Pov: Sadie
Das Bild der belebten Stadt war beeindruckend. Immer noch war ich total fasziniert wie normal das Leben hier war. Die Straßen waren voll, die Sonne schien warm auf mein Gesicht und es roch nach den Abgasen der Fahrzeuge.
Dylan lief neben mir und wandte den Blick nicht einmal von seinen Weg ab.
"Wo gehen wir hin?", fragte ich neugierig.
"In die Mall. Wir besorgen dir ein Workpad.", sagte er und blickte weiterhin strikt geradeaus.
Workpad... ich hatte den Begriff noch nie gehört, oder zumindest konnte ich mich nicht erinnern.
"Workpad?", fragte ich also verwirrt nach.
Er lachte, als wäre es ein Scherz gewesen. Manchmal nervte es mich, dass Dylan mich nicht ernst nahm. "Ein Workpad... das flache, quadratische Teil mit Touchscreen. Du weißt schon, das worauf man Spiele spielen, Fotos machen und Dateien speichern kann." Er lachte immer noch belustigt.
"Ja, natürlich. Wusste ich doch.", sagte ich und hoffte, er dachte wirklich es wäre ein Scherz.
Wir gingen weiter durch die langen Straßen der letzten Stadt. Die hohen, verglasten Häuser spendeten wohltuenden Schatten. Große, bunte Werbetafeln zeigten neue Technologien oder Spielzeuge für Kinder.
Als die Straßen noch voller wurden nahm Dylan meine Hand und zog mich mit sich. Es war mir etwas unangenehm, aber ich wehrte mich nicht. In diesem Chaos, wollte ich Dylan nicht verlieren.
"Manchmal frage ich mich echt wo du eigentlich herkommst, Sadie. Denn, dass du nicht in dieser Stadt aufgewachsen bist, merkt man sofort.", lachte Dylan und trotzdem lag voller Ernst in seiner Stimme.
Ich räusperte mich. Was sollte ich denn jetzt sagen? "Ehm... ja... weißt du... ich habe vorher, außerhalb der Mauern gelebt. WCKD hat mich her geholt."
Zum ersten Mal, seit wir unterwegs waren sah er mich an. Sein Blick wirkte schockiert. "Was? Wie kann das sein?"
Dylan blieb abrupt stehen. Die Menschenmassen liefen stumm vorbei, aber sie warfen uns genervte Blicke zu.
Ich zuckte verwirrt mit den Schultern. "Naja, WCKD kam mit ihren Luftschiffen und dann haben sie mich in die Stadt gebracht."
Er sah mich weiterhin entsetzt an und schüttelte den Kopf. "Niemand von außerhalb wird einfach so in die Stadt gebracht. Sonst wäre das Virus schon lange in die Stadt eingedrungen."
"Aber ich habe das Virus nicht. Ich bin Immun.", sagte ich locker. Zumindest hoffte ich, dass ich Immun war. Meine Gedanken schwiffen zu Winston. Er war an dem Virus gestorben, obwohl wir angeblich alle Immun waren.
Plötzlich zog Dylan mich von der Straße, in einen Hauseingang und weg von den Menschenmassen. Sein Blick wirkte nun noch ungläubiger. "Du bist was?"
"Immun.", sagte ich ohne Bedenken.
"Ssshhhh! Nicht so laut." Dylan blickte sich panisch nach anderen Leuten um. "Das darfst du nicht so laut sagen. Immune sind hier nicht gerade beliebt."
"Wieso denn nicht?", fragte ich entgeistert.
Dylan flüsterte schon fast. "Jetzt denk doch mal nach. Die nicht-Immunen-Menschen leben in dieser Stadt um dem Virus zu entfliehen. Sie arbeiten täglich hart für ihre Sicherheit. Und dann kommen irgendwelche Immunen von außerhalb, klauen ihre Arbeitsplätze und werden auch meistens noch bevorzugt."
Ich nickte verständnisvoll. Das hatte ja schon fast etwas von Rassismus, allerdings konnte ich die Ansicht nachvollziehen.
Dylan kam mir näher und strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. "Das macht dich sehr wertvoll, Sadie. Sprich nie wieder darüber, okay?", flüsterte er mir in mein Ohr. Seine Stimme klang bedrohlich und ich bekam eine Gänsehaut.
Dann brachte ich ein wenig Abstand zwischen uns und nickte wieder. "Versprochen... lass uns weiter, ja?"
Ohne eine Antwort nahm er meine Hand und zog mich mit sich, wieder in den Menschenstrom. Nach ca. 10 Minuten kamen wir vor einem großen Gebäude an, auf dem in großen, Neonröhren, Buchstaben 'Citys Mall' stand.
Innen, kamen uns viele Menschen, bepackt mit Einkaufstaschen entgegen.
Dylan und ich hatten uns seit vorhin angeschwiegen, also versuchte ich, die Stimmung zu heben und die Stille zu brechen. "Was machst du eigentlich genau für WCKD, also was ist dein Job an der Außenmauer?"
Seine Stimme klang kalt und gleichgültig. "Hauptsächlich die Leute ohne Genehmigung fern halten."
"Gibt es viele, die versuchen in die Stadt zu kommen?", fragte ich weiter nach.
Er seufzte. "Ja, ziemlich viele. Die Stadt steht für Sicherheit. Jeder da draußen möchte in die hinein. Vor allem seit es eine Widerstandsbewegung gibt, die den Leuten da draußen, die Flausen in den Kopf setzt, es gäbe eine Möglichkeit die Mauern und WCKD zu stürzen."
Dylan starrte geradeaus und ließ sich nicht von seinem Weg abbringen. Als wäre sein Job etwas nebensächliches und die Menschen dort draußen unwichtig.
Der Widerstand interessierte mich. "Es gibt einen Widerstand?"
Dylan nickte. "Ja, direkt vor den Stadtmauern. Aber wir wissen nichts genaues über sie. Weder wer, noch wie viele es sind. Aber eines kann ich dir versichern, sie kommen niemals durch diese Mauern."
Er klang überzeugt. Überzeugt von seiner Arbeit, von WCKD, von den Mauern. Dylan wusste über die Welt da draußen genauso viel, wie ich über die hier drinnen.
"Da ist der Workpad-Laden.", unterbrach Dylan meine Gedanken und zeigte auf ein Geschäft. "Ich kaufe dir eins. Welche Farbe willst du haben?"
Er sagte das, als wäre ich käuflich und die Farbe von irgendeinem Workpad von Bedeutung.
Ich zuckte mit den Schultern. "Sind die Teile nicht teuer? Ich brauche keins."
"Nein. Die kriegt man überall hinterher geworfen. Ist nicht mehr die neueste Technologie. Also... hellblau oder vielleicht rot?"
"Ist mir egal, überrasch mich.", meinte ich. Workpads waren mir egal.
Dylan ließ mich vor dem Laden stehen und ging hinein. Alleine stand ich davor und beobachtete ihn durch das Schaufenster, wie er eines der Technikdinger aussuchte.
Plötzlich hörte ich eine Stimme die mir ins Ohr flüsterte. "Hey, Puppe. Was machst du denn hier? So ganz allein?"
Ich bekam einen Schreck. Ein kalter Schauder lief mir über den Rücken.
Dann spürte ich eine Hand an meinem Hintern. Er drückte fest zu. Ich wollte schreien, oder doch eher weinen? Den Typ hinter mir hatte ich noch nicht einmal gesehen, aber er widerte mich jetzt schon an.
Seine Hand glitt höher. Das war genug. Ich drehte mich blitzschnell um, nutzte den Überraschungseffekt und boxte ihm mit voller Kraft ins Gesicht.
Der Typ hielt sich schmerzerfüllt das Gesicht und taumelte rückwärts. Blut tropfte aus seiner verkrüppelten Nase und er warf mir einen bösen Blick zu.
Ich war geschockt und konnte mich nicht bewegen. Allerdings bereute ich nichts. Dieses fremde Schwein schritt, mitten in der Öffentlichkeit, vor nichts zurück.
Er taumelte entsetzt davon. Hoffentlich hatte er seine Lektion gelernt und ließ die Frauen in dieser Stadt in Ruhe.
Ich stand immer noch geschockt da und zitterte. Die Leute um mich herum gingen einfach weiter, als wäre nichts passiert.
Dylan kam mit einer Tüte aus dem Geschäft und legte mir seine Hand auf die Schulter. "Das war der Wahnsinn, Sadie. Dem hast du es gezeigt."
Ich sah ihn entsetzt an. "Dylan... du hast das gesehen und nichts gemacht?"
Er sah kein bisschen betroffen aus. "Sadie... wenn du hier überleben willst, kämpfst du für dich alleine. Du hast ihn wohl sehr schmerzhaft getroffen. Glück gehabt. Achso... hier dein Workpad. Rosa. Mögen doch alle Frauen, oder?" Dylan hielt mir die Tüte hin.
Ich kochte vor Wut. Am liebsten hätte ich ihm eine geklatscht, aber ich hielt mich zurück. Das war wohl der Grund, weshalb ich Minho viel lieber hatte. Er hätte mich nie alleine mit dem Typen gelassen. Vermutlich hätte Minho ihn kurz und klein geschlagen. Mein Herz blutete. Ich wollte zurück zu Minho. Ihn umarmen, seine Stimme hören und bei ihm sein. Aber das ging nicht. Stattdessen stand nur Dylan hier. Der egoistische Dylan mit den braunen Haaren und den Sommersprossen.
Ich atmete tief durch und nahm die Tüte mit dem Workpad. "Danke, lass uns bitte nach Hause.", sagte ich ruhig._________________________________________
Das war Kapitel 9!
Hoffentlich gefällt es euch :)Alles liebe, Darline
1295 Wörter

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Tracks Of Destiny
Random„Es stimmt, ich saß wie jeden Abend etwas abseits und wartete auf ein Lebenszeichen von Sadie. Ich wartete das sie mich anfunkte, ich hatte Angst das ich sie vielleicht in Schwierigkeiten bringe wenn ich sie anfunke. Aber nichts, Sadie hatte keine A...