Wochen vergingen und der Herbst brach an. Die Wunden auf meiner Brust verheilten gut, dennoch war ich für mein restliches Leben gemarkt. Die zurückgebliebenen Narben ließen die Worte auf meinem Schlüsselbein sogar noch lesbarer erscheinen als zuvor. „Ruled by Fate"stand in einer geschwungenen Schrift dort. „Beherrscht vom Schicksal" wie passend! Die Kupferstempel waren ursprünglich für den Buchdruck gedacht, doch nun prangten die Worte auf meiner Brust, in einem dunkelrot der Verbrennungswunde, doch neben den ganzen Qualen, die ich durchlitt, konnte ich zumindest damit angeben, dass mein Plan bisher perfekt geklappt hatte. Dieser bestand eigentlich lediglich darin, mich bei Björn einzuschleimen, so richtig ...
Nicht nur die freiwillige Zusatzarbeit, die ich verrichtete, gehörte dazu. Ich nannte die Ratte ab jetzt nur noch Sir, fügte mich pflichtbewusst in die Rolle des Ältesten ein, kümmerte mich um die Kleinen und wies sie, in seiner Aufsicht, auch mal kräftig zurecht. Das alles diente zu einem Zweck, ich brauchte sein Vertrauen. Als ich hierhergekommen war, wurde mir klar, dass es in dieser Wäscherei eine gewisse Rangordnung gab.
Die, die sich Björn unterwarfen, erhielten auch die wichtigsten Aufträge und der, auf den ich es abgesehen hatte, würde mich direkt ins Königshaus führen.
Während des Beginnes der Umsetzung und vor allem nach der schmerzvollen Zeit die dem Brennen des Males folgte, bekam ich so etwas wie Zuneigung von den anderen Kindern zu spüren. Ich lernte alle ein wenig besser kennen, ja man konnte meinen, wir hielten nun alle zusammen.
„Hey Henry, passt das? Werden wir in der Geschwindigkeit rechtzeitig fertig?" unterbrach Kajetan meine Gedanken. Mit zusammengekniffenen Augen begutachtete ich den Berg an gewaschen und gebleichten Laken neben uns. „Hm ... wird knapp, lass uns noch nen Zahn zulegen. Ich hab Mary heute eine Geschichte versprochen", gab ich zurück und griff flink nach dem nächsten Tuch. Mein Mitstreiter, Kajetan war inzwischen sowas wie ein Freund für mich. Er zeigte sich von Natur aus etwas ängstlich und feige, war aber schwer in Ordnung, wenn man ihn besser kennen lernte.
Überrascht von uns selbst, wurden wir tatsächlich zu der geplanten Uhrzeit fertig und konnten noch einige Minuten den anderen helfen. Beim Essen saßen wir alle, wie üblich an dem großen, leicht morschen Tisch und verdrückten, ein für die Verhältnisse sehr gutes Abendmahl. Erst als wir fast fertig waren, kam die Ratte, pardon, Sir Björn herein und gab uns eine Rückmeldung zu unserer Arbeit am heutigen Tag.
Diesmal lag sein Blick auf mir, er sprach zwar zu allen, doch schien er mich nicht aus den Augen zu lassen, als würde er mir persönlich etwas sagen wollen. Und wie erwartet rief er am Ende seiner „Rede": „Henry! Ich meine Nummer 12, ... komm mit mir, ich ... wir haben etwas zu besprechen." Ich nickte gehorsam und stand auf. Der Aufseher war in letzter Zeit ein wenig schwach mir gegenüber geworden, denn er schien wohl stolz auf seinen Erfolg und vergaß so auch von Zeit zu Zeit, mich bei meiner Nummer zu nennen.
Er winkte mich in den Gang, wo er einige Minuten ausharrte und auf einen passenden Zeitpunkt zu warten schien. „Henr ... arg! ... Nummer 12. Ihr wart heute wieder besonders schnell. Großartig, macht weiter so. ... es freut mich auch zu sehen, dass du endlich deinen Platz akzeptiert hast." Solch einem Gespräch, gingen schon einige voraus und diese eigneten sich hervorragend, um der Ratte in den „Arsch" zu kriechen.
„Sehr nett von ihnen. Ach ... wie ich bereits sagte Sir, sie können mich ruhig Henry nennen." Ich versuchte ein unschuldiges Lächeln. „Ja, mir ist nun klar geworden, wie ich mich hier am besten einbringen kann. Jeder hat eine Aufgabe und dies ist meine", schmeichelte ich mit ehrfürchtigem Ton. Irgendwie funktionierte diese Taktik aus Erfahrung am besten. Björn musterte mich prüfend und sprach dann weiter: „Also He... Henry, das war heute eine hervorragende Leistung, weshalb ich beschlossen habe, dir und Nummer 4 die ehrenvolle Aufgabe zu übertragen, die Laken aus dem Schloss zu holen. Das erfordert Disziplin und vor allem Höflichkeit. Es ist eine Ehre, die ich niemand anderen anvertrauen kann." Trotz der übertriebenen Ausdrucksweise hätte ich jubeln können. Endlich würde mein Plan in die zweite Runde gehen, doch am wichtigsten war hier mein Pokerface, wenn der Leiter der Wäscherei auch nur einen Tag zu früh von meinem Vorhaben Wind bekäme, wäre ich geliefert. Darum nickte ich und gab gespielt stolz zurück: „Es ist uns eine Freude, diese überaus wichtige Aufgabe zu übernehmen. Verlassen sie sich auf uns Sir, wir werden keine Schande über ihr Haupt bringen." Zumindest jetzt noch nicht', fügte ich still hinzu. Der Rest des Gespräches bestand nur noch aus Lob, Schleim, das wir am Anfang der nächsten Woche gehen sollten und dem Wünschen eines guten Abends.
Während dem Weg zum Schlafsaal zog sich ein breites, beinahe teuflisches Grinsen über mein Gesicht.
Jetzt, nach so langer Zeit der Tyrannei hatte ich ihn dort wo er sein sollte.
Ach Henry, wo das wohl hinführt.
Funfacts: Während dem Kontrolllesen hab ich laut überlegt was man als Synonym für Ehre nehmen kann. Tja mein Vazer meinte er solle einfach "Moch i" ( Mach ich) sagen, ich fand das hätte sicher eher realistisch geklungen, aber Henry ist doch ein "adwliger" *hust *hust
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I was King (Deutsche Version)
AventuraIm englischen Königreich des 16. Jahrhunderts, wird Jonathan Morchester, der erste Sohn des Regenten ins Exil geschickt, für eine Tat, die er nie begangen hatte. In Freiheit trifft er auf den Magier David, die Zwillinge Tam und Tom und den Barden R...