Kapitel 19

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PoV: Sadie
Ich rannte schon aus meiner Wohnung, während ich mich von Mary verabschiedete. Ich blickte ein letztes Mal auf die Tür von gegenüber. Dylans Tür.
Dann fing ich mich wieder. Für Trauer war einfach keine Zeit, so traurig das war.
Ich rannte durch den hohe Gebäude, welches eine ganze Zeit mein Zuhause gewesen war. Der Fahrstuhl brachte mich ins Erdgeschoss und damit näher an meine Freiheit.
Auf den Straßen der Stadt waren nur noch wenige Leute unterwegs, da die Ausgangssperre gleich beginnen würde. Ich beeilte mich, rannte durch leere Straßen, vorbei an geschlossenen Geschäften, zum Bahnhof. In diesem Teil der Stadt kannte ich mich inzwischen ziemlich gut aus. Ich kannte jede Straße, jeden Laden und den Weg zum Bahnhof. Allerdings hatte ich nie den Rest der großen Stadt gesehen und in hoffte innig, dass es nur diesen einen Bahnhof gab.
Schließlich kam ich am Bahnsteig an. Er war leer. Nur die Notbeleuchtung flimmerte. Stille.
Plötzlich ertönte ein Alarm.
"Die Ausgangssperre beginnt in 15 Minuten. Bitte begeben Sie sich ruhig und ordnungsgemäß nach Hause. Bitte bedenken Sie, das dient Ihrer eigenen Sicherheit. Danke, für Ihr Verständnis. ", sprach eine sterile Frauenstimme durch Lautsprecher und es erhallte in der ganzen Stadt. So oft hatte ich diese Ansage schon gehört.
Dann hörte ich Stimmen auf dem großen Platz über dem Bahnsteig. "Wir müssen runter von der Straße. Wo bleibt sie denn?"
Ich lief eine Treppe hinauf und entdeckte 3 Jungs. Einen blonden, einen dunkelhaarigen und einen großgewachsenen mit kurzen Haaren.
Mein Herz machte vor Freude fast einen Sprung. Nun erhöhte ich mein Tempo und wurde noch schneller. Dann fiel zu erst Newt und dann Thomas um den Hals. "Sadie!", freuten sich die beiden und zogen mich in eine Umarmung. Es tat so gut meine Freunde endlich wiederzusehen. Dann drehte ich mich um. Hinter mir stand der große Junge. Ich traute meinen Augen nicht. Es war Gally. Tatsächlich Gally. Lebendig, direkt vor mir. Ich rieb mir die Augen. "Das muss ich mir einbilden. Das kann nicht sein...", sprach ich. Gally sah mich belustigt an. Dann kam mir plötzlich ein Gedanke. Die Situation war zu schön... "Nein, ich muss träumen. Oder schlimmer... WCKD hat mich! Ich bin in einer ihrer Simulationen. Es ist zu spät. Wie kann das..." Gally unterbrach meine Panik und nahm mich ebenfalls in den Arm. "Alles gut. Komm runter. Keine Simulationen. Ich bin es wirklich."
Ich sah verwirrt zu Thomas und Newt. Sie nickten zustimmend.
"Aber wie...?", fragte ich verwirrt.
"Keine Zeit. Später.", sagte Gally und wandte sich den Jungs zu. "Ich weiß, ist nicht ganz einfach, aber guckt nicht allzu beeindruckt."
Die Jungs starrten auf die hohen Wolkenkratzer, die Lichter und die gesamte Skyline der Stadt. Gally setzte sich in Bewegung und da ich nur noch weg wollte, folgte ich ihm direkt.
Schließlich kamen auch Thomas und Newt hinter her.
Wir rannten durch die Stadt und Straßen und folgten Gally, welcher sich offensichtlich bestens auskannte. Wir mussten oft stoppen, weil Streifenwagen an uns vorbei fuhren. Die Sicherheitsmaßnahmen waren erhöht worden. Anscheinend wusste WCKD Bescheid, dass Thomas und die anderen hier waren.
Mir schauderte es. Würde WCKD uns jetzt entdecken, dan wäre alles vorbei.
Ich hoffte und rannte so schnell ich konnte, von Panik und Angst angetrieben.
Dann erreichten wir den Fuß der Mauer. Mir war nie aufgefallen, wie hoch die Mauern wirklich waren. Vermutlich so groß wie die Tore im Labyrinth damals, bestimmt noch viel größer.
Wir kletterten ein Stück hinauf, dann an den Seiten und von innen noch höher. Irgendwann waren wir auf halber Höhe des Mauerkomplexes angekommen. Hier blieb Gally stehen und stützte sich auf die Reling. Die Jungs taten es ihm gleich und blickten über die Stadt, genau auf das Hauptgebäude von WCKD.
Ich bekam eine Gänsehaut, mir wurde kalt und meine Beine weich. Schreckliche Erinnerungen hingen an dieser Anstalt. Ich wollte nur noch verschwinden.
"Da ist es. Wenn Minho bei WCKD ist, halten sie ihn da drin gefangen. Lawrence versucht schon seit Jahren darein zu kommen.", sagte Gally und stellte ein großes Ferngals auf.
Ich nahm meine letzte Kraft zusammen, auch wenn meine Stimmer nur noch ein Kratzen war. "Er ist dort." Sie drehten sich zu mir um. "Aber da drin wimmelt es nur so von Soldaten und Sicherheitsleuten. Überall Überwachungskameras und Scanner auf jedem Stockwerk.", sprach ich weiter.
"Klingt nach einer verdammten Festung.", meinte Newt enttäuscht.
"Du hast gesagt, du weißt wie man reinkommt.", sagte Thomas zu Gally. Eher beleidigend, als hoffnungsvoll.
"Ja, vielleicht."
"Vielleicht? Was zum Teufel heißt vielleicht?", fragte Thomas wütend.
Gally seufzte und ließ ihn durch das große Ferngals schauen. "Sieh's dir an..."
Thomas blickte hindurch und erstarrte. "Ich sagte, ich weiß wie man rein kommt, aber nicht, dass es dir gefallen würde."
Newt sah fragend hin und her und auch mich packte die Neugier.
"Was ist da?", fragte Newt schließlich.
Von Thomas keine Antwort.
"Seine kleine Freundin.", erklärte Gally seufzend.
Teresa... wie sollte Teresa uns helfen?
Mir wurde immer kälter und schummriger. Ich wollte diese Stadt der Grausamkeit einfach nur verlassen. Die ständigen Gedanken an Dylan und die Sorgen um Minho vergessen. Ich wollte, dass Minho in Sicherheit war.
"Können wir von hier verschwinden? Den Plan können wir auch woanders schmieden. Bitte...", flehte ich.
Gally sah mir meine Verzweiflung und die Angst an und nickte schließlich.
Also ließen wir die Mauer hinter uns und verließen die Stadt durch ein altes, langes Abwassersystem.
Die Tunnel wurden von kleinen Lampen an einer Seite der Wände beleuchtet. Das Wasser stand mir bis zu den Knöcheln, stank widerlich und hatte eine braune Färbung.
Zwischendurch liefen ein paar Ratten vorbei und lenkten von dem grausamen Gestank nach Abwasser ab. Nach unendlich vielen Tunneln und Abbiegungen kamen wir an eine Luke. Gally öffnete sie und Tageslicht strahlte uns entgegen.
Ein Soldat, keiner von WCKD, begrüßte uns, half mir aus der Luke und führte uns schließlich eine Treppe herunter.
Auf der Hälfte der Stufen entdeckte ich Mary. Es war zu schön, um wahr zu sein. "Mary?", fragte ich entgeistert und voller Freude.
Als sie mich entdeckte sprang sie auf und rannte mich fast um. Anstatt zu antworten, zog sie mich in eine feste, aber liebevolle Umarmung.
Für einen Moment vergaß ich all meinen Kummer, all meine Ängste und Sorgen. Alles war gut. Ich war im Arm meiner besten Freundin. Mary war wie eine Schwester für mich geworden. Ein Stück Familie, welches ich nie gehabt hatte. Zu wissen, dass es ihr gut ging war unglaublich beruhigend. Ich drückte sie noch fester an mich.
Vor Adrenalin und Freude liefen mir ein paar Freudentränchen.
"Ich habe dich so vermisst. Geht es dir gut?", fragte Mary und löste sich langsam aus der Umarmung.
Ich nickte. "Ja, alles super."
Bei Mary kullerten ebenfalls ein paar Tränen.
Dann entdeckte ich Pfanne. Er strahlte über das ganze Gesicht. "Heey!", freute er sich und breitete die Arme aus.
"Hey!", lächelte ich zurück und umarmte ihn ebenfalls.
Jorge und Brenda lächelten mir freundlich zu.
Alle starrten mich erwartungsvoll an. Ich würde nervös. Mir fiel wieder ein, weshalb ich überhaupt fort gegangen war.
"Es tut mir leid...", stotterte ich. "Ich hätte das vorher mit euch absprechen sollen, aber es war keine Zeit. Und ich weiß, ich war auch keine Hilfe. WCKD wollte mich nie, sie haben mich nur für ihre Gehirnmuster von Minho benutzt. Ich bin nutzlos, es tut mir leid."
"Alles gut.", sagte Mary aufmunternd. "Du hast dein bestes gegeben und ich finde, du warst eine große Hilfe."
Pfanne nickte zustimmend. "Das stimmt. Ohne dich wären wir nie so weit gekommen."
"Was sind Gehirnmuster?", fragte Newt verwirrt.
"Nicht so wichtig. Jetzt müssen wir Minho da raus holen. Und wenn es das Letzte ist, was ich tue..."

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Kapitel 19!
Hoffentlich gefällt es euch :)
Alles liebe, Darline

1281 Wörter

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