10 Uhr 30. Erleichtert atmete ich tief durch und verlangsamte meinen Gang. Ich hasste es, zu spät aufzutauchen, aber deutlich früher zu erscheinen war fast genauso schlimm.
Um 10 Uhr nahm Lord Voldemort meine Hand und im nächsten Moment konzentrierte ich mich darauf, mich nicht zu übergeben. Ich wusste nicht, was er getan hatte und ich wollte ihn auch nicht fragen - zwar tat er immer so, als wüsste er alles, als hätte er die vollständige Kontrolle, aber an diesem Tag war er angespannter, fast schon nervös.
Er ließ mir nicht viel Zeit und führte mich zu einer seltsamen Konstruktion - ein Fahrrad mit einem zweiten Sitz und Lenkrad - , die hinter einer großen Buche lag. Es sah gut aus, fast neu, aber mir war schleierhaft, warum er mir das zeigte.
Vernon hatte mir schonmal von so einem Ding erzählt, aber mir fiel der Name nicht mehr ein. Ich erinnerte mich vage daran, dass er kurz davor war, eins zu kaufen. "Was...was ist das?"
Er sah mich überrascht an. "Das ist ein Tandem, eine Erfindung der Muggel. Auf die Schnelle konnte ich nichts besseres auftreiben, aber hiermit sind wir schneller als zu Fuß."
Am liebsten hätte ich mir mit meiner Hand an die Stirn geschlagen. Natürlich - er wollte damit zum Treffpunkt fahren, warum sollte er mir das sonst zeigen?
"Ich nahm an, dass du mit diesem Fortbewegungsmittel vertraut bist. Auch wenn die Muggel kaum was richtig machen - das ist genial."
Leicht nickte ich und musste lächeln. Ich stellte mir vor, wie Vernon auf dem Tandem Platz nahm - es würde vermutlich umkippen, denn selbst Fahrrad fahren war für ihn eine Schwierigkeit. Das war vermutlich auch der Grund, warum er nach der anfänglichen Euphorie nicht mehr so begeistert war.
Natürlich hätte Vernon, der sich gerne als starker und alleskönnender Mann darstellte, das nie offen zugegeben - selbst kleine Kinder konnten Fahhrad fahren.Ich fragte mich, ob Lord Voldemort schonmal auf einem gesessen hatte - wenn, dann war er bestimmt geschickter als Vernon.
"Findest du das amüsant?", fragte er kühl.
Mein Lächeln verschwand und ich hatte das Bedürfnis, mich zu rechtfertigen. Aber ich unterdrückte es, so gut es ging und lenkte vom Thema ab. "Wo möchtest du sitzen?"
"Hinten!", sagte er sofort, "Aber davor muss ich mir noch Muggel-Kleidung anziehen. Ich werde trotzdem auffallen und deshalb ist es besser, wenn du dort sitzt, wo die Leute zuerst hinsehen. Falls wir überhaupt welchen begegnen."
Ich nickte nur, aber er starrte mich genervt an. "Worauf wartet du? Dreh' dich um!"
"Entschuldige bitte, natürlich", erwiderte ich peinlich berührt.
Ich sah in die entgegengesetzte Richtung und hörte, wie seine Robe fiel. Schon seit unserer ersten Begegnung wollte ich wissen, was darunter war und meine Neugierde wurde unerträglich. "Nur ein Blick, das wird er schon nicht bemerken", dachte ich und dann, als es nicht mehr auszuhalten war, drehte ich leicht meinen Kopf.
Aber er stand nicht mehr dort. Kopfschüttelnd und enttäuscht drehte ich meinen wieder in die andere Richtung und fuhr zusammen. Wenige Zentimeter vor mir stand der, den ich beobachten wollte. Er hatte sich leicht vorgebeugt und sah mich mit seinen schmalen Augen wütend an.
"Was sollte das denn werden?"
"Nichts, es tut mir wirklich leid."
Ohne einen Blick in den Spiegel wusste ich, dass meine Wangen so rot wie Vernon's Lieblingskuchen waren.
Er hörte nicht auf, starrte weiter, hielt mich mit seinen Augen in einem magischen Bann gefangen. Es fühlte sich wieder so an, als würde er mich hinter seine Fassade blicken lassen und ich wollte ihm näher sein. Nicht geistig. Körperlich.
Er kam mir noch näher und sein Blick wurde weicher, liebevoller. Doch dann, wie von der Tarantel gestochen, wich er zurück. "Wir sollten keine Zeit verschwenden. Komm mit."
Erstaunlicherweise bekamen wir es schon beim dritten Versuch richtig hin und fuhren langsam los. Den Wunsch, einen Blick nach hinten zu werfen und ihn zu sehen, konnte ich nur schweren Herzens nicht erfüllen. Zu groß war die Angst, das Tandem aus dem Gleichgewicht zu bringen.
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I Want To Know What Love Is (PetuniaxVoldemort und PetuniaxFilch)
FanfictionPetunia Dursley ist unzufrieden. Mit ihrem Leben, mit ihrem Mann, der von Jahr zu Jahr dicker wird, und besonders mit sich selbst. Als sie jünger war hat sie von der Liebe geträumt. Sie hat immer gehofft, wenigstens einmal in ihrem Leben eine echte...