Gedankenkarussell

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Meine Gedanken wirbeln wild in meinem Kopf umher, während ich meine Sachen für morgen packe. Ich überlege die ganze Zeit, wie ich Isla helfen kann, aber egal welche Idee mir kommt, sie hat immer einen gigantischen Haken.

Grübelnd sitze ich vor meinem Kleiderzimmer auf dem Boden und starre die Auswahl an.
Mir wird bewusst, dass sich Isla gar nicht von mir helfen lassen wird, vorhin hatte sie mir das mehrmals klargemacht. Sie nimmt einfach stumm ihr Schicksal hin.
Ich weiß nicht, ob ich das auch könnte. 

Außerdem macht mich der plötzliche Sinneswandel von Finlay stutzig. Ich hatte den Eindruck er würde den Boden küssen auf dem Isla geht.
Da ist es mehr als unwahrscheinlich, dass er sie von einem Tag auf den anderen nicht mehr liebt.
Vielleicht habe ich mich auch in ihm getäuscht.
Oder Arran hat recht, flüstert eine Stimme in meinem Hinterkopf.

Aber was sollte das für eine Logik sein. Finlay verletzt Isla mit dieser Entscheidung zutiefst.
Es könnte auch sein, dass Arran aus Prinzip der Meinung seines besten Freundes ist.

Allerdings verstehe ich seinen emotionalen Ausbruch nicht. Niemals hätte ich dem sonst so ernsten und beherrschten Elf sowas zugetraut. Ob er damit sich selbst gemeint hat? Und wenn ja, wen möchte er dann um jeden Preis beschützen? 

Bernice scheint er ja schon länger zu kennen, oder er hat eine hübsche Elfenfreundin. Oder mehrere, flüstert wieder eine gehässige Stimme in meinem Kopf. Mir kommt gleich wieder das Gespräch mit Isla in den Sinn, in dem sie meinte, er sei nicht gerade unempfänglich für die Angebote die ihm zufliegen.

Mit einer Laune, die jetzt im tiefstem Keller rumgammelt, schaue ich wahllos meine Kleidung durch.
Zuviel möchte ich nicht mitschleppen, wer weiß wie lange und weit wir zu Fuß unterwegs sind.
Wie lange ich wohl Arran nicht mehr sehe? Oder werde ich ihn überhaupt wiedersehen?
AUS!
Grimmig schüttle ich den Kopf. Das interessiert mich doch gar nicht, ob ich dem eingebildetem Kerl nochmal begegne. Die meiste Zeit geht er mir sowieso auf die Nerven. Eigentlich bin ich doch froh, dass ich ihn nicht mehr sehen muss. Genau.

Die nächste Stunde beschäftige ich mich mit packen, um meine Gedanken in Zaum zu halten. Zufrieden betrachte ich meinen mittelgroßen Beutel. Weniger geht nicht und mehr muss nicht sein. Ich hoffe bloß, dass Proviant bei der Ausstattung von der Königin dabei ist. Den Rest des Abends werde ich meine Traumbadewanne in Anspruch nehmen. Wenigstens einmal muss ich sie ausprobiert haben.

Ich lasse mich in die Wanne gleiten und versuche meinen verbundenen Arm nicht nass zu machen. Auch mein Flügel brennt noch ziemlich stark, aber durch die Salbe ist es auszuhalten. Ich hoffe meine Flügel erneuern sich bald.
Begeistert entdecke ich die Sprudelfunktion der Badewanne. Ich seufze wohlig.
Diese Wohnung ist der reinste Luxus.
Am besten gewöhne ich mich nicht zu sehr daran, denn bald werde ich wieder bei Missy in meinem Zimmerchen sein. Wobei ich froh sein kann, bei dieser schrulligen aber liebenswerten Fee eine Unterkunft zu haben.
Ich werde das hier einfach genießen, damit ich mich immer daran erinnern kann.

Endlich habe ich Zeit meine Gedanken zu sortieren.
Es ist heute ganz schön viel passiert. Zuerst das Training am Morgen, der Angriff im Café, die anschließende Krisensitzung und die Sache mit Isla.
Nicht zu vergessen meine Verletzung, der heftige Streit mit Arran und der Beschluss, dass morgen die Mission beginnt.

Mit einem riesigen Seufzer lasse ich die Ereignisse nochmal durch meine Gedanken ziehen.
Ob uns Königin Maisie morgen persönlich verabschiedet?
Ich kann sie nicht wirklich einschätzen. Einerseits will sie nur das beste für ihr Volk, andererseits lässt sie zu das ihr Neffe in einer Bruchbude haust, nur weil er ein Mischling ist.
Nachdenklich puste ich in den Badewannenschaum.

Moment, wenn Arran der Neffe von Maisie ist, ist ein Elternteil von ihm Prinz oder Prinzessin.
Ich kann mich wage an seine gestrige Antwort erinnern, dass seine Mutter ein Feuergeist ist.
Er hatte diese irre Flammensache mit seiner Hand gemacht.
Also ist sein Vater ein Prinz.
Dann müsste Arran auch ein Prinz sein, oder!?
Vor Schreck atme ich Schaum in Mund und Nase.
Keuchend hänge ich mich über den Badewannenrand.
Ach du heiliger Flattermist!
Er kann doch unmöglich ein Prinz sein!
Vielleicht ist er deshalb so eingebildet.

Aber wenn er ein Prinz wäre, würde er ja wohl kaum als Krieger in der untersten Einheit dienen.
Sehr verwirrend das Ganze.
Das muss ich ihn bei Gelegenheit mal fragen.

Siedend heiß fällt mir ein, dass ich Arran eigentlich auch noch nach meinen Messern bitten wollte. Oder bekomme ich sie morgen zusammen mit der anderen Ausrüstung?
Da ich keine Lust habe heute nochmal bei ihm zu klopfen, werde ich das wohl morgen herausfinden müssen. Wahrscheinlich würde er mir nicht mal die Tür öffnen.
So sauer wie er vorhin war, wird er hundertprozentig nicht zur Verabschiedung kommen.
Und das sollte mir egal sein.

Das 'in Ruhe nachdenken' ist nicht sehr viel angenehmer, als das sonstige Kuddelmuddel in meinem Kopf.
Seufzend verlasse ich das mittlerweile kalte Badewasser.
In einen flauschigen Bademantel gehüllt, tapse ich zur Treppe runter und suche in der Küche vergeblich nach Essen.
Anscheinend hat Isla heute morgen alles essbare vernichtet.

Dumpf pocht plötzlich jemand gegen meine Tür. Vor Schreck lasse ich eine leere Keksdose fallen.
Mein erster Gedanke ist, dass Arran kommt und sich entschuldigt.
"Komme!" Schnell hüpfe ich zur Tür, reiße sie auf und schaue in das Gesicht von Hamish.
"Oh." Meine Enttäuschung hört man kein bisschen.
Natürlich würde mich Arran nie einfach so besuchen, was denkt mein verkorkstes Hirn da nur wieder.

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Ein neues Update für euch🙃
Tut mir leid für die Verspätung, ich hatte viel um die Ohren.

Mal ein ruhigeres Kapitel, vielleicht etwas langweilig, aber Livy braucht auch mal eine Pause ;)

Viel Spaß und liebe Grüße
Eure JaneA7 ❤

FeenglückWo Geschichten leben. Entdecke jetzt