Virgil (57)

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Nachdem ich aufwachte, kuschelten Ray und ich noch etwas, bis ich dann aufstand und das Krankenhaus verließ. Ich wollte diese blöde Wohnung auf Vordermann bringen, ich wollte nicht das Ray in so ein Chaos nach Hause kommt. Er war sichtlich enttäuscht, dass ich schon wieder gegangen bin, aber ich kann das im Moment nicht. Ich kann nicht Stunden, ohne etwas zu tun an seinem Bett sitzen. Vor allem deswegen nicht, weil ich mich einfach schlecht und schuldig fühle. Ich werde das nie wieder gut machen können, aber ich kann wenigstens dafür sorgen, dass es Ray wieder gut geht.

Ich hab, als ich das Krankenhaus verlassen hatte, Lloyd angerufen und gefragt ob Clay zu Ray kann und er zu mir kommt. Da das Bett wirklich schwer ist. Lloyd stimmte sofort zu.

Jetzt stehen wir hier im Möbelladen und suchen ein neues Bett, das Alte haben wir eben noch in den Keller verfrachtet und die Wand sauber gemacht damit wir neu tapezieren können. Ich habe eine Rolle schwarze Vliestapete mit Ornamenten unter dem Arm und laufe mit ihr und Lloyd die Gänge ab wo die Betten stehen.

"Ich möchte dort nicht wohnen bleiben Lloyd."

"Oh, wieso? Wegen dem Ganzen was nun so passiert ist?", fragt er mich und ich nicke.

"Weißt du, wenn Ray und ich jetzt fest zusammen sind und die Anschläge ja ein Ende haben, dann bin ich nicht mehr sein Auftrag. Beziehungsweise kann er bei meinem Vater kündigen, oder vielleicht zieht auch mein Vater ihn ab. Und je nachdem was für einen Auftrag er dann bekommt, bin ich die meiste Zeit alleine zu Hause. Ich will nicht immer daran erinnert werden was in der Wohnung passiert ist. Am liebsten würde ich in Clays Hütte ziehen, dort draußen war es so wunderschön." erkläre ich meinem besten Freund.

"Virgil ich verstehe dich voll und ganz und soll ich dir mal was sagen? Das ganze Gelände rund um die Hütte, ich weiß nicht wie viel genau es ist, aber ich weiß es ist viel, gehört Clay. Sprich doch mal mit Clay und Ray über deinen Wunsch, denn man könnte dort locker noch ein Blockhaus hinstellen. Dann wären wir Nachbarn, wenn Clay und ich dort Urlaub machen." lacht er und boxt mir leicht gegen die Schulter.

"Weißt du, ich denke das mach ich. Wir kaufen jetzt kein neues Bett, denn wenn das klappt brauchen wir das Bett eh nicht mehr. Danke für die Information.", meine ich dann und nehme Lloyd fest in den Arm.

"Wir schaffen das alles schon Virgil, wir sind da, für dich und Ray." sagt er dann und ich drücke ihn noch etwas mehr an mich.

"Es wird Zeit das Ruhe einkehrt. Fast fünf Jahre war es jetzt so extrem turbulent, ich hoffe Ray stimmt dem zu." meine ich und Lloyd nickt.

Plötzlich höre ich mein Handy klingeln. Ich ziehe es aus der Hosentasche und sehe auf den Display. Es ist Leutnant Hernandez. Seine Nummer habe ich gestern abgespeichert, damit ich nicht immer rätseln muss wem die Nummer gehört.

"Ja Leutnant?" frage ich nachdem ich abgenommen habe.

"Mister Rosenberg? Sind sie zufällig bei Mister Collins im Krankenhaus?" fragt er mich und ich muss das leider verneinen.

"Wären sie so freundlich und würden ins Krankenhaus kommen? Ich möchte ihnen von der Aussage von Mister Howards erzählen."

"Ja, wir kommen gleich." meine ich dann, lege auf und packe die Tapete wieder in das Regal wo ich sie her hatte. Lloyd sieht mich verwirrt an, was mich zum lächeln bringt. Ich liebe seinen verwirrten Gesichtsausdruck.

"Leutnant Hernandez möchte uns beziehungsweise mich im Krankenhaus sehen, er hat was zu erzählen. Und die Tapete brauche ich ja jetzt nicht mehr bei dem was ich vorhabe. Wenn wir ausziehen muss eh alles weiss sein und nicht schwarz." erkläre ich meinem besten Freund, dieser grinst mich nickend an.

"Also los, dann lass uns ins Krankenhaus fahren. Vielleicht darf Ray ja heute auch schon gehen."

Ich zucke mit den Schultern und laufe vor Lloyd aus dem Laden heraus. Wir steigen in Rays Auto und fahren damit zum Krankenhaus. Da ich ja immer noch kein eigenes Auto habe, sind wir von der Wohnung aus mit Rays Wagen gefahren.

Im Krankenhaus angekommen, begeben wir uns in Rays Zimmer, wo Leutnant Hernandez schon wartet.

Ich setze mich zu Ray auf das Bett und gebe ihm einen längeren zärtlichen Kuss, den er sichtlich genießt.

"So, da jetzt alle da sind, möchte ich verkünden, dass Mister Howards alles zugegeben hat. Die Vergiftung und die Briefbombe. Der Überfall an der Wohnung, war er nicht selbst, sondern er hat diesen Mann beauftragt. Deswegen...."

"Entschuldigung, aber woher wusste Max wann wir wohin gehen um uns eine Wohnung anzuschauen? Das verstehe ich nicht ganz." frage ich dann den Leutnant, welcher mich etwas geschockt ansieht.

"Stimmt, verdammt, daran habe ich gar nicht gedacht, dadurch dass Mister Howards gleich ein umfangreiches Geständnis abgeliefert hatte. Tut mir leid, da werde ich wohl noch einmal nachfragen müssen. Aber es ändert nichts daran, dass er wegen versuchten Mordes angeklagt wird. Ich werde ihnen den Termin der Verhandlung zukommen lassen, wenn es soweit ist, allerdings kann es auch sein, dass sie beide als Zeugen aussagen müssen. Das sehen wir aber dann."

Das Ganze stinkt bis zum Himmel, aber okay.

"Wie kam Max in Rays Wohnung?" frage ich den eh schon verwirrten Polizisten.

"Er wusste wo mein Ersatzschlüssel liegt." gesteht Ray. "In den letzten vier Jahren ging er mehr wie einmal in meiner Wohnung ein und aus."

"Jetzt nicht mehr." presse ich bestimmend aus mir heraus und nehme Rays Hand fest in meine, was ihn schmunzeln lässt. Tief schaue ich ihm in seine wunderschönen Augen und will ihn gerade küssen, da meldet sich der Leutnant noch einmal.

"Also ich werde nun gehen. Falls sie noch Fragen haben, oder ihnen noch etwas einfällt, sie haben ja meine Nummer."

Er dreht sich um, verabschiedet sich von allen und verlässt dann das Krankenhauszimmer.

Mit einem Ruck zieht mich Ray dann zu sich und küsst mich leidenschaftlich.

"Wenn der Arzt das nächste mal rein kommt darf ich nach Hause." meint er fröhlich und ich lächle ihn erleichtert an.

"Du wolltest mit Ray und Clay noch etwas besprechen." meint dann mein bester Freund und ich könnte ihn gerade zum wiederholten Male umbringen. Denn ich hätte das schon noch getan, aber wollte ich ihn doch nicht so überfallen.

"Wir haben noch etwas Zeit dafür Lloyd, lass Ray erstmal nach Hause kommen und dann treffen wir uns alle irgendwann mal und da können wir das dann besprechen." sage ich und fahre mit meiner Hand über Rays stoppelige Wange.

Ich bete jetzt einfach nur, dass mit der Verhaftung von Max alles ein Ende hat und Ray und ich in Ruhe leben können.

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