Feenglück

Neue Bekanntschaft

"Wie geht es dir?", erkundigt sich Lennox besorgt, nachdem die Sitzung beendet ist.
Ich winke ab: "Ist halb so wild. Nur ein paar Kratzer." Als Erinnerung zieht ein Brennen an meinem Flügel entlang.
Wir schlendern Richtung Ausgang.
"Es tut mir ehrlich leid, dass ich dich allein gelassen habe. Ich dachte du bist direkt hinter mir...", verlegen kratzt er sich am Kopf.
"Lennox, lass gut sein. Du bist ja nicht mein Aufpasser. Mir ist nichts passiert."
Erleichtert entspannen sich wieder seine Schultern.
"Wo sollen wir uns morgen für diesen amüsanten Waldbesuch treffen?"
Er versteht anscheinend keinen Sarkasmus und erwidert schlicht:
"Bei Sonnenaufgang am Schlosstor. Wir bekommen Equipment zur Verfügung gestellt."
Super. Ich hoffe sie haben einen Schutz gegen Feuervögel reingepackt.
Ach ja ich vergaß, unser Schutz ist Doitan, der sich schon vor Fliegen fürchtet.
Andererseits könnte Bernice die Vögel auch ablenken und sie mit ihren Wimpern zu Tode klimpern.

Lennox zählt mit gerade den großzügigen Inhalt des Equipments auf, bis der Berater mit den grauen Strähnen auf mich zukommt.
Mit einem finsteren Seitenblick scheucht er Lennox weg. Überhaupt ist an dem Elf alles finster.
"Livia, richtig?", er wartet erst gar nicht auf eine Antwort, "Ich bin der Vater von Isla und besitze die Kenntnis über eure, sagen wir mal, Bekanntschaft." Bekanntschaft? Näselnd betont er das Wort. Er kam mir gleich bekannt vor. Die blauen Augen hat Isla definitiv von ihm.
Gespannt was jetzt kommt, falte ich meine Hände.
"Ich möchte gar nicht heucheln, dass ich eine nähere Bekanntschaft zwischen Feen und Elfen befürworte, sondern am liebsten verbieten würde.
Aber darum geht es jetzt nicht."
Äußerst sympathisch der Herr. Ich möchte auch nicht heucheln, dass mir irgendwas an seiner Bekanntschaft liegt.
"Gestern Abend befandet ihr beide euch auf einer dieser Tanzveranstaltungen.", ich glaube er meint damit die Party,
"Es war außerdem ein gewisser Finlay anwesend. Und ich möchte eine ehrliche Beschreibung über den genauen Ablauf des Abends von dir!" Herrisch ruhen seine kalten Augen auf mir.
Verdammter Flattermist, er meint wahrscheinlich die Knutscheinlage der beiden. Das haben dann wohl doch mehrere gesehen.
Ich richte mich auf, meinen schmerzende Arm ignorierend, und versuche ihm selbstbewusst zu begegnen.
"Ich muss Ihnen leider mitteilen, dass meine Wahrnehmung an dieser Tanzveranstaltungen durch ein Getränk beeinträchtigt wurde."
Ha, so reden kann ich auch. Der Gedanke an die peinlichen Blubberbrausen-Erlebnisse lässt meine schlaue Rede stocken.
"Ähm...also deswegen kann ich Ihnen nicht viel dazu sagen."

Eine Zornesfalte furcht sich in seinem Gesicht
"Wundert mich nicht. Feen sind für ihr mangelndes Schamgefühl bekannt. Wahrscheinlich hast du Isla angestiftet.", empört möchte ich etwas erwidern, aber er spricht einfach weiter, "Jedenfalls wurde meine Tochter mit einem Mischling gesehen, in einer mehr als eindeutigen Lage."
Abfällig spuckt er das Wort aus.
Es macht mich mehr als wütend, ihn so über Finlay sprechen zu hören.
"Ich werde entsprechende Maßnahmen ergreifen, damit kein Kontakt mehr zwischen euch zustande kommt. Und nur fürs Protokoll, ich finde du bist definitiv die falsche Fee für diese Mission.", steif dreht er sich um und geht zurück ins Schloss.

Fassungslos stehe ich da und meine Gedanken beginnen zu rasen.
Ich muss so schnell wie möglich zu Isla!
Mein erster Impuls ist, vom Himmel aus nach ihr zu suchen.
Aber nach einem kleinen Zucken, wird mir wieder bewusst, dass das keine Option ist. Prompt fängt mein Flügel wieder zu brennen an.
Also muss ich mit meinen Füßen vorlieb nehmen.
Doch weit komme ich nicht, bis ich realisiere, dass ich keine Ahnung habe, wo meine beste Freundin wohnt.
Hektisch versuche ich das Haus von Arran wiederzufinden, er weiß bestimmt wo sie wohnt.
Ausnahmsweise werde ich meinen Stolz hinunter schlucken und kurz vergessen, dass er mich vorhin angebrüllt hat.

Nach einer gefühlten Ewigkeit erreiche ich das Viertel von Arrans Wohnung.
Ich atme tief ein und klopfe entschlossen an seiner Tür. Schließlich mache ich das für Isla.
Mir öffnet ein völlig verdreckter Arran ohne T-shirt.
Ich muss schlucken und mir fällt der Grund, wieso ich gekommen bin, nicht mehr ein.
Quer über seinen Kiefer zieht sich ein blutige Schramme.
Die war mir vorhin gar nicht aufgefallen.
Entsetzt möchte ich meine Hand danach ausstrecken, werde aber von seinem finsteren Gesichtsausdruck abgeschreckt.
"Was willst du hier? Ich bin beschäftigt."
Offensichtlich wollte er sich gerade waschen, aber Isla und Finlay sind jetzt wichtiger.
Außerdem sind sie auch seine Freunde.
"Du musst mir helfen. Ich muss dringend zu Isla und ich habe keine Ahnung wo sie wohnt.", ich seufze, weil er immer noch stur auf die Hauswand gegenüber starrt.
"Bitte Arran. Es geht auch um Finlay. Ihre Beziehung ist aufgeflogen." Bettelnd sehe ich ihn an und ein Ruck geht durch seinen Körper.
"Was?! Verdammt!"
Fluchend rauft er sich die Haare und murmelt: "Wieso hat er mir das nicht erzählt?"
Schnell streift er sich ein Oberteil über (schade eigentlich) und schiebt mich durch die Gassen.
Er schweigt beharrlich und ich werde das Gefühl nicht los, dass er auf eine Entschuldigung wartet.
"Du kannst mir eigentlich nichts vorwerfen, außer das ich helfen wollte." Trotzig recke ich das Kinn.
"Das war einfach verdammt leichtsinnig und du bist verpflichtet deine Aufgabe zu erfüllen. Die Königin braucht dich noch."
Stolpernd renne ich hinter ihm her.
"Soll das etwa heißen ich bin eine Marionette?! Ich denke, ich behalte meinen eigenen Kopf und gebe ihn nicht bei der Königin ab, sowie du."
Abfällig schnaubt er und dreht sich abrupt zu mir um, sodass ich beinahe in ihn reingelaufen wäre.
"Du wurdest verletzt, Livia. Du hättest deine Flügel verlieren oder sogar sterben können", er sieht mich so intensiv an, dass mir der Atem stockt, "Glaubst du ernsthaft, dass das der Sinn von der Mission ist? Dass die Auserwählten sterben, bevor sie überhaupt etwas erreicht haben? Ich sag nur, du sollst auf dich aufpassen, weil dich nicht immer jemand beschützen kann. Du riskierst fahrlässig deine Gesundheit, ohne an das Ganze zu denken."
Ich schwanke gerade zwischen Wut und zugegebenermaßen Einsicht.
"Ich habe meine Meinung gesagt und werde mit dir jetzt nicht mehr darüber diskutieren."
Damit setzt er unseren Weg fort und mir fällt nichts mehr ein, womit ich kontern könnte.

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Ein schönes Wochenende euch allen 🤗❤

LG
JaneA7