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Nachdenklich betrachte ich meine Umgebung. Die Kopfschmerztablette beginnt endlich zu wirken und mein Körper entspannt sich langsam wieder.

Tom steht in der Küche und bereitet mit Hobis Unterstützung Frühstück zu. Die zwei scheinen sich blendend zu verstehen, beide sind ziemlich gut gelaunt und machen eher Blödsinn als tatsächlich zu kochen. Ich muss leicht lächeln. Es ist schön zu sehen, dass Tom tatsächlich mit den Menschen zurechtkommt, von denen ich ihm zuvor immer nur vorgeschwärmt habe. J-Hope, wie Hobi – oder eigentlich Hosoek – auf der Bühne genannt wird, ist ein quirliger Sonnenschein, der andere Leute immer zum Lächeln bringen möchte. 

Ich bin mir sicher, dass er auch noch andere Seiten hat, aber so viel hat er noch nicht von sich preisgegeben. Schmunzelnd denke ich an das gestrige UNO-Spiel, da war Hobi ziemlich schadenfroh, als er gewonnen hatte.

Ein Grunzen neben mir lenkt mich von den Köchen ab.

Jimin wälzt sich hin und her und liegt mittlerweile fast auf Taehyung, der ebenfalls immer noch in eine Decke gewickelt ist und vor sich hinschlummert. Wenn Jimin so eingerollt schläft, sieht er aus wie ein kleines, zerbrechliches Baby, das man einfach nur beschützen möchte. Nichts weist darauf hin, dass dieser winzige Unschuldsengel ganz und gar nicht unschuldig ist. 

Als Bilder aus dem Club vor meinem inneren Auge auftauchen, muss ich breit grinsen. Jimin weiß ganz genau, dass er sich gut bewegen kann und dabei auch noch gut aussieht. Er weiß auch ganz genau, dass nur ein einziger Blick reicht, um sein Gegenüber schwach werden zu lassen. 

Grinsend schüttle ich den Kopf. Er ist doof. Ich glaube, wir könnten ziemlich gute Freunde werden. Denn obwohl Jimin sehr mit seiner Zweideutigkeit spielt, besitzt er auch Feingefühl für die Stimmung um ihn herum und anscheinend hat er auch einen Deal mit dem Schicksalsgott. Immerhin haben wir es ihm zu verdanken, dass wir uns überhaupt alle kennen gelernt haben.

Jimin habe ich es zu verdanken, dass ich mit Taehyung, mit V, singen durfte. Auch wenn ich nicht richtig gesungen habe, so war es trotzdem ein aufregendes Gefühl. 

Mein Blick wandert zu Tae, der neben Jimin noch größer erscheint als er eigentlich ist. Er liegt da wie ein zweiter Engel. Mit entspannten, klaren Gesichtszügen, das Haar hängt ihm ins Gesicht, und trotzdem sieht er gut dabei aus. Mein Lächeln wird weich. Gestern dachte ich noch, ich würde eine Schwäche für schöne Augen haben, aber eigentlich kann ich Leuten auch stundenlang beim Schlafen zusehen. Tae sieht so zufrieden und ruhig aus. Wenn ich dabei an seine Stimme denke, wird mir richtig warm ums Herz. Er ist für mich wie ein weicher Teddybär.

Seufzend lasse ich meinen Blick weiterschweifen. Wenn ich beginne, Leute mit Teddybären zu vergleichen, dann habe ich sie liebgewonnen. Das sollte ich mit BTS lieber nicht tun. Wie Namjoon vorhin schon erklärt hat, sie werden bald wieder abreisen und ich werde sie wohl eher nur durch Zufall irgendwann mal wiedersehen.

Ich bin ein Mensch, der ziemlich gut alleine zurechtkommt, ich brauche nicht viele Leute um mich herum. Oft ist es sogar so, dass mir andere Menschen sehr schnell auf die Nerven gehen. Ich brauche nur meine engsten Freunde und meine Familie, mit denen bin ich vollkommen zufrieden.

Gestern Abend jedoch haben sich ein paar neue Personen in mein Leben geschlichen, und auch, wenn es nur Wunschdenken ist, so würde ich sie gerne nicht wieder hergeben. Ich habe mich richtig wohl gefühlt gestern. Wir hatten Spaß, haben gelacht, Blödsinn gemacht und bevor ein jeder von uns eingeschlafen ist, haben wir auch noch tiefe, philosophische Gespräche geführt. Es war richtig schön.

Selbst jetzt, wo ich immer noch müde und fertig vom Vorabend bin, fühle ich mich zwischen den schlafenden Gestalten und dem Klappern aus der Küche geborgen. Es fühlt sich so an wie damals, als ich mit meiner besten Freundin in einer WG gewohnt habe, wie eine kleine Familie.

Ich klopfe mir auf die Wange, um mich selbst aus den Gedanken zu reißen. Ich versteife mich auf eine Idee, die nicht umsetzbar ist. Ich muss sofort damit aufhören, sonst verletze ich mich selbst dabei noch.

Da kommt Joonie zurück ins Wohnzimmer. Er hat sich eine Dusche gegönnt und rubbelt nun noch mit einem Handtuch seine Haare trocken. Schmunzelnd stelle ich fest, dass Tom ihm seine längste Jeans und ein weites Shirt bereitgelegt hat, damit Namjoon nicht wieder die Kleidung vom Vortag anziehen muss.

Der Rapper spürt anscheinend meinen Blick auf sich und lächelt mir zu. „Wie geht es dir? Fühlst du dich besser?" Er ist bedacht darauf, so leise wie möglich zu sprechen, entweder um die zwei Jungs neben mir nicht zu wecken, oder weil er Rücksicht auf meinen Kater nimmt.

Langsam nicke ich. „Ja, die Kopfschmerzen sind fast weg. Tom und Hobi machen gerade Ham and Eggs, sie sollten bald fertig sein. Ich hoffe, Jimin und Tae wachen rechtzeitig auf."

Namjoon blickt auf das schlafende Paar. „Wenn die zwei munter werden, ist es gleich noch viel lauter hier. Genieße die Ruhe, solange du noch kannst."

Ich muss schmunzeln. „Wusstest du, dass ich im selben Jahr wie die zwei geboren bin? Ich bin um ein paar Monate älter als die beiden. Ich gehöre also jetzt auch zu der 95er Gang! Aber keine Sorge, ich bin um einiges leiser, wenn ich nichts getrunken habe."

„Gut zu wissen!" Namjoon wirft sich das Handtuch über die Schulter und einen Blick auf sein Handy. „Hast du Lust, heute Nachmittag zu uns ins Hotel zu kommen? Suga arbeitet den Tag noch in seinem Zimmer, würde dich aber auch gern kennen lernen."

Fragend sehe ich ihn an. „Hast du nicht gesagt, ihr habt heute einen freien Tag?"

Namjoon nickt und seufzt dabei. „Yoongi ist ein Workaholic. Er arbeitet ständig an neuen Songs. Ich bin ihm sehr dankbar dafür und er ist echt gut darin, aber manchmal wünsche ich mir auch, er würde sich mehr Freizeit gönnen. Wir haben ja sonst auch immer so einen vollen Zeitplan."

Der Leader von BTS sieht plötzlich sehr besorgt aus und man merkt, wie viel ihm seine Bandmitglieder bedeuten. Er sorgt sich sehr um sie und will stets sichergehen, dass es ihnen allen gut geht.

Sanft lächle ich ihn an. „Du bist ein guter Leader."

Joonie will etwas erwidern, als plötzlich jemand durch das ganze Wohnzimmer ruft: „Was riecht hier so gut?"

Ich muss laut loslachen, als Namjoon der Mund aufklappt. Harrison hat eben das Wohnzimmer betreten, nur in Boxershorts steht er da und kratzt sich gähnend seinen entblößten Sixpack.

Purple Dream [Spiderman x BTS]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt