Er sieht so anders aus, er wirkt anders, er bewegt sich anders.
Er ist nicht mehr der, der er war als er nach Russland musste, oh nein, dass ist er ganz und gar nicht.Als ich Virgil vorhin dort, hinter Lloyd, stehen sah, traute ich erst meinen Augen nicht.
Ich dachte wirklich ich bilde mir ein, dass Virgil auftaucht, doch dem war nicht so.
Er ist hier, endlich wieder in Amerika, endlich wieder in San Francisco und doch strahlt er eine Kälte aus, die etwas von Sibirien hat. Ich kann es nicht beschreiben."Ist das der Virgil, von dem Lloyd immer wieder gesprochen hat?", fragt mich Max, den ich natürlich mit zur Hochzeit genommen habe und ich nicke, nehme ihn an die Hand und sage: "Komm ich stell ihn dir vor."
Max weiß nicht, dass Virgil und ich mal was miteinander hatten. Warum auch? Ich bin ihm keinerlei Rechenschaften schuldig, mit wem ich wann was hatte, habe oder vielleicht noch haben werde.Ich sehe das Virgil zu uns herüberschaut, als ich mich gemeinsam mit Max auf ihn zu bewege.
Es sind nur noch Sekunden, bis wir das erste Wort, seit so vielen Jahren wechseln.
"Hallo Mister Collins.", kommt es über Virgils Lippen und die Worte die er sagt irritieren mich.
Mister Collins? Echt jetzt? Okay, das habe ich nicht erwartet."Hallo.", sage ich nur knapp und schaue ihm in seine Augen und genau in diesem Moment bildet sich vor meinem inneren Auge eine Maske auf dem Gesicht des nun blonden Lockenkopfes.
Ob das diesmal seine echten Haare sind, oder ob er immer noch eine Perücke trägt? Ich tippe auf ersteres.
"Hallo, ich bin Max Howards. Lloyd hat mir einiges über sie erzählt Mister Rosenberg.", meint nun Max und holt mich aus meinen Gedanken.
"Aha. Es freut mich sie kennen zulernen Mister Howards.", kommt es über Virgils geschwungene Lippen. Er reicht Max die Hand, welcher diese entgegen nimmt und leicht schüttelt.
Dafür hat er sie aus meiner gelöst, doch nachdem das Händeschütteln vorbei ist, legt Max seine Hand wieder in meine und ich sage: "Ich komme gleich wieder."Ich wende mich ab, lasse Max' Hand los und gehe dann nach draußen. Ich brauche jetzt dringend frische Luft.
Mister Collins! Alles klar.Draußen angekommen, lehne ich mich an die Hauswand, atme einige Male ein und aus und höre dann die Stimme von Lloyd: "Er ist so anders geworden. Virgil wirkt so kalt, doch in seinen Augen kann ich sehen wie verletzt er ist."
Ich runzle meine Stirn, schaue mich um, doch sehe Lloyd nicht, dafür aber höre ich Clay: "Schatz, es waren vier Jahre. Niemand von uns weiß was mit ihm passiert ist. Vielleicht bleibt er ja ein paar Tage und ihr könnt euch austauschen."Ich schaue zum Himmel hinauf und sehe an der Hauswand einen Balkon. Ich vermute dass die beiden dort oben stehen und sich unterhalten.
"Das hoffe ich. Virgil ist und bleibt mein bester Freund.", sagt nun Lloyd und Clays Antwort lautet: "Das weiß ich doch mein Schatz. Komm jetzt aber wieder mit rein. Wir sollten bei unseren Gästen sein."
Dann ist es ruhig und ich stehe immer noch an der Hauswand gelehnt.Im Augenwinkel, sehe ich einen Moment später jemanden hinaus kommen und ich schmunzle ganz kurz, bevor ich sage: "Hallo Mister Rosenberg."
Ich sehe das Virgil sich zu mir wendet und dann auf mich zukommt.
Vor mir angekommen bleibt er stehen und ich sage: "Gil, ich weiß nicht was du die letzten vier Jahre erlebt hast, aber du sollst wissen, dass mir als Ansprache Ray oder Will vollkommen ausreicht. Mister Collins ist ein wenig zu hoch gestochen. Vor allem nachdem was wir hatten."
"Es gehört sich aber so Mister Co... .", beginnt er und ich weiß nicht genau, warum ich das folgende tue, aber ich packe Virgil an den Schultern, drehe ihn und drücke ihn gegen die Wand."Hör auf mit dem Scheiß. Ich will von dir nicht Mister Collins genannt werden. Egal ob es sich so gehört oder nicht. Verstanden", fahre ich ihm über den Mund und Virgil schaut mich an.
"Es ist besser wenn sie mich jetzt los lassen.", antwortet er mir und ich sehe in seinen Augen das, was Lloyd vorhin Clay beschrieben hat. Virgil ist verletzt, gebrochen und nichts ist mehr da von der Lebensfreude in seinen Augen.Ich trete einen Schritt zurück, unsere Augen ruhen in den jeweils anderen, als ich meine: "Gil, ich... ." Ich unterbreche mich selbst, sammel mich kurz und fahre dann fort: "Wie schon gesagt, weiß ich nicht was dir passiert ist, wie es dir erging, was du erlebt hast, aber mir wäre es lieb wenn du mich nicht siezt und Ray zu mir sagst. Okay."
"Okay.", sagt er knapp und schaut mich weiterhin an.Aus meiner Hemdtasche ziehe ich einen Kugelschreiber, den Clay mir vorhin gegeben hat, weil er Panik hatte der Kugelschreiber für die Unterschriften könne versagen.
Ich drücke die Miene heraus, schiebe Virgils Ärmel nach oben und schreibe ihm meine Handynummer auf seinen Unterarm, während ich sage: "Falls du mal reden willst, oder auch schweigen oder einfach jemanden der dich festhält, weil du das Gefühl hast du würdest dich gerade selbst verlieren Gil.", meine ich und stecke den Kugelschreiber wieder ein.Dann greift Virgil meine Unterarme, hält sie fest und auch ich lege meine Hände um seine Unterarme.
Wieder schweigen wir. Wieder schauen wir uns in die Augen.
"Ich bin für dich da, wenn du es willst und zulassen kannst. Hörst du Virgil, ich bin da und nur ein Telefon entfernt.", sage ich und beide haben wir unsere Stirn an die jeweils andere gelegt."Wer ist Max?", fragt er so leise, dass ich es fast nicht verstanden hätte und ich antworte ihm wahrheitsgemäß: "Spielzeug. Nicht mehr und nicht weniger. Einfach nur Spielzeug."
"Man sieht ihm aber an, dass er mehr für dich empfindet.", kommt es dann von Virgil und wir richten uns wieder auf.
Beide sehen wir uns an und ich äußere: "Ich weiß, und Max weiß, dass er nicht mehr bekommt als das was ich ihm gebe und das sind Sessions und ab und an mal eine Übernachtung."
"Küsst ihr euch?", haucht Virgil und seine Augen zucken hin und her.
"Nein, haben wir nie und habe ich auch nicht vor.", entgegne ich dem Blonden und streiche ihm nun mit meinem Daumen über seine Wange.
"Okay.", kommt es dann wieder sehr knapp von Virgil und dann werden wir unterbrochen."Ach hier seid ihr.", höre ich und Virgil tritt von mir zurück.
Lloyd ist es der uns stört und weiter spricht: "Ich habe euch schon gesucht. Wir wollen jetzt ein Gruppenfoto machen. Kommt ihr?"
"Ja.", sagt Virgil, schaut mich nochmal an und geht dann mit Lloyd zusammen wieder hinein.
Ich hingegen atme nochmals durch, bevor auch ich wieder hinein gehe.Ich sehe Max wie er sich umschaut und auch, als er mich entdeckt hat, wie er auf mich zukommt.
"Da bist du ja wieder. Lloyd und Clay, wollen jetzt Gruppenfotos machen.", sagt Max, greift meine Hand und ich folge ihm zu den Menschen die sich gerade für das Foto drapieren.
Virgils und mein Blick treffen sich kurz und ich sehe, dass über sein Gesicht ein kleines Lächeln huscht und ich erwidere es kurz, bevor es dann an die Fotos geht.
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Liberation
RomanceBand 1 der Liberation-Reihe Als Senatoren Kind hat man es nicht immer einfach. Die meisten denken mein Leben sei toll und spektakulär. Ich habe viel Geld und demnach keine Probleme. Was wissen die schon? Ja mein Leben ist toll und spektakulär, aber...