06 - Ein roter Teppich und ein Häschen

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Unsicher streiche ich immer wieder über mein Kleid. „Sehe ich auch wirklich gut aus? Wie soll ich lächeln? Soll ich überhaupt lächeln?" Es scheint, als hätte mein Gehirn komplett abgeschaltet und all die Tipps und Tricks und Red-Carpet-Trainings komplett aus meinen Erinnerungen gelöscht.

Lachend zupft Tom an einer kleinen Strähne, die mir vor lauter Nervosität anscheinend aus der Frisur gerutscht ist. „Sei einfach du selbst, das kommt am besten an. Sei nicht so aufgeregt, das ist ja nicht dein erstes Mal auf dem roten Teppich."


Und schon hält das Auto auch schon vor gesagtem Teppich. Durch das getönte Fenster sehe ich jede Menge Fans, Fotografen und Kamerateams, die nur darauf warten, dass Tom und ich aus dem Auto steigen. Am liebsten würde ich dem Fahrer sagen, dass er weiterfahren soll, auf der anderen Seite habe ich mich aber auch schon lange Zeit sehr auf heute gefreut. Wieso soll ich mir das also bloß von so einem blöden Gefühl zerstören lassen? Es wird schon alles gut gehen. Ich hole tief Luft und nicke Tom zu, der mir grinsend zuzwinkert und die Autotür öffnet.


In der Sekunde, in der ich das Fahrzeug verlasse, beginnt das Blitzlichtgewitter und vertreibt alle meine Zweifel. Ich lächle freundlich in die Kameras und lasse mich über den Teppich führen. Ein paar Mal pose ich alleine, dann stellt sich Tom neben mich und wir grinsen gemeinsam in die Kameras. Einige Fans stehen an einer Absperrung und wir machen auch mit ihnen ein paar Fotos. Irgendwie ist es schwer, sich bei dem Lärm und den vielen Menschen auf etwas anderes zu konzentrieren, als dass man so gut wie es geht die Augen offenhält, lächelt und nicht über das lange Kleid stolpert.

Kaum habe ich diesen Gedanken zu Ende gedacht, werden wir zu einer Reporterin mit Kamerateam geführt. Auf dem Weg dorthin kommen wir an ein paar anderen berühmten Leuten, Schauspielern und Sängern vorbei, die selbst mit Fotografen und Kameraleuten beschäftigt sind oder Autogramme für Fans unterschreiben. Tom begrüßt ein paar und ich winke schüchtern. Ich habe zwar auch schon einige Promis kennen gelernt, aber trotzdem fühlt es sich immer noch falsch an, sie einfach so anzusprechen und Small Talk mit ihnen zu führen.


Als wir vor der Kamera stehen, hält sich Tom zurück. Dieses Interview sollte hauptsächlich mit mir geführt werden, er ist „nur" meine Begleitperson.

Genau das war auch gleich die erste Frage der Dame mit Mikrofon nachdem sie mich begrüßt und sich vorgestellt hat. „Ihr erster Film war gemeinsam mit Tom Holland, nun sind sie als Newcomerin des Jahres nominiert. Haben Sie Tom als Glücksbringer mitgenommen?"

Lachend werfe ich einen Blick auf besagten jungen Mann. „Das könnte man so sehen. In Wirklichkeit war er bloß gerade da als ich von der Nominierung erfuhr und habe ihn gefragt, ob er mitkommen möchte. Er konnte gar nicht anders als ja zu sagen! Hätte er abgelehnt, hätte ich unsere Freundschaft gekündigt." Ich grinse leicht fies und Tom schüttelt nur lachend den Kopf, während er sich etwas umsieht.

„Gratuliere zur Nominierung. Sind sie aufgeregt? Es gibt einige Konkurrenten, die ebenfalls heiß auf den Preis sind!"

Bestimmt schüttle ich den Kopf. „Ich mache mir keine Sorgen deswegen. Natürlich bin ich aufgeregt, wer wäre das nicht, aber ich bin nicht hierhergekommen, um unbedingt gewinnen zu wollen. Klar wäre es toll, mit einem Award nach Hause zu gehen, aber ich kenne die anderen Schauspieler, sie sind alle super talentiert und ich wäre nicht überrascht, wenn jemand von ihnen heute gewinnt."

Die Geräusche im Hintergrund werden immer lauter und die Interviewerin bemüht sich, etwas lauter zu sprechen, damit ich sie noch verstehen kann. „Nun noch eine Frage zu Ihrem Film - " Weiter kommt sie nicht, da die Menge neben uns nun schon so laut ist, dass man sein eigenes Wort kaum versteht.

Verwirrt drehe ich mich um, um zu sehen, wer der Grund dieses Trubels ist. Dort am roten Teppich stellen sich gerade sieben junge Männer in eleganten schwarzen Anzügen in einer Reihe auf, um für die Kameras zu posieren.


Als ich erkenne, wer genau das ist, klappt mir der Mund auf und ich drehe mich mit weit aufgerissenen Augen zu Tom, um ihn am Arm zu packen und zu schütteln. „Da! Das ist BTS! Oh mein Gott!" Leicht quietschend und wie ein kleines Kind kichernd drehe ich mich wieder zu der Boy Band.

Ich kann es nicht glauben. Gerade mal zehn Meter von mir stehen DIE Südkoreaner schlechthin. Ich habe schon lange vor meiner „Berühmtsein-Phase" ihre Musik gehört und bin ihnen ziemlich verfallen. Dass ich sie so nah nun vor mir sehe, gibt mir den Rest und ich kann mein inneres Fangirl nicht zurückhalten.

Zappelnd beobachte ich sie, bis ich Toms Griff auf meiner Schulter spüre und mich wieder daran erinnere, dass ich eigentlich ein Interview zu führen habe. Ich schüttle mich kurz und drehe mich dann, immer noch über das ganze Gesicht strahlend, wieder zu der Interviewerin. „Sorry, das war nicht geplant."

Die Dame winkt ab. „Sie scheinen ja ein großer Fan von BTS zu sein?"

Ertappt zucke ich mit den Schultern und lege meinen Kopf schief. „Ist das denn so offensichtlich?" Lachend sehe ich direkt in die Kamera. „Ihr habt es offiziell, ich bin ein Army!"

Kaum habe ich fertig geredet, schwenkt die Kamera auch schon leicht auf meine rechte Seite. Ich sehe dorthin, weil ich damit rechne, Tom etwas sagen zu hören. Stattdessen sehe ich direkt in das Gesicht von Jungkook. Erschrocken stolpere ich einen Schritt zurück und schnappe nach Luft. „Oh."

Der Junge sieht mich aber selbst mit großen Augen an und beginnt, mit seinem Akzent zu sprechen. „Ich bin so ein großer Fan! Ich habe deinen Film gesehen, ich liebe Spidergirl! Du bist so toll!"

Fassungslos sehe ich ihn an. Habe ich eben richtig gehört? Jeon Jungkook ist ein Fan von mir? „Wie bitte? Ich bin ein Fan von dir! Eure Musik ist der Wahnsinn!"

Mein Herz schlägt noch schneller, als Jungkook ein Lachen ausstößt und dabei sein berühmtes Häschen-Grinsen zeigt. Er zieht sein Handy aus einer Tasche. „Dürfen wir ein Foto machen?"

Immer noch komplett baff nicke ich und als er noch einen Schritt näherkommt, damit wir beide gut aufs Bild passen, beginne ich wieder über das ganze Gesicht zu grinsen und kann mein Glück kaum fassen. Kaum hat JK ein paar Mal auf den Auslöser gedrückt, ertönt hinter uns eine fremde Sprache. Als ich mich umdrehe, steht der Leader von BTS, Namjoon, oder auch RM, vor mir. „Huh", rutscht es mir über die Lippen.

RM grinst mich an. „Tut mir leid, Jungkook ist komplett vernarrt in den neuen Spiderman-Film. Er ist wirklich gut geworden! Aber wir müssen jetzt weiter. Komm, JK." Er winkt den jüngeren zu sich, mir nochmal zu und schon verschwinden die beiden mit ihren anderen Teamkollegen in der Menge.


Wie in Trance stehe ich da und taste nach Tom. „Ich glaube, ich träume. Was ist hier gerade passiert?"

Purple Dream [Spiderman x BTS]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt