Kapitel 15

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Pov: Sadie
Ich rannte, ohne zurück zu sehen über den Flur, zurück in das Labor. Die Ärzte hier beachteten mich kaum. Ich ging auf Dylan zu und versuchte meine Anstrengung nach dem Rennen zu vertecken.
"Und? Was ist nun?", fragte Dylan nervös.
Ich schüttelte verzweifelt den Kopf. "Alles gut. Dr. Paige ist gleich hier.", meinte ich, um ihn zu beruhigen.
"Sadie?", rief plötzlich eine Stimme hinter mir. Der Rattenmann. Mein ganzer Körper spannte sich an. Kalter Angstschweiß lief über meine Stirn. Hatten sie mich entdeckt?
Langsam drehte ich mich um. Hinter Janson standen Dr. Paige und ein paar der Sicherheitsleute.
"Würdest du uns bitte folgen?", fragte er mit ernster Stimme.
Ich schluckte schwer und wurde noch nervöser. Ich sah zu Dylan. Er sah schwach und hilflos aus. Seine Atmung war unregelmäßig und Schweißperlen liefen über sein Gesicht.
"Ich kann nicht. Mr. Wright muss zuerst..."
Dr. Paige schaltete sich ein. "Das ist kein Problem. Man kümmert sich hier gut um ihn."
'Was eine Lüge.', dachte ich, aber Dr. Paige sprach weiter. "Es geht um deine Ausbildung und Forschung bezüglich des Heilmittels. Es ist sehr wichtig, Sadie."
Ich nickte verzweifelt, sah noch einmal zu Dylan und folgte dann Dr. Paige und Janson. Wir gingen durch die vielen Flure von WCKD. Die Sicherheitsleute direkt hinter uns.
Vermutlich war nun der Tag an dem ich Minho wieder sehen würde. Aber war ich bereit dazu? Was wird Minho über mich denken und was wird er sagen? Ich konnte ihm ja nicht meine wahren Absichten erklären, solange WCKD uns beobachtete. Außerdem war mein 'toller' Plan sowieso zum Scheitern verurteilt, sobald wieder Tests an mir durchgeführt wurden. Mary und meine anderen Freunde waren vermutlich schon längst im sicheren Hafen. Es wäre ziemlich gefährlich, nur um Minho und mich zu retten, hier in die Stadt zu kommen. Und selbst wenn sie vor den Stadtmauern wären, kämen sie nicht hinein.
"Sadie?", unterbrach Dr. Paige meine Gedanken.
Ich hob meinen Kopf. Wir waren vor einer Tür angekommen und traten ein. Teresa war der Gruppe auf dem Weg beigetreten.
Es war dunkel. Nur ein paar Geräte und Lichter tauchten den Raum in ein geheimnisvolles Blau. Eine große, saubere Glasscheibe trennte uns von einem anderem Raum. Dahinter waren Ärzte in weißen Kitteln, die sich Sachen notierten oder hektisch umherliefen. Und außerdem war da noch... Minho.
Er hing an einer Maschine oder eher Gerät. Um seinen Kopf war ein Gerät mit vielen unterschiedlichen Kabeln und Bandagen befestigt. Lichter blinkten und ließen sein Gesicht blau erscheinen.
Ich bekam einen Schock... denn Minho schrie. Er schrie, stöhnte und kreischte. Er sah schwach aus und kämpfte mit seinen letzten Kräften gegen das Gerät an.
Das mussten die Simulationen sein von denen Dr. Paige und Janson gesprochen hatten. Es schockierte mich. Ich wollte weinen, schreien, irgendetwas tun, um Minho daraus zu holen. Doch ich konnte mich nicht aus meiner Schockstarre nicht lösen. Vermutlich hätte ich sowieso nichts für ihn tun können.
Seine Augen waren offen und zeigten den reinen Wahnsinn. Was auch immer er dort sah oder erlebte musste grausam sein. Noch nie hatte ich Minho in solch einem Zustand gesehen. Er wirkte wie ausgewechselt. Schwach, verletzt und nicht mehr zu retten. Was hatte WCKD ihm alles angetan?
Der Doktor hinter der Scheibe stellte das Gerät ab und Minho beruhigte sich ein wenig. Er atmete wieder gleichmäßiger und eine Träne lief seine Augen herunter. Es trieb mir ebenfalls die Tränen in die Augen. Am liebsten hätte ich alle um mich herum zu Boden geschlagen und Minho daraus geholt. Aber ich war immer noch in meiner Starre. Immer größere Wut stieg in mir auf.
Der Doktor leuchtete Minho in die Augen. "Nicht so effektiv wie das Labyrinth, aber es scheint zu funktionieren.", meinte er.
"Vielversprechend", sprach Dr. Paige. "Aber wir benötigen noch weitere Probanden." Sie sah zu Teresa. Ihr Blick war leer und verriet nichts über ihre Gedanken oder Gefühle.
Ich blickte wieder zu Minho. Sein Zustand und das was sie ihm antaten, zerrissen mein Herz. Es tat mir weh ihn so zu sehen. Wie konnten sie ihm das nur antun? Und wieso stand ich noch regungslos hier und tat nichts?
Sie folterten ihn. WCKD folterte Minho. Und damit nicht nur ihn, sondern auch mich, weil ich tatenlos dabei zu sehen musste. Mir kamen weitere Tränen.
"Na schön, weiter machen...", sagte der Arzt hinter der Scheibe. Das Gerät wurde wieder angemacht. Minho atmete schwer und fing dann an schrecklich zu schreien. Er riss seine Augen auf und starrte ins leere.
"Stopp... hört auf!", rief ich krächzend. Meine Stimme brach weg. Mein Gesicht war voller Tränen.
Die Ärzte starrten mich verwirrt an.
Ich räusperte mich und musste meine Kräfte sammeln. "Lasst mich mit ihm sprechen.", sagte ich mit zitternder Stimme und drehte mich zu Dr. Paige.
Janson sah sie zufrieden an und versteckte sein verschmitztes Lächeln. Natürlich wusste ich, dass WCKD genau dieses Gespräch wollte. Allerdings konnte ich nicht weiter dabei zusehen, was sie ihm antaten.
Ava Paige nickte stumpf. "Nun gut..."

Es waren bereits 5 Minuten vergangen und immer noch herrschte Stille.
Ich rutschte nervös auf einem Plastikstuhl herum. Ein Tsich trennte uns voneinander.
Minho saß vor mir, mit Handschellen gefesselt. Er würdigte mich keines Blickes, hob nicht einmal den Kopf und regte sich nicht.
Seine Augen waren geschwollen, seine Haare hingen Matt herunter und seine ganzer Körper wirkte schlaff. Er saß hier mit seinen letzten Kräften.
Nichts hatte mich jemals so fertig gemacht, wie Minho so zu sehen.
Alles was wir durchgemacht hatten, hatten wir gemeinsam erlebt. Doch dieses mal hatte ich Minho alleine gelassen. Er hatte so viel alleine durchstehen müssen.
Ein Stechen ging durch meine Brust und wieder kamen mir die Tränen.
Ich versuchte das zu verdrängen und wollte etwas sagen. "Es tut mir leid..."
Mehr konnte ich nicht hervor bringen.
Er regte sich immer noch kein Stück.
Meine Stimme und vor allem meine Entschuldigung waren lächerlich.
"Minho... du musst mich verstehen."
Er hob seinen Blick. Dieser war voller Hass, aber auch Trauer. Er gab keine Antwort.
"Alles wird wieder gut. Das verspreche ich dir.", versuchte ich verzweifelt.
Er schüttelte den Kopf. Vorsichtig und langsam, als hätte er große Schmerzen.
"Nichts wird wieder gut." Seine Stimme war schwach. Nicht mehr als ein Flüstern.
"Minho... du wirst es verstehen. Es gibt einen Grund." Ich wurde immer verzweifelter.
Er nahm den Blick nicht von mir.
Vorsichtig legte ich meine Hand auf seine. "Du musst mich nicht mögen. Du sollst mir nur vertrauen."
Er schrie vor Wut auf und schlug aggressiv meine Hand weg. "Du miese Verräterin. Du hättest sie aufhalten können. Du hättest so viele Menschen retten können. Nur um dein Gewissen rein zu kriegen.
Sadie...  ich habe dich geliebt."
Minho fiel auf seinen Stuhl. Es hatte ihn seine ganze letzte Kraft gekostet.
Seine Worte trafen mich tief. Mein ganzer Körper zitterte und bebte. Angst und Trauer breiteten sich in mir aus.
"Minho...", fing ich wieder an. So viel hing an diesem Namen. Ich hatte ihn immer geliebt. "Ich habe das nicht für mich getan. Ich wollte... ich konnte nicht... Minho, bitte vertrau mir, bitte glaube mir. Du wirst es verstehen." Mir kamen wieder die Tränen. Wie konnte ich es ihm erklären? Wie sollte ich ihm helfen? Verzweiflung durchflutete meinen Körper.
"Minho...", sagte ich wieder. Schwäche und Reue lagen in meiner Stimme.
Plötzlich veränderte sich etwas in seinem Blick. Etwas wie Hoffnung, Glaube und Vertrauen traten in seine Augen.
Aber es verschwand so schnell, wie es gekommen war. Er senkte seinen Blick und schwieg. Ich wusste, dass er genauso verzweifelt und ängstlich war.
Mit einem lauten Knall, wurde die Tür aufgerissen. Minho zuckte zusammen. "Das reicht für heute, meine Damen und Herren", verkündete Janson stolz, als er herein platzte.
Ich wollte noch nicht gehen, aber ich konnte es Minho auch nicht erklären... Würde er mir je wieder vertrauen können?
Die Sicherheitsleute brachten mich aus dem Raum.
Und so musste ich Minho wieder zurücklassen, alleine und unter WCKD's Gewalt. Mein Herz schmerzte, aber ich hatte nicht genug Kraft mich zu wehren. Ich war einfach schwach. Eine Enttäuschung. Für alle, aber vorallem für Minho...

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Das war Kapitel 15...
Sehr, sehr emotional und traurig :(
Wie hat es euch gefallen?
Alles liebe, Darline

1367 Wörter.

Tracks Of Destiny Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt