Fakten und Feuervögel

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Meine Arme schmerzen, als ich endlich von Arran entlassen werde.
Mir fällt wieder meine Verabredung ein: "Arran? Könntest du mir den Weg zum Glimmercafé zeigen? Alleine finde ich nie dahin."
Er brummt unverständlich, nickt aber schließlich zustimmend.
"Ich muss sowieso zum Dienst. Wir müssen nur vorher schnell an meiner Wohnung vorbei."

Auf dem Weg zu ihm gehen wir an immer schäbiger werdenden Häusern vorbei. Schließlich bleibt er vor einem kleinen Gebäude mit abblätternden Putz stehen. Im Gegensatz zu den liebevoll gepflegten Häusern die ich bis jetzt gesehen hatte, kommet mir dieses Viertel sehr heruntergekommen vor.
Arran ist nach innen verschwunden und ich folge ihm durch die quietschende Tür.
Ich finde mich in einem kleinen Raum mit Küche und Sitzecke wieder. Durch einen Vorhang gelangt man in die nächsten Räume. Die Wohnung ist sauber und aufgeräumt, aber sehr einfach gehalten.
Das komplette Gegenteil zu dem Stadtteil in dem ich wohne.
Arran kommt umgezogen hinter den Vorhang hervor und widmet sich seinen Rüstungsteilen, die hinter dem Eingang stehen.
"Ich dachte ihr Elfen seid alle so reich.", rutscht es mir raus.
"Stimmt auch. Aber nicht die Halbelfen, Livy.", lautet seine ruhige Antwort ohne aufzusehen, "Komm, sonst verpasst du dein Date."
"Es ist kein Date!"
Er macht wieder sein abfälliges Augenbrauen-Ding: "Weiß das Lennox auch?"
"Hör auf damit. Ich finde ihn sehr nett und bin froh das er der vierte Ermittler ist."
Darauf sagt er nichts mehr und führt mich schweigend durch die Gassen.

Von Weitem lese ich den Schriftzug 'Glimmercafé' und will mich von Arran verabschieden. Doch der geht ohne mir eines Blickes zu würdigen wortlos weiter.
Dann eben nicht.
Wahrscheinlich wollte er unbedingt an dem Fall mitarbeiten und jetzt hat sein Ego einen Dämpfer verpasst bekommen.
Deshalb kann er auch Lennox nicht leiden.
Allerdings kann ich die Entscheidung des Rates schon verstehen. Arran hätte vermutlich alles im Alleingang machen wollen.
Und er würde Bernice auf dumme Gedanken bringen.

Lennox steht geduldig vor dem Café und begrüßt mich freudig:
"Hey Liv! Hast du den Abend gestern gut überstanden?" Ich winke ab und er führt mich zu einem Tisch. Ganz der Gentleman rückt er mir den Stuhl zurecht. Daran könnte ich mich gewöhnen.
Er setzt sich mir gegenüber und mustert mich mit seinen grauen Augen.
Mir wird plötzlich bewusst, dass ich noch völlig verdreckt vom Training bin und wie meine Haare aussehen will ich lieber gar nicht wissen.
"Ich konnte mich leider nicht mehr umziehen.", entschuldigend zupfe ich an meinem Shirt.
"Kein Problem. Ich wollte mit dir nur über den Fall sprechen. Die Vorgehensweise und so. Ich habe schon ein paar Fakten ausgearbeitet."
Also kein Date. Ich bin erleichtert, denn das wäre sonst sehr unangenehm geworden. Obwohl Lennox durchaus gut aussieht.
Halblange blonde Haare, sturmgraue Augen und feine Gesichtszüge. Er ist nicht so trainiert wie Arran, eher schlaksig.
Warum vergleiche ich die beiden überhaupt?
Ist doch logisch das Arran muskulöser ist, schließlich ist Lennox kein Krieger.
Und dafür kann er nichts.
Ich beschließe das Lennox meine Sympathien gehören, schließlich ist er viel netter zu Feen.
"Unsere beiden Kollegen sind leider nicht auffindbar.", reißt er mich aus meinen Gedanken.
Wundert mich nicht. Der Feuergeist wird sich versteckt haben und Bernice Arran anhimmeln.
Mist, ich wollte doch nicht mehr an ihn denken!
"Hast du eine Spur entdeckt?", zwinge ich meine Gedanken in eine andere Richtung.
"Das ist es ja eben. Ich habe alle Infos zusammengetragen, aber das einzig Sichere ist, dass die Gefahr aus dem Geisterwald kommt. Die Beweggründe des Täters oder Hinweise auf seine Identität sind völlig unbekannt.", verzweifelt fährt sich Lennox durchs Haar.
"Wenigstens wissen wir, dass wir im Geisterwald anfangen müssen zu suchen."
"Das ist nicht wirklich viel. Wir bräuchten mehr Fakten. Ich finde die wichtigste Frage ist, wieso macht jemand sowas?"
"Ich habe keine..."
Plötzlich schwebt ein großer Schatten über uns und man hört Elfen erschrocken nach Luft schnappen.
Ich schaue nach oben und leblose schwarze Augen eines Feuervogels begegnen mir. Mit seinen meterlangen Schwingen hält er sich in der Luft.
Niemand wagt es sich zu bewegen, während der riesige Vogel auf das Café herab blickt. Nur das schlagen der Flügel ist zu hören.
Ein kleines Elfenkind klatscht in die Hände und die Mutter schnappt sich in Panik ihr Kind und rennt weg.
Das bringt den Feuervogel in Bewegung und er entzündet seine Flügel.
Jetzt lodern blutrote Flammen anstatt seiner Feder. Es könnte wunderschön und faszinierend aussehen, wenn nicht der Vogel in Lauerstellung über uns schweben würde.

"LAUFT!!", warnt Lennox, während ich immer noch wie erstarrt den Vogel fixiere.
Mit einem Mal stürzt er auf die Gäste und speit Feuer. Alle beginnen kreischend los zu rennen.
Als Lennox mich an meiner Schulter rüttelt, rühre ich mich endlich und springe auf.
"Wir müssen Hilfe holen!", schreit mir Lennox zu und verschwindet in der Menge.
Wie aus dem Nichts taucht ein zweiter Feuervogel auf, der panische Schreie hervorruft.
Ich ducke mich hinter einer Säule, nachdem mich beinahe ein Feuerstrahl getroffen hätte.
Brennende Elfen und weinende Kinder laufen durcheinander.
Bis Hilfe kommt, wird alles Schutt und Asche sein!

Ich beschließe wenigstens zu versuchen ein paar zu retten, schnappe mir ein kleines Elfenmädchen und sprinte mit ihr im Arm zum nächsten Haus.
Dort schubse ich sie rein und fliege sofort zurück.
Wieso habe ich jetzt keine Messer dabei?
Einer der Vögel verpasst mir in der Luft einen Rempler und mein Flügel streift seine flammende Schwingen. Ich kann mich nicht mehr ausbalancieren und lande schmerzhaft auf meinem Arm zwischen Cafestühlen.
Mir ist so schwindelig, dass ich erstmal stöhnend liegen bleibe.

Gerade als ich mich frage, wann endlich Hilfe kommt, erblicke ich Finlay und andere Elfenkrieger.
Ein stechender Schmerz durchzuckt meinen Arm, als ich mich versuche aufzurichten.
Das ganze Café steht mittlerweile in Flammen und schmerzerfüllte Rufe ertönen von überall. Ich stehe mitten im Angriffsziel und versuche zu einem verletzten Elf zu gelangen. Doch plötzlich stoßen Krallen auf ihn hinunter und grauenvolle Schreie lassen mich erstarren.
Ich warte gar nicht erst, bis der Vogel von ihm ablässt, sondern drehe mich um, kann aber keinen Weg mehr zur Straße ausmachen. Überall liegen Trümmer und wallende Hitze lässt mich aufkeuchen.
"LIVY!", ruft eine bekannte Stimme meinen Namen und ich versuche ihr zu folgen.
"LIVIA!!"
"Hier!", will ich rufen, aber der beißende Rauch lässt mich husten.
Endlich habe ich mich durch die Balken gezwängt und sehe, wie Arran auf der anderen Straßenseite gerade einen Speer auf die Feuervögel schleudert.
Vor Erleichterung geben fast meine Knie nach.
"Arran!", krächze ich und er wendet sich um.
"Livy!! Was machst du denn??!! Komm sofort da raus!"
Ausnahmsweise befolge ich ohne zu zögern seine Anweisung.
Meinen verletzten Arm an mich gepresst, stürme ich die Straße runter.
Allerdings komme ich nicht weit, denn auf einmal brüllt Finlay: "LIVIA, PASS AUF!!"
Ich blicke hinter mich und sehe einen wütenden Feuervogel mit ausgestreckten Krallen direkt auf mich zufliegen.

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Hello🤗

OMG 200 reads😱😍
Ich möchte mich ganz ❤ bei allen bedanken, die meine Geschichte lesen.
Das ist so cool das ihr immer noch dabei seid.😍
Für Anmerkungen und Verbesserungsvorschläge bin ich immer offen😉

Ich freue mich über jeden Read und Vote.

Schönes Wochenende
Eure
JaneA7

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