Abendbesuch

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Dumpf pocht plötzlich jemand gegen meine Tür. Vor Schreck lasse ich eine leere Keksdose fallen.
Mein erster Gedanke ist, dass Arran kommt und sich entschuldigt.
"Komme!" Schnell hüpfe ich zur Tür, reiße sie auf und schaue in das Gesicht von Hamish.
"Oh." Meine Enttäuschung hört man kein bisschen.
Natürlich würde mich Arran nie einfach so besuchen, was denkt mein verkorkstes Hirn da nur wieder.

"Guten Abend Livia. Entschuldige, aber ich dachte, du hast vielleicht noch viele Fragen und bisher von niemanden eine Antwort erhalten.", zaghaft lächelt Hamish mich an.
"Ähm ja klar. Komm rein."
Mir fällt ein, dass er damit mehr als Recht hat. Bisher hatte ich weder Zeit Fragen zu stellen, noch hat sich jemand dazu bequemt mir umfassende Erklärungen zu geben. Ich Dussel wäre viel zu unwissend in diese Mission gestartet.

Nachdem es sich Hamish mit einer Tasse Tee in einem Sessel gemütlich gemacht hat, räuspert er sich: "Also Livia, ich wollte dir von vornherein sagen, wie mutig ich es finde, dass du dich dieser Aufgabe stellst."
"Naja, also ehrlich gesagt habt ihr mir nicht unbedingt viel Wahl gelassen", murmle ich und zeichne die Muster des Sofaüberwurfs nach.
Darauf lächelt er milde: "Ich weiß, aber glaub mir, ich war mir absolut sicher, als ich dich ausgesucht habe. Du hast eine faszinierende Aura und ich kann dir sagen, in meinem Alter fasziniert mich so schnell nichts mehr."
Jetzt bin ich verwirrt.
"Meine Aura?"
"Der Gnom von dem ich dir auf unserer Anreise erzählt habe, hatte die Fähigkeit die Aura der Wesen zu sehen. Er wollte seine Fähigkeiten weitergeben, sonst wären sie mit ihm gestorben. Er hat sie mir gelehrt und ich bin dafür wirklich dankbar."
Neugierig beuge ich mich vor: "Und wie geht das? Wie sieht das aus?"
Hamish gluckst: "Tut mir leid, aber noch werde ich mein Wissen nicht weitergeben. Nur eins kann ich dir sagen: deine Aura schillert in allen Farben. Sehr ungewöhnlich. Normalerweise ist sie einfarbig. Finlays Aura wird seit heute Nachmittag immer dunkler. Das macht mir Sorgen."
Er runzelt die Stirn und scheint plötzlich wo ganz anders zu sein.
"Und die Aura von Arran und Isla?", ich kann nicht anders, ich musste das einfach fragen.
"Oh nein, keine Chance meine Liebe. Nun welche Fragen hast du? Ich schätze du warst noch nicht so oft im Wald der Elementgeister."
"Äh nein, eigentlich noch nie. Ist es da gefährlich? Abgesehen von dem Mörder den wir suchen."
"Grundsätzlich ist es ein Wald wie jeder andere und die Elementgeister sind die friedlichsten Wesen unserer Welt. Eigentlich auch die Feuervögel...", Das schreit geradezu nach einem fetten Aber, "...aber wir können nicht mehr von den normalen Umständen sprechen, da jemand einen Weg gefunden hat, diese Vögel zu Killern zu machen. Wer weiß, ob das mit anderen Wesen nicht auch geschehen ist."
Er ist ein genialer Mutmacher.
"Im Geisterwald gibt es kleine Trampelpfade, diese solltet ihr nutzen und bleibt unbedingt zusammen.", er nippte an seinem Tee, "Es ist fast unmöglich sich in dem Wald nicht zu verlaufen. Die Elementgeister wollen ihre Ruhe und sind schwer zu finden. Sie führen unerwünschte Besucher gern in die Irre."
"Na toll. Wir wissen ja noch nicht mal WAS wir genau suchen sollen."
"Ich hatte eine lange Unterredung mit der Königin. Sie wird euch morgen noch ein paar Anweisungen mit auf den Weg mitgeben."
Ich seufze: "Also sollen wir etwas oder jemanden finden und ihn dann töten oder verhaften? Was versprecht ihr euch von der Aktion?"
"Das ist das Problem. Wir wissen nicht mit wem wir es zutun haben, aber eigentlich wollen wir euch nur als Kundschafter. Für die anschließende Maßnahme werden wir dann Elfenkrieger schicken."
"Mit anderen Worten, wir sind die Versuchskaninchen."
"Mit anderen Worten: ja"
Ganz große Klasse.

"Gehen wir zu Fuß, oder wie weit ist das eigentlich?"
"Der Wald der Elementgeister ist riesig. Niemand hat bisher sein Ende gefunden, oder ist dann zumindest nicht mehr zurück gekehrt." Heiliger Flattermist, der Wald muss ja gemeingefährlich sein.

"Aber zunächst müsst ihr zum Wald gelangen. Das Elfental ist mehr als nur diese Stadt. Rund um Breataine liegen viele kleine Dörfer."
"Was ist Breataine?", unterbreche ich ihn. Er fängt an glucksend zu lachen, doch nach einen Blick in mein verwirrtes Gesicht versucht er es hüstelnd zu verstecken.
"Meine kleine Livia, so heißt die Stadt in der du dich momentan befindest."

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