19. Jonathan

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Ich war gerade dabei gewesen, meine Geschichte zu erzählen, als ein Geräusch die nächtliche Ruhe störte. Jemand schien um unser Lager zu schleichen. Spärlich konnte ich Umrisse ausmachen und als meine Augen sich an das Dunkel gewöhnt hatten, erkannte ich ... 

„Ein Hund? Ein Streuner?" Die anderen waren nicht weniger verblüfft über den Anblick des kleinen, braunen, lockigen Tieres. „Oh... ein Hündchen. Hier im Wald...", Tamora stand auf und näherte sich langsam dem Eindringling. „Oh ... du süßer ... ganz alleine?" Doch allein war er nicht. Aus dem Dickicht trat eine Gestalt hervor. Es war ein Mann, etwas kleiner als David, mit blonden Haaren, einem dunklen Kinnbärtchen und ... „Eine Gitarre!" jubelte ich begeistert. Ich war ein Freund dieses Musikinstrumentes, da ich selbst schon lange spielte und es liebte. Nun drehte sich der Fremde in meine Richtung. Zuerst sah er mich nur fragend an, so als ob nicht er derjenige gewesen war, der gerade einfach so aus dem Nichts aufgetaucht war. „Ja ... das ist eine Gitarre? ... Ähm ... entschuldigen sie die nächtliche Ruhestörung meine Damen und Herrschaften", er fuhr sich verlegen über den spitzen Bard. „Aber wir sahen Licht und wollten uns ein wenig genauer umsehen und desto näher wir kamen, desto deutlicher wurde eine wundervolle Stimme. Sie erzählte eine so herzzerreißende, heldenhafte Geschichte, dass ich nicht anders konnte als mitzulauschen. ... Darf ich mich denn nun vorstellen, mein Name lautet Richard Kingsfield", verkündete er höflich und trat näher an die Feuerstelle, der Hund folgte schüchtern. Dann verbeugte er sich tief. Als er sich wieder erhob blickte er in die Runde und fragte: „Diese liebliche Stimme, zu wem gehöret sie?"

Ich war baff, einfach nur geschockt. Zum einen, weil ... meine Stimme wundervoll und lieblich sein sollte? Und dann war da auch noch Davids Grinsen, natürlich nicht wirklich, aber ich hatte das Gefühl, als würde er es tun. Zum Einwand ansetzend holte ich Luft, doch der Spitzbärtige war schneller. „Nun denn, lasset mich raten, ... nur ein Fräulein, so schön wie ihr könnte eine so bezaubernde Klangfarbe erzeugen", lächelnd verbeugte er sich vor Tamora erneut. „Nicht wahr, Mademoiselle?" Ich hätte mich zwicken können, um zu prüfen wie real diese Situation war. Doch stand ich vorerst noch blöd herum, nicht daran glauben wollend, dass meine Stimme, die einer Frau sei!


I was King (Deutsche Version)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt