Ray (58)

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Es ist schön wieder Zuhause zu sein.
Seit vier Tagen ist dem nun schon so und ich genieße die gemeinsame Zeit mit Virgil.
Als Lloyd im Krankenhaus diese Andeutung gemacht hat, das Virgil noch etwas mit Clay und mir besprechen wollte, wollte ich auch wissen, was es denn sei, doch Virgil hat bis jetzt noch nichts dazu gesagt. Er meinte, dass das noch ein wenig Zeit hat.

"Heute Abend kommen Lloyd und Clay vorbei.", höre ich Virgil, der gerade zu mir auf den Balkon gekommen ist.
"Okay.", meine ich und ziehe ihn zu mir auf den Schoß.
"Dann sage ich dir, beziehungsweise euch, auch was in meinem Kopf rumschwirrt.", äußert er und ich nicke, bevor ich ihm meine Lippen auf seine drücke.

"Ich liebe es dich zu küssen.", sage ich, als wir den Kuss wieder lösen und Virgil lächelt mich an.
"Ich auch.", haucht er dann und verbindet gleich noch einmal unsere Lippen miteinander.

Mein Handy klingelt und ich sehe das es mein Chef ist.
"Hey Nicolas.", begrüße ich ihn, als ich abgenommen habe und er antwortet: "Hallo Ray. Ich habe gerade einen Anruf erhalten."
"Okay, was ist los?", frag ich und höre: "Der Präsident persönlich hat mich angerufen und mir erzählt, dass er nicht mehr möchte, dass du der Bodyguard seines Sohnes bist. Er meinte es sei ja jetzt nicht mehr nötig, nachdem der Täter, der die Anschläge verübt hat, gefasst wurde."

Natürlich habe ich Nicolas regelmäßig auf dem Laufenden gehalten was alles passiert ist, in der Zeit in der ich Virgils Bodyguard war.
"Das überrascht mich nicht.", entgegne ich Nicolas und dieser fährt fort: "Das dachte ich mir schon. Wie geht es dir denn? Wärst du bereit schon einen nächsten Job anzunehmen?"
"Ja klar, das kriege ich schon hin. Um was handelt es sich denn?", meine ich und streichle Virgil, welcher immer noch auf meinem Schoß sitzt, gleichmäßig über seinen Rücken.

"Es ist mal wieder ein Scheich in der Stadt und der bräuchte für morgen und übermorgen jemanden der ihm Schutz bietet.", erklärt mir mein Chef und ich antworte: "Okay, ich komme nachher ins Büro und dann können wir die Details besprechen."
"Alles klar, dann bis nachher.", sagt Nicolas und legt dann auf.

"Du hast einen neuen Auftrag?", leitet Virgil her und ich nicke, bevor ich sage: "Ja dein Vater hat mich von dir abgezogen. Er meinte es ist nicht mehr nötig, dass ich dich schütze, jetzt wo Max gefasst wurde."
Es herrscht einen Moment schweigen und ich sehe das Virgil irgendwas beschäftigt.
"Was ist los Curly?", frage ich deswegen und in seinen Augen sehe ich Tränen glitzern.
Oh mein Gott, was ist denn jetzt los.

"Curly, hey was ist los?", frage ich erneut und er antwortet: "Ray ich weiß ich verlange vielleicht gerade etwas von dir, was du nicht gut finden könntest, aber könntest du kündigen?"
Erstaunt schaue ich ihn an, als die erste Tränen mit seinen Worten über seine Wange rollt.
"Wieso?", kommt es über meine Lippen und streiche ihm die Träne von der Wange.
"Ich will dich einfach nicht verlieren. Ich würde durchdrehen, wenn ich wüsste dass du gerade wieder sonst wen beschützt und ich nicht weiß ob dein Leben gerade in Gefahr ist. Bitte Ray, kündige deinen Job, bitte.", schluchzt er und ich ziehe ihn etwas näher an mich.

Soweit habe ich nicht gedacht. Ich war vor Virgil allein, hatte niemanden der sich auf solch einer Art und Weise Gedanken macht, mir könne etwas passieren.
"Vielleicht kannst du ja als Security in einem Kaufhaus anfangen oder doch Türsteher werden.", schnieft er und ich streichle weiter über seinen Rücken.
"Curly, schau mich mal an.", hauche ich und der Blonde hebt seinen Kopf, welcher vorher auf meiner Schulter lag und blickt mich an.
"Du hast vollkommen recht. Ich hab mir nur vorher keine Gedanken darum machen müsssen ob ich sterben könnte. Es war niemand da der mein Leben mit mir teilen wollte. Jetzt aber bist du da und wenn ich nachher ins Büro fahre, werde ich Nicolas sagen, dass ich kündige, dann sehen wir weiter, okay?"
"Wirklich jetzt?", fragt Virgil und hält mein Gesicht zwischen seinen Händen.
"Ja wirklich jetzt.", antworte ich, bevor ich unsere Lippen miteinander verbinde.

Am Abend sitzen Clay, Lloyd Virgil und ich gemeinsam im Wohnzimmer, haben gut zusammen gegessen und ich habe den beiden gesagt das ich, mit sofortiger Wirkung meinen Job gekündigt habe. Clay fand es traurig, das wir nun keine Arbeitskollegen mehr sind und in Lloyds Augen konnte ich erkennen, dass es ihm wohl auch zu schaffen macht, das Clay Tag für Tag sein Leben für andere Menschen riskiert. Beide sagten jedoch, dass sie sich freuen das Virgil und ich auf die Wünsche des anderen eingehen und Verständnis haben, nach alle dem was passiert ist.

"Also," meint Virgil dann, räuspert sich und fährt dann fort: "Ihr wisst ja von Lloyd, das ich etwas mit euch beiden besprechen wollte. Das ist unter anderem auch der Grund warum wir uns heute treffen."
"Lloyd, hat mir auch nichts gesagt worum es ging.", lacht Clay. Virgil schaut zu seinem besten Freund, die beiden lächeln sich an und dann meint der Blonde: "Ray ich kann und will hier nicht länger wohnen bleiben. Hier ist so viel schreckliches passiert und noch dazu ist und wird dies immer deine Wohnung bleiben. Es wird nie unsere werden, die wir gemeinsam eingerichtet haben und so. "
"Und was hast du vor?", frage ich und mein Herz schlägt etwas schneller.
Ich will nicht wieder getrennt von ihm wohnen. Viel zu sehr, habe ich mich daran gewöhnt meinen Lockenkopf bei mir zu haben.

"Ich hatte mir da was überlegt.", äußert Virgil und seine Wangen werden etwas rot.
"Ich dachte wir könnten uns ein Haus bauen, dort wo wir im Urlaub waren. Lloyd hat mir verraten, dass das Grundstück sehr groß ist und es Clay gehört. Ich hatte mir überlegt dort eine zweite Blockhütte zu bauen, die dann unser gemeinsames Zuhause sein wird Ray. Natürlich nur wenn alle damit einverstanden sind.", erklärt Virgil und schaut dann zwischen uns allen hin und her.

"Also vorab, von meiner Seite aus spricht nichts dagegen. Ich würde es sogar gut finden. Ihr könntet dort zur Ruhe kommen und wenn Lloyd und ich dann dort Urlaub machen, wären wir Nachbarn.", kommt es von Clay und ich erkenne in Virgils Gesicht etwas Erleichterung.
"Ich hab zu Virgil auch gesagt, dass wir  Nachbarn wären, wenn wir dort Urlaub machen.", grinst Lloyd und dann liegen alle Blicke auf mir.

"Die Idee an sich, ist ja nicht schlecht," beginne ich und bin erstmal froh, das Virgil nicht allein irgendwo hinziehen will, befeuchte mein Lippen und fahre dann fort: "Aber finanziell gesehen, kann ich mir kein Blockhaus leisten, also die Kosten zum Bauen und so weiter."
"Ray, aber ich.", haucht dann Virgil und streicht mir über die Wange.
"Du würdest das bezahlen?", frage ich und blicke den Blonden ungläubig an.
"Ja natürlich. Ray das wird unser Zuhause, verstehst du? Unseres! Wir beide bauen es uns so, wie wir es gerne haben wollen, richten es uns so ein, wie wir es mögen und wir wären hier raus, wo mich alles an diese vergangene Zeit erinnert. Ray ich liebe dich und ich will einfach nur mit dir glücklich werden."

Geplättet schaue ich Virgil an, welcher die Stirn runzelt und fragt: "Was denn?"
"Du liebst mich?", frage ich und kann nicht verhindern, das ich grinsen muss.
"Oh.", kommt es über Virgils Lippen und seine Wangen werden erneut etwas rot.
"Du hast es gerade gesagt Curly. Aber weißt du was," setze ich an, ziehe ihn zu mir und bevor sich unsere Lippen berühren, fahre ich fort: "Ich liebe dich auch."
Dann überbrücke ich den letzten Abstand und küsse ihn sanft.

Als wir den Kuss dann wieder lösen meine ich: "Weißt du was, wir machen das. Wir bauen uns unser Nest und ich gebe aber das dazu was ich kann. Ich will nicht dass du alles allein bezahlst Curly."
"Oh mein Gott wirklich? Wir bauen uns unser eigenes Blockhaus?", fragt er und wirkt so aufgeregt.
"Ja das machen wir.", antworte ich und Virgil schmeißt sich in meine Arme, hat so viel Schwung dabei drauf, dass ich mit ihm nach hinten kippe und dann, statt auf der Couch zu sitzen, nun mit ihm darauf  liege.
"Ich freue mich so.", kommt es über seine Lippen und in seinem Gesicht, kann ich seit langem mal wieder etwas erkennen, was so lange nicht da war.

Freude, ungehinderte, echte Freude.

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