Irgendetwas klopft energisch in meinem Kopf.
Ich blinzle ein bisschen, schließe meine Augen aber sofort wieder, nachdem ich am grellen Licht beinahe erblinde.
Schon wieder hämmert es gewaltig hinter meiner Stirn, oder kommt das etwa von draußen?
"Liv! Mach die Tür auf! Ich brauche unbedingt Zucker!", höre ich eine nörgelnde Stimme.
Ich rolle mich stöhnend vom Bett und tapse die Treppe hinunter.Schwungvoll öffne ich die Türe und eine völlig zerstörte Isla lehnt vor mir im Türrahmen.
Gleichzeitig entfährt es uns: "Wie siehst du denn aus?"
Wir müssen beide lachen, verziehen aber sofort schmerzhaft das Gesicht.
"Wir brauchen was zu essen.", grummelt Isla und schiebt sich an mir vorbei.
Sie pflanzt sich auf einen Stuhl und legt den Kopf auf die Tischplatte.
"Was möchtest du den frühstücken?" Ich krame alles essbare aus den Schränken und hantiere mit dem Geschirr.
"Alles was du hast. Ich hatte gestern so viel Tinkabrause, ich weiß nicht einmal mehr wie mich Finlay nach Hause gebracht hat."
"Auf alle Fälle habt ich euch gestern an der Clubmauer gut amüsiert."
"Was?! Ach du meine Güte wie peinlich!"
"Hat ja keiner gesehen, außer Arran und ich.", versuche ich sie zu beruhigen.
"Arran und du...?"
"Er hat mich wieder her gebracht. Alleine hätte ich auch niemals nach Hause gefunden."
"Und ihr habt...?"
Energisch unterbreche ich sie: "Nein Isla. Wir haben GAR nichts!"
"Soso. Du bist sowieso nicht sein Typ.", setzt sie unschuldig hinzu und begutachtet ihre Fingernägel.
"Wieso nicht?", entfährt es mir und ich drehe mich zu ihr um. Teuflisch grinst sie mich an.
"Warum regst du dich auf. Da ist doch GAR nichts zwischen euch."
Errötend zucke ich mit den Achseln und kehre ihr wieder den Rücken zu.
"Da ist auch nichts. War nur eine rein theoretische Frage. Er ist mir gleichgütig und außerdem nervt mich seine überhebliche Einstellung."
"Na dann ist ja gut. Ich dachte schon du hast dich ein bisschen in ihn verguckt.", meint sie mit einem provokanten Unterton.
"Hahaha. Möchtest du jetzt Frühstück oder willst du wieder gehen." Gespielt bedrohlich schwenke ich einen Löffel.
"Ist ja gut, ich bin schon still. Her mit dem Zucker!""Was soll ich denn zu diesem Kampftraining anziehen?"
Isla lümmelt sich auf meinem Bett, während ich ratlos in meinem Ankleidezimmer stehe.
"Was hübsches. Wer weiß, welche Art von Training ihr macht.", auf ihr verschlagenes Grinsen erwidere ich nur einen genervten Blick.
"Übrigens, ich habe Arran auf dem Weg hierher getroffen. Er hat mich über deine Stärken ausgefragt. Ich schätze mal für dein Training heute."
"Und? Was hast du ihm erzählt?"
"Das du kellnerst und andere mit Dartwürfen abzockst."
Empört rufe ich: "Das sind doch keine Stärken Isla!"
"Mir ist sonst nichts eingefallen", verteidigt sie sich.
Zu meiner Schande fällt mir auch nichts ein.
Ratlos sehe ich die Anziehsachen durch.
Schließlich entscheide ich mich für ein einfaches Shirt und dunkle Shorts.
Zufrieden präsentiere ich mich meiner faulen Freundin.
Sie rümpft die Nase: "Ein Rock wäre viel effektiver."
"Isla, wir üben Selbstverteidigung. Ein Rock wäre nicht effektiv sondern unpraktisch."
"In einer anderen Hinsicht nicht. Aber wenn du meinst..."
Jetzt muss ich doch über diese durchgeknallte Elfe lachen.Plötzlich höre ich unten die Tür klappern und Schritte.
"Das ist bestimmt Arran. Schwing deinen Hintern runter. Ich glaube, ich versenke mich noch ein wenig in deinem flauschigen Bett."
Kopfschüttelnd eile ich in die Küche.
Ich bin immer noch sauer wegen gestern. Ärgerlicherweise sieht er schon wieder zum anbeißen aus, so wie er gerade am Tisch steht und sich in aller Ruhe ein Brötchen macht.
Der denkt wohl, er kann sich nehmen was er will.
Das macht mich noch wütender und Manieren hat er anscheinend auch keine."Kannst du nicht anklopfen?"
"Es war offen. Außerdem hättest du auch vor der Türe warten können, dann wären wir schon längst beim Trainingsplatz."
Immer am nörgeln der Kerl.
Ich durchbohre ihn mit Blicken, während er sich seelenruhig ein Sandwich macht.
"Und gut geschlafen?", hake ich sarkastisch nach.
"Bestens. Danke"
Genüsslich kaut er sein Frühstück und scheint mein vorwurfsvolles Gesicht nicht zu bemerken.
Schließlich seufzt er: "Jetzt schau nicht so. Gestern habe ich eventuell ein Wort zuviel gesagt, aber so denke ich nun mal."
EVENTUELL?! Unfassbar, von einer Entschuldigung hat er anscheinend noch nie was gehört.
Doch es hat keinen Zweck mit ihm ewig herum zu streiten.
"Soso, so denkst du also. Ich sage dir jetzt nicht was ich denke, sonst kommen wir heute nie zum trainieren. Und jetzt iss endlich dein blödes Sandwich, wir haben nicht den ganzen Tag Zeit!"
Nachdem er sein Brötchen verputzt hat, machen wir uns auf den Weg.
"Viel Spaß!", flötet uns die Stimme meiner Freundin hinterher.
Ja klar.Nach einem kurzen Gang durch das Labyrinth aus Straßen gelangen wir an ein riesiges Amphitheater, dass im Boden eingelassen ist.
Von den obersten Reihen aus hat man eine gute Sicht auf die ovale Sandarena.
"Wir haben Glück das Maisie heute das Training der Krieger ausfallen lässt. So haben wir den ganzen Platz für uns."
"Die Königin hat nichts dagegen das du sie duzt?"
Er fängt an die tausend Stufen nach unten zu gehen.
"Naja, sie ist schließlich meine Tante."
Auch wieder wahr.
Die beiden müssen ein gutes Verhältnis zueinander haben.
"Kommen die anderen Auserwählten auch zum Training?"
"Die haben bereits gestern ihre Fähigkeiten trainiert."
"Was können die anderen denn so?"
Seine üblich spöttische Augenbraue trifft mich: "Ich gehe stark davon aus, dass der Feuergeist Feuer beherrschen kann und die Wassernymphe Wasser."
"Oh.", eigentlich logisch. "Und Lennox?"
"Ich dachte ihr habt euch gestern so wunderbar unterhalten."
Was soll denn der merkwürdige Unterton?
"Haben wir auch", erwidere ich ein bisschen trotzig, "Ich habe nur rausgefunden, dass er ein schlauer Kopf ist."
"Klugheit ist sehr wichtig, aber nicht alles. Man muss das theoretische auch umsetzen können." Er hebt den Kopf und unterstreicht seine besserwisserische Antwort mit den Händen.
Langsam übertreibt er. Lennox ist ein sehr sympathischer Elf. Was hat er ihm denn getan?
"Lieber schlau, als eine eingebildete Kampfmaschine, die nicht weiß wie man mit Feen spricht.", verteidige ich meinen neuen Ermittlerkollegen.
Arran mahlt mit dem Kiefer.
"Livy, wir haben es mit einem skrupellosen Mörder zu tun. Der wahrscheinlich Feuervögel dressieren kann. Um ihn aufzuspüren braucht ihr euren Kopf, aber dann? Was wollt ihr denn machen?", er ist richtig in Fahrt mit seinen Meckereien, "Lennox könnte dich nicht mal verteidigen. Er hat keinerlei Fähigkeiten und Erfahrungen im Kampf."
Kurz bilde ich mir ein, dass er besorgt aussieht.
"Und er würde damit die Sicherheit aller gefährden. Vor allem das der Königin. Wer weiß schon was die wahren Absichten des Mörders sind."
Nein, ich hatte mich getäuscht. Er denkt nur an die Sicherheit seiner Tante.Ich wechsle ein wenig pampig das Thema: "Und was wird von mir erwartet?"
Ich muss daran denken, welche Fähigkeiten ich laut dem Rat hätte haben sollen.
"Wollten sie das ich hier tanzen übe, oder was?"
"Gute Körperbeherrschung ist eine ausgezeichnete Vorraussetzung für den Nahkampf. Ich hätte dir zeigen können wie man sich ohne Waffen wehren kann.", erklärt er nun wieder ruhiger.
Das hört sich gar nicht übel an.
"Aber das könntest du mir doch immer noch beibringen."
Zweifelnd runzelt er die Stirn.
"Nach deinem Auftritt gestern glaube ich kaum das du genügend Gleichgewichtssinn dafür hast."
Das ist mal wieder typisch. Das kann er doch gar nicht wissen.
Andererseits..., Isla meinte er ist ein sehr guter Nahkämpfer. Er kennt sich da bestimmt aus."Wir könnten es doch trotzdem mal versuchen. Und wenn es überhaupt nicht funktioniert, dann gebe ich dir Recht und wir machen was anderes."
Kurz überlegt er und mustert mich. Bittend schaue ich ihm in seine karamellfarbenen Augen, die heute besonders klar zu sein scheinen.
"Meinetwegen. Ein Versuch kann nicht schaden."
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Feenglück
RandomLivia fällt ein wenig aus ihrer Art und ist kaum so wie eine Fee sein sollte. Doch als die Fabelwelt von einer Mordserie erschüttert wird, wählt man sie aus, um der Sache nach zugehen. Nur ist sie nicht die Einzige, auf der alle Hoffnungen liegen. Z...