Der junge Barde hatte sich sehr gut bei der Truppe eingefügt und auch Betty, sein Hund, schien die neue Beschäftigung zu gefallen.
Es war soeben dunkel geworden und Jonathan entfachte mit David gemeinsam ein Feuer in der Mitte ihres Lagerplatzes. Richard, der bereits auf einem gemütlichen Hocker saß, platzierte seine Gitarre auf seinem Schoß und zupfte an den Saiten, um sie zu stimmen. „Hey Richard, was wirst du uns heute Schönes vorsingen?" es war Tam die neugierig fragte und das Holztablett mit den Getränken auf einem Baumstumpf, der einen passablen Tisch abgab, stellte. Lächelnd setzte sie sich auf den Stamm neben dem Musikanten und sah ihn erwartungsvoll an.
Der musste nicht lange überlegen. „100%, damit wir morgen wieder unser Bestes geben können!" rief er in die Runde und spielte die ersten Chorde des Songs an. Tamora's Augen glänzten als sie schüchtern zu lachen begann: „Richtig, ... lasst uns morgen noch mehr Leute begeistern." Richard schenkte ihr einen schelmischen Blick und zwinkerte ihr zu, dann fing er an zu singen.
You’re gonna lose you’re gonna lose
If I bring you my hundred percent hope
All right all right
Listen up! You got to hear this!John stimmte von der anderen Seite des Feuers mit ein, doch verpasste er den Einsatz, irgendwie war er mit seinen Gedanken wo ganz anders. Prompt beschwerte er sich auch nach dem Lied mit einem genervten Kommentar: „Na, ... gib mir verdammt noch mal ein Zeichen, wenn du anfängst!" Darauf folgte nur Gelächter, auch David schien amüsiert und blickte den Lockenkopf neben sich fragend an. „Warum so ungehalten? ... Hey, wir sind alle keine Profisänger, John", er klopfte seinem Sitznachbarn freundschaftlich auf den Oberschenkel, was diesen blitzartig hochfahren ließ. „Ehm, ... ich ... eh ... es tut mir leid", stammelte er und grinste verlegen in die Runde. Dann wandte er sich wieder dem Magier zu: „Ach David? ... Ich hab noch ein paar ganz wichtige Fragen zu meiner nächsten Geschichte. ... Hast du ... eh ... kannst du kurz mit mir kommen?" Richard schmunzelte, er bemerkte es nun schon seit einiger Zeit, ja es kam ihm so vor, als würde der kleine dunkelhaarige Mann, reges Interesse an dem „Anführer" der Gruppe hegen. Er schien sich wie eine Klette an Davids Fersen geheftet zu haben. Und diese Nervosität, ... sehr verdächtig.
„Jetzt gleich?" erklang der tiefe Bariton, doch als der Blonde den sichtlich aufgewühlten Mann vor sich sah, stand er auf und folgte ihm wortlos hinter den Wagen. „Was die beiden wohl so Wichtiges zu besprechen haben?" überlegte Richard, tat aber die Gedanken gleich wieder ab, den Tom verabschiedete sich nun ebenfalls.
Nun waren Tam und er ganz allein an der Feuerstelle und eine Stille entstand. Sie sahen sich an, bis sich das Mädchen räusperte: „Ahm ... und jetzt? Vielleicht sollten wir ebenfalls schlafen gehen", schlug sie vor und machte Anstalten aufzustehen. Doch der Musikant hielt sie davon ab, indem er sie behutsam auf ihren Platz zurückzog. Bevor sie eine Frage stellen konnte, setzte er zu einem Lied an. Eine liebliche Melodie mit einem einzigartigen Text. Richard hatte diese Verse extra für Tam verfasst, um ihr etwas zu sagen, dass er so nie in Worte fassen hätte können. Tamora lauschte aufmerksam, kein Wort, nein keinen Chord verpassen wollend.
„Cause every single Note and Word is just for you, ... I wanna tell you but this is the only way I know ... I wish you could see it from this view, cause everything around you is a little bit brighter from your love."
Er spielte hingebungsvoll die letzten Noten. Tam schwieg und war sichtlich gerührt. Dann hob sie den Kopf und blickte Richard mit großen Augen an. „Für ... für mich?" erkundigte das Mädchen sich zaghaft, nicht sicher was gerade passiert war. Richard nickte und versuchte währenddessen Betty ruhig zu stellen, die ungefähr mit dem Ende des Liedes, anfing kläglich laut zu Kläffen. „Ja Tamora,... ich mag ..." „Wuff, wuff, wuff!" „Aus Betty, willst du wohl still sein! ... dich sehr. Ich meine es ernst ... Betty leise!" Tamora sah den Mann weiterhin nur an, sie war verblüfft. Nachdem Richard seine etwas eifersüchtige Hündin beruhigt hatte, startete er einen neuen Anlauf. „Tamora Bruck, ... ich ... ja ... ich liebe dich!" dieses Mal gerade heraus und unmissverständlich.
Tam schien zu überlegen, jedenfalls antwortete sie nicht gleich. Der junge Mann fühlte sich wie auf Nadeln, was würde sie sagen? Endlich, nach gefühlt einer kleinen Ewigkeit, begann sie leise: „Ich komme aus dem Königreich im Norden. Dort sind mein Zwillingsbruder und ich geboren und lebten bis zu unserem 12.Lebensjahr gutbehütet bei unseren Eltern. Doch plötzlich änderte sich alles schlagartig und wir hatten kein Geld mehr. Wir wurden beide in den Sklavenhandel verkauft und arbeiteten fortan für verschiedenste Leute, bis uns der König des Landes in sein Schloss aufnahm. Es war ein Segen, ... aber auch ein Fluch zugleich. Es gab genug zu Essen und es fehlte uns an gar nichts, nur ... Nach einer so lange Zeit in Sklaverei, sehnt man sich natürlich nach der Freiheit." Kurz hielt sie inne, fast sah es so aus, als überlege sie noch weiterzusprechen, doch nach einem leisen Seufzen fuhr sie fort: „Es war unsere Chance, als uns der Bruder des Königs einen Handel anbot ...", beschämt blickte sie in Richards fragende Augen. Schließlich gab sie sich einen Ruck und erzählte, wie sie den Herrscher des Landes um den Finger wickelte, wie sie und ihr Zwillingsbruder die Rollen tauschten und somit veranlassten den König vom Thron zu stoßen. Ein hinterhältiger Trick, den sie bitter bereute. Ihre Hoheit wurde ins Exil geschickt und die Geschwister in die Freiheit entlassen. Mit dem Blutgeld und der Bedingung das Reich zu verlassen, waren sie gezwungen eine neue Bleibe zu finden, die ihnen schlussendlich David gab.
Der Musiker hörte ihr geduldig zu und erst als sie am Ende ihrer Erzählung fragte: „So ... nun weißt du alles über mich. Ich ... war eine Sklavin und meine letzte Affäre, den König, betrug ich schamlos... für meine ... Freiheit. Ich liebe dich ebenfalls, Richard Kingsfield, doch liegt es an dir, ob du mich nimmst wie ich bin. Wie lautet deine Entscheidung?"
„Tamora, ... egal was du in der Vergangenheit getan hast, was für mich zählt ist, wer du jetzt bist", sein liebevoller Blick lies sie schüchtern lächeln. Dann legte er seine Hände auf ihre Schultern und zog sie sacht zu sich. „Ich lernte dich kennen, so wie du jetzt bist. Deine Vergangenheit spielt für mich keine Rolle. ... Außerdem ... habe auch ich kein blütenreines Hemd", gestand er und fuhr ihre Oberarme hinunter, bis er ihre Finger in seine nahm. Leise, schon fast flüsternd erzählte nun auch er seine Lebensgeschichte. Er war im Königreich des Westens geboren, wo er schon als kleiner Junge ein Knappe am Hof wurde. Er lernte zu kämpfen und da der sehr ehrgeizig war, übertraf der Bursche schon bald alle anderen und fand sich schließlich in der Königlichen Garde wieder. „Noch bevor ich wirklich zum Ritter geschlagen wurde, musste ich das Königreich verteidigen und etliche Schlachten bestreiten. Sie nannten mich „Der schnelle Richi", ja ... noch heute bin ich in meiner ehemaligen Heimat so bekannt. Erzähle es niemandem, bitte. Weshalb ich den Westen auch meide. Irgendwann hatte ich genug vom Morden und den vielen Verletzten, die ständig zu verarzten waren. Ich kehrte meiner Vergangenheit den Rücken zu und entschied mich für ein Leben als Reisender. Die Musik hat mich auf den rechten Weg geführt ... und direkt in deine Hände." Er hob diese hoch und hauchte einen Kuss auf ihre Fingerspitzen. „Nun Tam frage ich dich, nimmst du mich wie ich bin?" Diese Frage war überflüssig. „Natürlich! Es zählt das jetzt und hier, ... nicht wahr?" Das Mädchen sah ihn mit ehrlichen, großen Augen und geröteten Wangen an. Richard beugte sich zu ihr nach vor, bis ihre Nasenspitzen sich berührten. Sie lächelten sich an, die Entfernung zwischen ihnen schloss sich vollends und ihre Lippen trafen aufeinander.
Puh, puh, first real romantic Szene ich denke...😅 Das war gar nicht so einfach es umzusetzten, danke an EzimOOR19, die mir hierbei ziemlich viel unter die Arme greift😘
Lg Tsuna-saw-ada
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I was King (Deutsche Version)
AvventuraIm englischen Königreich des 16. Jahrhunderts, wird Jonathan Morchester, der erste Sohn des Regenten ins Exil geschickt, für eine Tat, die er nie begangen hatte. In Freiheit trifft er auf den Magier David, die Zwillinge Tam und Tom und den Barden R...