Virgil (47)

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Nachdem Ray mich in seinen Arm gezogen und in den Nacken geküsst hatte, bin ich ziemlich schnell eingeschlafen. Ich habe seine Nähe so sehr vermisst. Ich würde sie am liebsten immer um mich herum haben. Allerdings konnte ich nicht sehr lange schlafen und war gegen zwei Uhr schon wieder wach. Hell wach.

Ray liegt auf dem Rücken, so kann ich vorsichtig aufstehen. Da es wirklich sehr schwül ist, ziehe ich mir erst gar nichts an und verlasse nur in Boxershorts das Zimmer. Die Treppen runter, stehe ich schon in der Küche. Ich nehme mir eine Flasche Wasser aus dem Kühlschrank und öffne die Terrassentür. Der Mond beleuchtet den ganzen See und den Weg dort hin, das ist wunderschön, so wie alles andere hier auch.

Mit meiner Flasche Wasser gehe ich den Weg entlang hinunter zum See. Das Ufer ist wie ein kleiner Sandstrand. Der Sand ist trotz das es Mitten in der Nacht ist noch warm. Ich setze mich hinein und schiebe meine Füße unter den Sand und lass ihn zwischen meinen Zehen durch rieseln.

Ich weiß nicht wieso, aber ich will unbedingt schwimmen gehen. Wie die Wasseroberfläche den Mond spiegelt sieht richtig episch aus. Ich stehe auf, ziehe meine Shorts aus und tapse mit den Zehen in das noch aufgewärmte Wasser des Sees. Immer tiefer und tiefer laufe ich. Als ich kaum mehr stehen kann lasse ich mich vollkommen ins Wasser gleiten.

Ich schwimme hinaus und beobachte nebenbei die Schwingungen die mein Körper auf der Oberfläche hinterlässt, es sieht aus als würde der Mond wabern. Wie Rays bernsteinfarbene Murmeln. Bevor ich untertauche denke ich meinen Namen gehört zu haben, jedoch kann das nicht sein, sie schlafen alle. Unterwasser halte ich die Luft an und schließe die Augen. Es ist wunderschön sich einfach treiben zu lassen. Doch anstatt dass ich an die Oberfläche treibe werde ich mit einem Ruck nach oben gezogen.

"Gott Virgil was machst du denn?" höre ich Ray mit mir schimpfen. Ich drehe mich aus seinem Griff und schaue ihn an.

"Ray, ich...."

"Was ich? Wolltest du dich umbringen oder was? Denkst du eigentlich auch mal an uns? Was machen Lloyd und ich wenn wir dich verlieren? Hm?" donnert er und meine Lippen fangen an zu zittern, vor Wut oder auch Schuld, ich weiß es nicht. Ich weiß nur das Ray einen komplett falschen Eindruck von der Situation hat.

"Ray....ich." fange ich noch einmal an und werde wieder unterbrochen.

"Was? Ich weiß dass du gerade eine schwere Zeit hast und Angst noch dazu, aber ich bin doch an deiner Seite, ich versuche alles zu tun damit es dir besser geht und du weniger....." es reicht mir jetzt langsam. Er will mir nicht zuhören was ich zu sagen habe, also muss ich es anders machen. Während er mit mir schimpfte bewegten wir uns weiter an das Ufer, so das wir beide jetzt im Sand stehen.

Ich drücke mich soweit wie es geht auf meine Zehenspitzen, schnappe mit den Händen sein Gesicht und drücke ihm noch während er donnert, meine Lippen auf seine. Plötzlich ist es ganz ruhig, einzig unser Atem ist zu hören und der wird immer schneller. Ich lege Ray meine Arme in den Nacken und er greift um mich, wo seine Hände dann auf meinem Rücken zum Liegen kommen.

Ich drücke mich näher an ihn heran und intensiviere den Kuss. Mit meiner Lippe stupse ich seine Oberlippe an, die sich für mich dann öffnet. Ich schiebe meine Zunge zwischen seinen Lippen durch und suche seine Zungenspitze. Sein Atem wird schneller und seine Hände wandern von meinem Rücken hinunter zu meinem Hintern.

Plötzlich löst er den Kuss und keucht erregt.

"Du bist nackt." überrollt ihn die Erkenntnis. "Du wolltest dich nicht umbringen, nur schwimmen, oder?" fragt er mich erleichtert und doch etwas erschrocken.

"Ja und das wollte ich dir die ganze Zeit sagen. Ray, ganz beschissen ist mein Leben nicht. Ich habe Lloyd und ich habe dich und ich fühl mich bei dir sehr wohl. Wenn du mich in den Armen hast ist es als wenn ich alles um mich herum vergessen kann. Da gibt es keine Schusswunden, Briefbomben, oder allgemein Menschen die mich tot sehen wollen. Da gibt es nur dich und mich und das reicht mir vollkommen. Bis auf Lloyd, den brauche ich auch ab und zu." gestehe ich ihm ehrlich und wenn er es jetzt nicht merkt dass ich in ihn verliebt bin dann weiß ich auch nicht. Ihm es direkt sagen kann ich nicht, das trau ich mich dann doch nicht. Ich war noch nie richtig verliebt, ich hätte Angst dass er es nicht erwidert und ich würde zusammenbrechen. Dann lieber so.

Wir sehen uns in die Augen und ich kann im Mondlicht seine Bernsteine lodern sehen. Ich bewege meinen Kopf ihm entgegen, wo er dann den letzten Abstand überbrückt und mich küsst. Währenddessen drücke ich ihn etwas nach unten, so dass er sich in den warmen Sand legen muss. Halb lege ich mich auf ihn drauf und küsse ihn voller Gefühle und Leidenschaft. Das Wasser bedeckt unsere Unterkörper und bringt immer wieder meinen Körper zum zittern.

In diesem Moment bin ich so glücklich und würde am liebsten für immer hier bleiben, küssend, mit Ray an meiner Seite.

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