Nur noch kurz mithelfen, dann könnte ich zu ihm und wir würden nach dem gemeinsamen Essen wieder musizieren. Henry war beeindruckend. Mit seinem schwarzen Humor konnte er über Dinge lachen, die andere schon nicht mehr lustig fanden. Trotzdem war er freundlich, ehrlich und überlegte gut, bevor er etwas sagte. Er war wohl erzogen worden, dass wusste ich vom ersten Moment an. Sehr gesittet aber mit einer kindlichen Fröhlichkeit. Gespräche mit ihm machten einfach Spaß.
Ich näherte mich dem Häuschen und bemerkte gleich, den fehlenden Kerzenschein im Fenster. Kein Licht? Da stimmte etwas nicht! Ich öffnete die Tür. „Henry?" doch bekam ich keine Antwort. Hoffentlich war ihm nichts zugestoßen, war mein erster Gedanke. Doch dann sah ich auf dem Tisch einen beschriebenen Zettel. Henry wusste, dass ich schreiben und lesen gelernt hatte, deshalb nahm ich an, die Nachricht galt mir. Ich sollte recht behalten.
„Was!? ... Wieso!? ... Oh nein Henry ... warum?!" rief ich erschrocken aus. Wohin war er gegangen? Und weshalb so überstürzt? Ein wenig fassungslos saß ich da. Vor ein paar Minuten hatte ich noch gedacht es würde ein ganz normaler Nachmittag werden, doch dem war nicht so. Mein Blick wanderte zum Fenster. War dort nicht gerade jemand? Henry? Nein ... bei der Gestalt handelte es sich um einen muskulösen Mann, der wohl aunauffällig zum Fenster hereinschauen wollte. Ich bemühte mich so zu tun, als hätte ich nichts bemerkt und mein Herz klopfte mir bis zum Hals. Sollte dieser Mann etwas mit dem Verschwinden von Henry zu tun haben?
Ich wollte dem ganzen nachgehen, doch da fiel mir noch einmal der Zettel in den Blick. Auf der Rückseite stand noch etwas geschrieben, was mir vorher nicht aufgefallen war. Ich nahm das Blatt wieder auf und fand tatsächlich noch viel mehr Worte von ihm darauf. Eine feine geschwungene Handschrift, die ich unter hunderten herauskennen würde.
Liebe Margaretha
Es tut mir sehr leid ohne einen richtigen Abschied einfach abzuhauen, mir blieb jedoch keine andere Wahl ... Ein Spion der Wäscherei hält mich im Auge und weiß wo ich bin. Meine Entscheidung brachte mich dazu wieder zurückzukehren, um dich und deine Familie nicht zu gefährden. Ich kann nicht einfach immer davonlaufen, irgendwann muss ich mich stellen.
Mach dir keine Sorgen und sei bitte nicht böse, alles wird gut. Da gibt es etwas, womit ich sie in ihre Schranken weisen kann.
Wir werden uns auf jeden Fall wiedersehen.
Dein Henry Morrow
PS: Die Rückseite habe ich nur deshalb beschrieben, um möglichen neugierigen Wachen nicht gleich zu verraten, dass ich etwas plane.
Ich starrte immer noch die verschlungene Schrift vor mir an. Was hatte er vor? Und warum ging er zurück? War er überhaupt freiwillig gegangen?
Innerlich wünschte ich ihm viel Glück und drückte meine Daumen, doch keine Sorgen machen? Würde das überhaupt gehen? Ich machte mir trotz allem enorme Sorgen um den jungen weißhaarigen Mann, mit den tiefbraunen Augen. Am liebsten wäre ich sofort aufgebrochen und hätte ihn dort heraus geholt, ihn den Fängen dieses Widerlings von Leiter entzogen. Doch ein Gefühl tief in mir sagte, dass Henry es schaffen konnte und an etwas anderes wollte ich gar nicht denken.
Wie die Beziehung der Zwei sich wohl entwickeln wird?
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I was King (Deutsche Version)
AdventureIm englischen Königreich des 16. Jahrhunderts, wird Jonathan Morchester, der erste Sohn des Regenten ins Exil geschickt, für eine Tat, die er nie begangen hatte. In Freiheit trifft er auf den Magier David, die Zwillinge Tam und Tom und den Barden R...