Kapitel 11

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Pov: Sadie
Ein neuer Tag bei WCKD begann. Michael lief, wie immer, dicht hinter mir, doch diesmal fuhren wir mit dem Fahrstuhl ein Stockwerk höher. Meine Routine bei WCKD war immer dieselbe, weshalb es mich ziemlich nervös machte, sobald auch nur eine Kleinigkeit anders war. Tausend Fragen gingen mir durch den Kopf. Was wollten wir auf dieser Station? Was hatte sich verändert? Hatte es etwas mit dem Transport, gestern, zu tun? Ohje... vielleicht hatten sie herausgefunden, dass der Rechte Arm die Informationen von mir hatte. Panik stieg in mir auf.
Bing! Der Fahrstuhl war im 9. Stockwerk angekommen. Michael setzte sich in Bewegung, aber ich zögerte. Dann folgte ich ihm widerwillig.
Dieses Stockwerk erinnerte mich sehr an eine Krankenstation. Die Flure waren lang, die Wände weiß und steril. Die grellen Neonröhren an der Decke, spiegelten sich auf den grauen Fliesen.
Wir liefen an unzähligen Türen und milchigen Glaswänden vorbei. Dahinter blinkten Monitore und andere Geräte.
In diesem Stockwerk kamen uns deutlich mehr Angestellte von WCKD entgegen, als sonst. Sie trugen die gleichen weißen Kittel wie Dr. Harris. Die Leute hier waren hektisch und beachteten uns kaum. Allerdings war ich das Verhalten schon von den Menschen aus der Stadt gewöhnt.
Plötzlich hörte ich einen Schrei hinter einer Tür. Ich blieb abrupt stehen. War das ihre Folterstation?
Die Kittelleute ignorierten es und setzten ihre Wege fort. Vielleicht hatte ich mir das nur eingebildet.
"Was ist? Geh weiter!", befahl Michael und schob mich vorwärts.
Ich wollte mich gerade in Bewegung setzen, da ertönte ein weiterer Schrei. Hinter derselben Tür, nur diesmal lauter und erschreckender. Es ging mir durch Mark und Bein.
"Geh endlich weiter! Kein Grund zur Sorge.", drängte Michael hinter mir wieder. Er packte mich am Arm, nicht so fest, dass es weh tat, aber auch nicht gerade sanft.
Dann führten wir unseren Weg fort. Unsere schnellen Schritte und die, der Kittelleute, hallten auf dem Fliesenboden wieder.
Diese Anstalt wurde immer merkwürdiger. Sobald ich etwas verstanden hatte, warf WCKD die nächste Frage in den Raum.
Wir kamen vor einer Zweiflügeligen Glastür an, welche sich zischend öffnete.
Dahinter war ein Labor. Größer und besser ausgestattet als das von Dr. Harris. Überall leuchteten moderne Bildschirme und Medizinische Geräte piepten. Wissenschaftler und Ärzte saßen davor, tippten auf Computer Tastaturen, arbeiteten an den Geräten oder mischten Blutproben mit irgendwelchen, bunten Flüssigkeiten.
Michael schob mich hinein und hinter uns schloss sich die Tür automatisch.
Dann kam Dr. Ava Paige auf mich zu. Sie trug die gleiche, strenge Frisur wie vor einem halben Jahr. Ich erinnerte mich genau an das Gespräch mit ihr und Janson, als sie endlich erlaubte mich für WCKD arbeiten zu lassen.
"Guten Tag, Sadie. Es ist schön zu sehen, dass es dir gut geht.", sagte sie mit ihrer ruhigen Stimme. Sie klang so liebevoll, sodass es fast undenkbar war, dass sie für all unser Leiden verantwortlich war.
"Wo ist Dr. Harris? Wieso bin ich jetzt auf diesem Stockwerk?", fragte ich stumpf.
Dr. Paiges Blick wurde ernster. "Dr. Harris hat ihre Aufgabe erledigt."
Ich wollte gar nicht wissen, wo sie jetzt war oder was WCKD mit ihr gemacht hatte.
Dr. Paige sprach weiter. "Die Zeit ist knapp, also kommen wir zur Sache. Dank Dr. Harris kennst du nun die medizinischen Grundlagen. Du bist hier, um endlich an den wirklich wichtigen Dingen zu arbeiten. Das Heilmittel für Den Brand."
Ich schluckte schwer und nickte. Michael war bereits verschwunden.
Dr. Paige reichte mir den typischen weißen Kittel und führte mich zu einem Bildschirm.
Ich zog den Kittel an und steckte meine Haare hoch.
Dr. Paige tippte auf den Bildschirm und dieser zeigte Röntgenbilder eines Gehirns, welches definitiv von dem Virus befallen war. Zumindest sah es nicht gesund aus, so viel wusste ich.
Dr. Paige seufzte. "Die Todeszone. So nennen wir das Gehirn, da Der Brand dort die meisten Auswirkungen zeigt."
Bei dem Wort Todeszone lief mir ein kalter Schauder den Rücken herunter. Jedoch setzte Dr. Paige ihren Vortrag fort. "Durch die Sonneneruptionen, überlebte nur ein Teil der Menschheit und der ganze Planet wurde zerstört. Die übrig gebliebenen Regierungen taten sich zusammen und bildeten die NNK. Nacheruptive Notstandskoalition. Sie waren der Meinung die restlichen Ressourcen der Erde würden nicht für alle Überleben reichen. Sie wollten die Hälfte der Menschheit auslöschen. Also nutzten sie Biologische Waffen zur Massenvernichtung. Das damalige Virus sorgte für einen schnellen und Schmerzlosen Tod. Allerdings mutierte das Virus."
Ich bekam eine Gänsehaut. Das klang schrecklich. Irgendein Zusammenschluss von Regierungen hatte entschieden, welche Menschen ein Recht auf Leben hatten und welche vernichtet werden sollten.
"Das mutierte Virus machte es für die NNK unmöglich ein Gegenmittel zu finden. Jegliche Versuche scheiterten.
So entwickelte sich WCKD. Wir sammelten die Immunen Probanden und führten mit Ihnen Tests durch, wie das Labyrinth. Uns fehlt nicht mehr viel zum Heilmittel. Wir müssen nur herausfinden welches Enzym für die Immunität sorgt. Verstehst du, Sadie? Wir müssen wissen, was die Immunen so besonders macht. Sobald wir das wissen, können wir ein Heilmittel, eine künstliche Immunität, herstellen. Deshalb führen wir die Tests durch, um die richtigen Gehirnmuster zu sammeln, die durch Stress und Nagst ausgelöst werden, und die Todeszone der Immunen zu verstehen. Aber nicht alle Probanden garantieren einen Erfolg, weshalb wir nur die besten von ihnen benötigen."
Ich nickte verständnisvoll. Vermutlich wurden deshalb so viele Jugendliche geopfert. Nur weil sie für WCKD 'keinen Erfolg garantieren.' Hatten sie mich deshalb hier arbeiten lassen? Weil meine Gehirnmuster keinen Erfolg garantierten? Deswegen die ganzen Untersuchungen in den ersten Wochen. Wäre es anders verlaufen, wenn meine Gehirnmuster vielversprechend wären?
Plötzlich machte ich mir Sorgen um Minho. Würden sie ihn Opfern, wenn er nicht die richtigen Gehirnmuster hatte? Oder garantierte seine Immunität einen Erfolg?
Und was war mit Winston und allen anderen nicht-Immunen? Weshalb waren sie bei den Tests dabei gewesen? So viele Fragen...
"...Sadie? Ich weiß das ist ein bisschen viel, aber...", riss Dr. Paige mich aus meinen Gedanken.
Ich unterbrach sie. "Weshalb waren dann auch nicht-Immune Kids im Labyrinth?"
Sie seufzte. "Eine berechtigte Frage. Weißt du, wir haben an alles gedacht. Bei jedem Test, jedem Experiment, braucht man eine Kontrollgruppe, um die Wirksamkeit des Testes und die Reaktionen der wahren Experimentalgruppe, zu bestätigen. Alles Mittel zum Zweck, Sadie. Jedes Opfer, jeder Tod. Und was sind schon ein paar Leben gegen die Existenz der Menschheit?"
Mir graute es der Frau noch in die Augen zu sehen. Viel schlimmer, dass ich für sie arbeitete und WCKD unterstützte. Ihre Methoden waren schrecklich und Dr. Paige schien sich nicht daran zu stören.
Aber ich musste meine Lüge aufrecht erhalten, also lächelte ich. "Sie haben Recht. Es geht hier schließlich um die Existenz der Menschheit."
Sie lächelte liebevoll. "Freut mich, dass du die Notwendigkeit von WCKD und all unseren Entscheidungen verstehst. Wir dürfen keine Zeit verlieren. Teresa wird dich nun ein wenig herumführen und dir mehr über das Virus erzählen. Dann kannst du auch im Forschungsbereich arbeiten."
Ich nickte und dann kam Teresa auf uns zu. Seit einem halben Jahr hatte ich sie nicht gesehen. Wut stieg in mir auf. Wegen Teresa war Minho entführt worden. Und nur wegen ihr, saß ich bei WCKD fest.
"Hallo Sadie...", sagte sie und ich erkannte die Reue und das schlechte Gewissen in ihrem Blick. Ich wollte sie verstehen.
Vermutlich war sie auch nur von WCKD manipuliert worden. Schließlich war sie eine sehr liebevolle Person, sie könnte niemals jemandem weh tun. Teresa wollte nur ein Heilmittel finden.
"Hey... schön, dich zu sehen.", sagte ich vorsichtig.
Sie lächelte. "Komm, ich erzähle dir mehr übe das Virus."
Ich nickte und folgte ihr durch das Labor.
"Wie Der Brand entstanden ist weißt du ja inzwischen. Dieser zeigt die größten Auswirkungen in der Todeszone, dem Gehirn. Das Virus beeinflusst das Gehirn und sorgt dafür, dass dieses langsam abbaut. Man verliert über die Zeit immer mehr die Kontrolle, bis man schließlich ganz im Wahnsinn versinkt und seine letzte Menschlichkeit verliert. Deshalb wurden wir auch damals von den Cranks angegriffen, sie waren nicht böse, sondern Wahnsinnig.
Außerdem verändert das Virus, das Blut des Infizierten. Es wird dicker und schwarz. Das erklärt die schwarzen Augen und weshalb die Adern der Infizierten so hervorstechen."
Mir kamen die Bilder der Cranks aus der Brandwüste in den Kopf. Ein Horror. Auch Teresa wirkte nicht begeistert.
Ich sah sie fragend an. "Und es gibt wirklich kein Heilmittel? Beim Rechten Arm konnte Doc Brenda doch auch helfen."
Teresa nickte, als könnte sie meine Frage nachvollziehen. "Es gibt kein endgültiges Heilmittel. Aber ein Serum, auch 'Der Segen', genannt. Es verlangsamt die Ausbreitung des Virus' in der Todeszone, hält diesen Prozess aber nicht auf. Es wird aus dem Blut der Immunen hergestellt, denn dort finden sich die nötigen Enzyme."
Ich nickte verständnisvoll. Teresa kannte sich wirklich gut aus.
Und auch, wenn sie uns verraten hatte, war sie die erste, der ich hier vertraute.
"Hast du manchmal ein schlechtes Gewissen?", fragte ich.
Sie sah mich ernst an und wurde traurig. Teresa nickte beschämt. "Ja. Ich denke oft darüber nach. Aber dann erinnere ich mich daran, wofür ich das getan habe. Die Menschheit retten. WCKD hat mir meine Erinnerungen zurückgegeben. Das macht WCKD noch nachvollziehbarer."
Sie schien mir nicht böse wegen der Frage zu sein. Stattdessen schien es Teresa zu befreien darüber zu sprechen.
Teresa blickte durch das Labor und dann wieder zu mir. Wenn du magst, lege ich ein gutes Wort für dich ein. Dann geben sie dir deine Erinnerungen sicherlich auch zurück."
Ich sah mich im Labor um. So viele Ärzte und Wissenschaftler. So viele Monitore und Geräte. So viele Opfer und Tode. So viel Mühe und so viel Zeit. Alles, um ein Gegenmittel gegen dieses schreckliche Virus zu entwickeln. Schlimme Dinge waren passiert. Und WCKD hatte auch mir schlimme Dinge angetan.
Wollte ich mich wirklich daran erinnern? Wäre ich noch dieselbe, sobald ich meine Erinnerungen zurück hatte? Würde ich damit Leben können, meine Familie zu kennen und zu wissen, dass sie nicht mehr Leben?
Teresa sah mich erwartungsvoll an.
Ich schüttelte den Kopf. "Nein, danke... Weißt du, es geht mir gut, so wie es ist. Ich würde es vermutlich nicht aushalten, mich an alles zu erinnern."
Sie nickte verständnisvoll.
Plötzlich ertönte ein Alarm. Derselbe, den ich an meinem ersten Tag hier gehört hatte.
Die Kittelleute ließen ihre Arbeit fallen uns sahen erwartungsvoll zur Tür.
Durch diese wurde gerade eine Liege mit einem Patienten geschoben.
Er zappelte und wehrte sich mit Händen und Füßen.
Ich bekam einen Schock als ich erkannte, wer es war....

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So... das war Kapitel 11.
Ziemlich lang und mit vielen Informationen.
Ich habe versucht einiges aus dem Buch und aus dem Film zu verbinden, weil ich finde, dass im Film die Hintergrundgeschichte nicht ganz klar wird.
Also hier, für alle, die nur die Filme gesehen haben...

Alles liebe und bitte lasst Kritik da,
Darline :)

1777 Wörter.

Tracks Of Destiny Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt