das reicht. Michael wird dich nach Hause bringen. Morgen ist ein großer Tag."
"Nein... nein. Das können Sie nicht machen! Sie müssen ihm helfen!", schrie ich, aber Michael zog mich schon aus dem Raum. Ich wollte mich wehren oder weinen. Aber ich hatte keine Kraft dafür. Zu viel war heute passiert.
Michael zog mich mit sich durch die Flure.
"Wie konnte sich sein Zustand so schnell verschlechtern?", fragte ich. Die Stimme leer.
"Weißt du kleine, der Junge hatte das Virus schon lange. Vermutlich hat er alle möglichen angesteckt. Er konnte es durch das Serum nur lange verstecken. Keine Ahnung, wo er das Zeug her hat. Es war klar, dass heute sein letzter Tag ist."
Sein letzter Tag. Ich hatte Dylan gerade zu letzten Mal gesehen.
Dylan, mein Freund. Meine Stütze, mein Halt. Das einzige was ich in dieser schrecklichen Stadt und bei WCKD hatte. Er war weg. Ich wollte mir einreden alles wird gut, aber das war es nicht.In meiner Wohnung war es still. Es war stickig, da die Sonne den ganzen Tag in das Apartment geschienen hatte. Es war bereits dunkel und die Lichter der Stadt erhellten den Horizont.
Plötzlich, nach diesem Moment der Stille, kam alles in mir hoch. Verzweiflung, Trauer, Angst, Wut, Hass.
Hass auf WCKD. Wut auf mich selbst. Angst um Minho. Trauer um Dylan. Und Verzweiflung wie es jetzt weiter gehen sollte. Ich heute gegen die Tür, trat gegen den Tische und warf das Geschirr auf den Boden. Es zersprang klirrend.
Was sollte ich tun? Wie konnte ich Minho aus WCKDs Folter befreien?
Morgen wäre ein großer Tag, hatte Dr. Paige gesagt. Wäre ich ab morgen wieder ihre Probandin?
Dann konnte ich niemandem mehr helfen? Dann wäre alles umsonst gewesen. Ich musste hier weg. Raus aus dieser Stadt, so schnell wie möglich.
Da kam mir eine Idee. Und ein wenig Hoffnung machte sich in mir breit.
Schnell suchte ich nach dem Funkgerät.
Es rauschte und piepte wie gewohnt.
"Mary? Mary, hörst du mich?", fragte ich mit zitternder Stimme und Panik im Bauch.
Nichts. Stille.
"Mary?"
Immer noch Stille. Ein Piepen. "Ja, ich höre dich. Sadie... geht's dir..."
"Mary. Hol Minho und mich hier raus. Ich muss aus dieser Stadt! Noch heute Nacht..."_________________________________________
Sooo...
Das war Kapitel 17
Ein sehr trauriges Kapitel :(
Ich hoffe es gefällt euch trotzdem
Alles liebe, Darline1520 Wörter

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Tracks Of Destiny
Aléatoire„Es stimmt, ich saß wie jeden Abend etwas abseits und wartete auf ein Lebenszeichen von Sadie. Ich wartete das sie mich anfunkte, ich hatte Angst das ich sie vielleicht in Schwierigkeiten bringe wenn ich sie anfunke. Aber nichts, Sadie hatte keine A...