Kapitel 27

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POV: Sadie
"Werd glücklich"
Ein letzter Atemzug und ihre Augen verloren jegliche Emotionen. Ihr Körper wurde schlaff.
Eine Welt brach für mich zusammen. Jegliche Hoffnung verschwand auf einmal. Meine Schläfen pochten und ich wollte es nicht wahrhaben. Ich starrte in ihre leeren Augen.
Nicht Mary, nicht jetzt und nicht hier. Ein innerer Schmerz, nicht auffindbar und nicht heilbar, breitete sich in mir aus. Gefolgt von leere. Ich konnte und wollte es nicht wahrhaben. Wieso Mary? So kurz vorm Ziel... Wut breitete sich in mir aus, gefolgt von mehr Tränen. Noch nie fiel es mir so schwer zu schlucken. Was sollte ich ohne Mary tun?
Minho zog mich fester in seinen Arm. Er wirkte geschockt. Seine Atmung war ungleichmäßig, als müsste er sich selbst daran erinnern zu atmen. Ich drückte seine Hand, um ihm Kraft zu geben, aber ich fühlte mich selbst zu schwach. Plötzlich kullerten Tränen. Eine nach der anderen. Minho weinte um Mary, er weinte wie noch nie zu vor. Er verkrampfte sich vor Schmerz.
Ich wollte schreien.
Mary lag immer noch in Newts Armen. Die Blutlache um sie herum wurde immer größer und dunkler. Newt drückte seine Freundin fest an sich und weinte im stillen. "Nein... Nein... Nein.", fluchte er immer wieder.
Aus der Ferne kamen Gally und Thomas angerannt.
Gally sah ihre offenen Augen und für einen Moment erkannte man Hoffnung in seinem Blick. Doch diese verschwand innerhalb von Millisekunden.
Er fiel auf die Knie, als er Begriff, dass... dass... ich wollte es nicht einmal in meinen Gedanken wahrhaben.
Thomas blieb geschockt und wie angewurzelt stehen.
Gally wollte Mary aus Newts Armen nehmen, aber er ließ sie nicht los. Newt verkrampfte sich und hielt sie mit seiner letzten Kraft fest.
Schließlich entriss Gally Marys Körper und Newt brach zusammen. Seine Tränen wurden immer mehr.
"Nein! Nein! Du hast es mir Versprochen!", schrie Gall. Seine Stimme brach ab und auch ihm kamen die Tränen. "Wir wollten das zusammen durchziehen! Ich gebe dich noch nicht auf!"
Gallys Reaktion versetzte mir einen weiteren Stich und noch mehr Tränen. Sie hatte in geliebt, mehr als alles andere. Gally, ihre einzige Familie. Ihn so zu sehen, hätte auch ihr das Herz gebrochen.
Zitternd und geschwächt schüttelte er sie. "Komm schon! Lass mich nicht im Stich!"
Dann versuchte er sie wiederzubeleben. Er startete die Herzrhythmusmassage und beatmete Marys Körper. "Komm schon! Bleib bei mir! Mary!" Nichts passierte. "Scheiße!Scheiße, Scheiße, SCHEIßE!" Er versuchte es immer wieder und wieder. Er schrie und weinte. "Mary! Bleib bei mir! Bitte! Ich brauche dich doch! FUCK!"
Ich schluchzte, griff nach Minhos Hand und suchte Halt. Halt, welchen Mary mir immer gegeben hatte. Halt und Sicherheit. Freundschaft und Liebe.
Ich erinnerte mich an unsere erste Begegnung, damals war ich auf die Lichtung gekommen, hilflos und schwach. Sie war für mich da gewesen und wurde meine Freundin. Meine starke beste Freundin. Bei dem Gedanken an ihr Lächeln flossen bei mir weitere Tränen.
Gally war immer noch dabei Marys Körper wiederzubeleben, dabei fluchte er. Das dunkelrote Blut wirkte fast schwarz und breitete sich auf dem Asphalt aus. Newt schüttelte zerstört den Kopf. Auf seiner Haut waren bereits dunkle Adern zu erkennen. Ein Symptom für die fortgeschrittene Entwicklung des Virus'.
Minho flossen weiterhin die Tränen. Tränen, die Mary nie zu Gesicht bekommen hatte.
Thomas stand geschockt dort. Auch ihm lief eine Träne die Wange herunter. "Wir konnten nicht alle retten..." Es klang wie ein Vorwurf gegen ihn selbst.
Plötzlich ging mir ein Licht auf und ich erschrak fast über meine eigene Grausamkeit. Oder war es doch Stärke?
Wo war der Unterschied?
Ein tiefer Atmezug und dann sprach ich, soweit es mit meiner krächzenden Stimme ging: "Wir müssen weiter." Meine Worte klangen kalt.
Geschockt und mit Tränen in den Augen blickten die Jungs mich an. Minho ließ meine Hand los.
Gally schüttelte den Kopf und versuchte verzweifelt weiter Mary zu reanimieren. "Scheiße, man. Nein! Ich lasse sie nicht zurück! Nicht so!"
Ich ging auf ihn zu und legte vorsichtig meine Hand auf seine Schulter. "Es ist okay, Gally. Lass sie gehen."
Er ließ von ihrem Körper ab und brach zusammen. Er verzog vor Tränen das Gesicht.
"Ist okay, ist okay...", flüsterte ich.
Dann nahm ich ihn in den Arm. "Sieh mich an", sprach ich liebevoll. "Sie hat dich geliebt, Gally. Und sie tut es immer noch. Sie wird niemals aufhören dich zu lieben." Ich wendete mich auch den anderen zu. "Sie wird uns alle für immer lieben. Newt, Minho, Thomas und auch mich... es ist okay. Wir müssen los lassen. Mary ist nun an einem besseren Ort."
Jedes einzelne Wort tat mir selber weh.
Mary hat uns immer verstanden, hat uns Kraft gespendet und die Gruppe zusammen gehalten. Sie hat auch für uns gekämpft. Wir dürfen jetzt nicht den Kopf verlieren. Zu viel steht auf dem Spiel.
"Sie hat nie aufgegeben und bis zum Schluss gekämpft. Wir dürfen es hier nicht enden lassen. Wir holen das Serum und schaffen es in den sicheren Hafen. Mary hätte es so gewollt. Lasst uns kämpfen... für sie."
Newt schien sich als erster wieder zu fangen. "Sadie hat Recht... Für Mary. Wir beenden, was wir gemeinsam angefangen haben."
Ich wechselte ein paar Blicke mit Minho. Seine Augen waren gerötet vom weinen, aber er nickte.
Thomas hob seine Waffen auf und machte sich bereit.
Nur Gally kniete weiterhin vor der grausamen Szenerie. Er zitterte am ganzen Körper.
Mir war weiterhin nach weinen zumute, aber die Jungs brauchten nun jemanden der ihnen Kraft spenden konnte. Ich wusste was Mary getan hätte. Ich würde so stark sein wie sie.
"Gally... Mary wollte dich niemals so verletzen." Er schluchzte. "Aber, dass wir jetzt gegen WCKD verlieren, hätte sie noch weniger gewollt."
Er nickte stumpf. Ich nahm seine Hand und zog ihn hoch. Thomas stützte ihn."Komm schon, man..."
Widerwillig, aber schnell setzten sich die Jungs in Bewegung. Minho half Newt, welcher schon Probleme mit dem Laufen hatte. Das hier musste den Verlauf der Krankheit ziemlich stark beeinflusst haben.
Ich sah noch einmal zu der Leiche meiner besten Freundin und kniete mich davor. So langsam konnte ich den Gedanken an Marys Tod, zumindest in Gedanken, akzeptieren.
Ich strich über ihre eiskalte Wange.
"Danke... Ich werde stark bleiben und für sie da sein. So wie du immer für uns da warst..." Das waren meine letzten, an sie gerichteten, Worte. Eine warme Träne floss über mein Gesicht.
Ich nahm Gallys Armschutz von ihrem Arm, um ihn Gally zu geben. Das hatte Mary sich gewünscht.
Mit zitternder Hand, schloss ich ihre Augen.
Ein tiefer Atemzug, dann fing ich mich wieder. Wir würden es in den sicheren Hafen schaffen... für Mary.
Schnell rannte ich den Jungs hinterher.

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Das war Kapitel 27.
Ich bin sooo traurig, aber wir haben uns nun einmal für dieses Ende entschieden. :(
Seit gespannt wie es weiter geht...
Alles liebe, Darline ;)

1132 Wörter

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