49.Margaretha

91 9 3
                                    

Es war Monate her, seit Henry zurück in die Wäscherei gegangen war und ich in nicht mehr gesehen hatte. Mit schwerem Herzen hoffte ich aber, dass es ihm gut ginge. Gewissermaßen wusste ich dies zwar, kam doch der Koch der Fabrik jede Woche einmal zu uns in den Laden meiner Familie, um seine Zutaten aufzustocken. Gelegentlich und eher nebenher, fragte ich ihn nach dem weißhaarigen Jungen aus. Schon einige Male versuchte ich auch dem dicken Koch kleine Briefchen für Henry mitzugeben, doch schienen diese nie anzukommen.

An diesem Tag jedoch kam niemand aus der Wäscherei, dafür aber Händler aus dem Nachbarland. Ich erkannte es an der fremden Kleidung und dem Wappen, das an der Brust der Mäntel aufgestickt war. Es kam nicht oft vor, dass Leute aus dem Königreich des Ostens zu uns kamen, deshalb entstand gleich ein kleiner Tumult um sie herum. Auch ich war neugierig, was sich dort, nach dem Königswechsel so getan hatte. Beim letzten Mal, als Menschen von dort eintrafen, brachten sie die Kunde, eines schwerwiegenden Vergehens wegen dessen der amtierende König ins Exil geschickt worden war.

So spitzte ich die Ohren, um vielleicht etwas aufzuschnappen.

„Nicht auszuhalten, der Herrscher fordert die Hälfte von dem was wir Händler einnehmen, damit wir überhaupt aufbrechen dürfen. Halsabschneiderisch ist das!Stürzen müsste man ihn! Doch da haben wir keine Chance. Mit den hohen Steuergeldern hat Theodore den Schutz um sich herum verdreifacht", erzählte einer der Fremden am Stadttor. Ich hatte zwar mitbekommen, dass der König des Ostens ein selbstverliebter Rüpel sein sollte, doch dass er es so weit trieb?Mir taten die Leute leid, die unter seiner Herrschaft leben mussten. Aber was konnte man dagegen tun?

„Ja da gab es doch auch zwei Brüder? Was ist mit ihnen?" erkundigte sich einer unserer Nachbarn. „Naja, ... der eine war ja ins Exil geschickt worden und der Jüngste ...", überlegte ich für mich und gleich darauf begann wieder einer der Händler zu sprechen: „Sir Jonathan, ... er war in seiner kurzen Amtszeit sehr angesehen und beliebt, doch dann wurde er verbannt,da er mit einem Mann eine Affäre gehabt haben soll! Unglaublich, ... was? Und der kleine Henry ist viel zu jung und feige, um sich gegen seinen Bruder aufzulehnen." „Wie", horchte ich erstaunt auf. „Henry? So hieß der Jüngste der Brüder? ... seltsam. Ein inneres Gefühl alarmierte mich. Doch dieser Königssohn befand sich ja noch im Schloss, sonst hätten die beiden sicherlich etwas anderes gesagt. Nein, ... es bestand absolut keine Möglichkeit, dass dieser genannte Henry und „mein" weißhaariger junger Freund, ein und dieselbe Person sein könnten. „Ach Henry ...", murmelte ich anscheinend relativ laut, denn die beiden Männer drehten sich zu mir um und sahen mich fragend an. Jetzt konnte ich mich nicht mehr zurückhalten.

„Was, ... was ist mit ihm? Wie sieht er aus?"Ich machte mir zu große Hoffnungen. Dies waren einfache Handelsleute aus dem Volk, was sollten sie schon groß von und über das Königshaus wissen?„Du stellst Fragen, ... hahaha. Viel weiß ich auch nicht. Henry ist der jüngste Sohn der Familie Morchester und somit Thronerbe Nummer 3. Kurz nach dem der Älteste wegging, war auch er eine Weile verschwunden, man sagt er sei ausgerissen und überall in den Städten hingen seine Steckbriefe. Ein hübscher Bursche, 16 Jahre müsste er damals gewesen sein, also wird er bald 18 werden. Er ist mittelgroß, hat schwarze Haare, dunkelbraune Augen und ein kindliches Aussehen, so stand es auf den Plakaten", erzählte der eine was er wusste. Meine Aufregung wuchs, es passte alles zusammen ... nur ... „Und er ist danach nicht mehr gefunden worden?" erkundigte ich mich neugierig weiter, um meine letzten Zweifel auszurotten. „Naja, es hieß, er sei zurückgekehrt, danach wurden auch alle Steckbriefe entfernt und die Suche eingestellt. Doch wenn ich es mir recht überlege ... gesehen hat ihn danach niemand. Also ...", er drehte sich zu seinem Freund und wollte schon weiter gehen, da meinte der andere noch: „Wenn sie ihn nicht gefunden hätten, wäre der Junge da draußen, ganz allein auf sich gestellt bestimmt längst gestorben. Das verwöhnte Königskind hat ja keine Erfahrungen mit dem richtigen Leben. Eigentlich schade um den Kleinen." Der Mann hob entschuldigend die Schultern und verabschiedete sich. „Ich danke ihnen für ihre Zeit, meine Herren", sagte ich höflich und verbeugte mich und dann trennten sich unsere Wege. Henry war der verschollene dritte Königssohn, ich war mir beinahe sicher. Nicht nur, dass sein Auftauchen auf dem Hof von Joachim und das Verschwinden, im selben Zeitfenster passierten, auch das Aussehen passte auf die Beschreibung. Bis auf die Haare natürlich, die ja in der Wäscherei gebleicht wurden. Und Noah erzählte, dass sich der Junge anfangs sehr ungeschickt anstellte und die logischsten Dinge hinterfragte. Selbst der Frage zur Vergangenheit vor der Zeit auf dem Hof, wich er immer wieder geschickt aus. 

Was sollte ich jetzt mit dieser Information machen? Er war doch trotzdem die Person, der Henry, den ich kennenlernte. Der freundlich, lustig und rücksichtsvoll sich um seine Kameraden sorgte und Musik leibte, wie kaum ein anderer. Es gab bestimmt einen guten Grund, weshalb er seine Geschichte auch mir gegenüber lieber geheim hielt.
Jetzt wollte ich ihn plötzlich wiedersehen, ihn in meine Arme nehmen, ihm sagen, dass er einen Platz in meinem Herzen hatte. „Henry ..." würden sich unsere Wege wohl wieder kreuzen?

Also, sie wusste nichts davon, nichtmal geahnt, weil Margaretha die Geschichte vonndem Königreich nicht so gut kennt, nur das es drei Brüder gab, der Älteste war verbannt worden und der mittlere dann König geworden, so war die Schlussfolgerung, dass es der Jüngste war ziemlich nah.

I was King (Deutsche Version)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt