56.Margaretha

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Ich stand vor dem Königshaus und mein Körper zitterte vor Aufregung. In meiner rechten Hand eine Rolle aus Pergament, in der linken ein einfacher Zettel. Ich war so schnell gelaufen, wie ich konnte, nachdem mir der Koch der Wäscherei, Henrys Nachricht übermittelte. Zuerst verstand ich nicht wirklich was ich tun sollte, doch seine Notiz an mich erklärte es.

Liebe Margaretha,

verzeih, dass ich dich hier so ohne Anstand um einen Gefallen bitten muss. Jedoch handelt es sich hierbei um einen Auftrag höchster Wichtigkeit, von dem letztendlich das Schicksal der Kinder, sowie auch meines abhängt. Ich bitte dich darum, die beigelegte Pergamentrolle so schleunigst es möglich ist zum König zu bringen. Zeige sie nur den Wachen und sie werden dich vorlassen. Geh nicht auf ihre Fragen ein, verrate ihnen nicht woher du die Rolle hast.

Vielen Dank, ich zähle auf dich,

Dein Henry

Diese Worte hatten mich zum Laufen gebracht, er brauchte meine Hilfe und ich würde ihn nicht enttäuschen.

Als ich jetzt vor dem Tor stand, wagte ich es erst nicht zu klopfen, wer war ich denn? Eine einfache Magd aus dem Volk ... Doch dann erinnerte ich mich, wie er einst meinte, zwischen Stand und Adel gäbe es keinen Unterschied, denn was wirklich zählte war der Charakter eines Menschen, dass man sich selbst treu blieb. Ein wenig ironisch, dies von ihm zu hören. Das erste was mir auf der Pergamentrolle auffiel, war das Siegel. Es sagte mir genau, wie richtig ich mit meinen Vermutungen lag. Doch das Ganze tat nun nichts zur Sache, er setzte sich für diese Sache ein, riskierte alles, um diesen Kindern zu helfen und die Freiheit wieder zu erlangen. Ich konnte auf keinen Fall kneifen, sondern nur ebenfalls mein Bestes geben. 

Kräftig klopfte ich an die dicken Holzlatten des Tores, woraufhin ein kleines Fenster aufgeschoben wurde und eine Wache herausblickte. Der Mann machte ein verdutztes Gesicht, als er mich sah. Es war wohl eine Seltenheit, jemandem aus dem einfachen Volk vor den Toren des Schlossen vorzufinden. Ohne mich aber beirren zu lassen, streckte ich dem Wächter die Rolle entgegen und versuchte mit fester, lauter Stimme zu sprechen: „Lasst mich ein, ... ich habe eine wichtige Botschaft für den König!" Zuerst lachte er nur und meinte belustigt: „Ach ... hat bei dir zu Hause eine Kuh aufgehört Milch zu geben? Oder mit welchem riesen Problem kommst du ins Königshaus?" Er lachte schallend. „Geh, ... der Herrscher hat andere Sorgen." Er wollte schon das Fenster wieder schließen, doch steckte ich das Pergament hindurch, so dass das Siegel direkt vor seinem Gesicht war. Eine Weile runzelte er die Stirn und schien zu überlegen, dann jedoch trat jene Situation ein, mit welcher Henry gerechnet hatte. „Woher hast du das? Und ... weshalb ist das Siegel der Morchesters darauf?" Das Tor wurde aufgedrückt und der Mann umgriff mein Handgelenk, etwas unsanft ja schon fast grob. Dann begann er mich abzutasten, nach Waffen oder spitzen Gegenständen zu suchen, die ich womöglich ins Schloss schmuggeln wollte. „Hey Thorfinn! Komm her und halt die Stellung hier!" rief er einem seiner Kollegen zu und zog mich mit sich in Richtung des Gebäudes. Immer wieder erkundigte er sich, wo ich das Siegel her hätte, doch schwieg ich, so wie Henry mir riet. 

Immer weiter zog er mich die Gänge entlang, vorbei an etlichen verwirrten Wachposten, bis hin zu einer großen eisernen Tür, ebenfalls bewacht. Er wollte schon klopfen, als uns die Männer schnell den Weg versperrten. „Lasst mich durch! Sie hat eine wichtige Meldung für den König!" doch selbst seine Worte ließen sie nicht zur Seite treten. „Von der Kleinen hier? ... Hat dir die Sonne dein Gehirn verbrannt? ... Ne ne, der König braucht seine Ruhe. Ihr kommt hier nicht ...", er verstummte sogleich, als dieser Grobian meine Hand nach oben riss. „Ich weiß nicht, hab keine Ahnung woher sie dies bekam, aber das ist ohne Zweifel das Siegel der Königsfamilie Morchester. Das weiß ich ganz sicher, ... du hirnverbrannter Idiot!" Innerlich grinste ich, das klappte ja wie am Schnürchen, hoffentlich wäre mein Aufraggeber zufrieden mit mir. Doch als die Männer nun endlich aus dem Weg gingen, wurde mir wieder klar, was mir gleich bevorstand und ich spürte die Nervosität. Eine Konfrontation mit dem Herrscher Schottlands, König Siegfried! Mein Begleiter klopfte und nach einer Aufforderung von innen, traten wir ein. „Na Edwin, was gibt es diesmal?" Und als er mich bemerkte: „Nanu,... wer ist sie?" „Eure Majestät", die Wache verbeugte sich tief. „Dieses Mädchen trägt einen Brief bei sich, ... von ...", er schob mich vor. „Zeig ihn her, Magd!" befahl er mir noch. Ungehobelter Rüpel, natürlich würde ich Henrys Schrift übergeben, aber sein abfälliger Ton war unpassend, als wüsste ich nicht, mich richtig zu Benehmen. Ich trat noch einen Schritt nach vor, vollführte einen makellosen Hofknicks und verbeugte mich. „Danke Edwin, ... du kannst gehen." meinte Siegfried, er warf mir einen erwartungsvollen Blick zu, den ich schüchtern erwiderte. Der König trat nur selten vor dem Volk in Erscheinung und wenn er es tat, immer nur mit grauer Perücke und einem dicken Mantel, deshalb war es eine Überraschung zu sehen, dass er eigentlich braunes Haar hatte, erstaunlich jung und für einen Herrscher, die ja bekanntlich in Saus und Braus lebten, gut gebaut war. Edwin der vorerst noch zögerte, huldigte vor dem König und entfernte sich sehr langsam, rückwärts zur Tür. 

„So kleines Fräulein, ... du hast etwas für mich? Vielleicht von Henry?" Ich war überrascht und nickte zögerlich. Wartete er bereits auf eine Nachricht von ihm? Dann reichte ich ihm die Pergamentrolle. „Hm, ... ziemlich leichtsinnig von ihm, das Siegel der Morchester zu benutzen. Doch ich schätze, ihm blieb keine andere Wahl." Damit brach er das Wachssiegel und entfaltete die Rolle. „Kluger Junge, ... so ist das also ...Ich schätze, der Grund warum er dich ... wie lautet eigentlich dein Name?" Ein forscher Blick aus dunklen Augen traf mich. „Margaretha, ... Margaretha Kornwell, ihre Majestät. ... Der Grund warum ich statt Henry komme ist, dass dieser Widerling von Wäschereibesitzer ihn nicht mehr aus den Augen lässt. Er hat so viel riskiert ... ich bitte sie, ... sorgen sie für seine Freilassung und die der armen Kinder." Ich flehte ihn regelrecht an. „Bitte, ... ich möchte ihn ... bald wiedersehen." Die Worte quollen förmlich aus mir heraus. Der König lauschte geduldig und sein ernster Ausdruck auf seinem schmalen Gesicht wich einem väterlichen Lächeln. „Ich werde mich so schnell wie möglich darum kümmern. Diesem Schurken muss endlich das Handwerk gelegt werden. Keine Sorge, kleine Margaretha, Henry wird bald wieder frei sein."

I was King (Deutsche Version)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt