Streuselkuchen

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Bei einem ruhigen schmalen Gässchen, am äußersten Rand der Stadt angekommen, treten wir in ein rotes schiefes Haus ein.
Hier wohne ich schon seit Jahren zur Miete.

Als ich 7 Jahre alt war, sind meine Eltern in einen Regenschauer gelangt. Sie waren auf dem Weg nach Hause von einer Tanzaufführung im Elfental. Mit nassen Flügeln können Feen nicht fliegen, darum machten sie Rast in einer Höhle. Nachdem sie eingeschlafen waren, kam der Besitzer der Höhle nach Hause.
Ein Höhlenbär, anders als bei den Menschen, bei uns NICHT ausgestorben, hat die zwei Schlafenden überrascht.
Seit dem schlage ich mich alleine durch diese irre Stadt. Am Anfang war es zwar schwer, aber mittlerweile komme eigentlich ganz gut klar. Bloß zieht es mich immer mehr weg vom Feenkessel, doch ich hab keine Ahnung wo ich sonst hin soll.

Gerade will ich Isla heimlich an meiner Vermieterin Missy vorbei schmuggeln, als uns die geballte Ladung Glückseligkeit dieser rundlichen Dame trifft.

"Hallihallöchen meine Liebe! Wie geht's?Wunderschöner Tag heute, ganz ausgezeichnetes Wetter. Und die lustigen Leutchen erst...Du kannst dir nicht vorstellen wer mich heute alles besucht hat. Sehr geschmackvolles Outfit meine Liebe und so schlicht! Ja wen hast du denn da mitgebracht? So ein hübsches Elfenkind, jaja.
Ach gestern hast du mir meinen ganzen Streuselkuchen weggefuttert, Livia, hahaha. Was haben meine Gäste gelacht, als nur noch Krümmel auf der Platte waren. Ich hab einen neuen Kuchen, wollt ihr ein Stück?"

Milde lächelnd, im Grunde ist sie die liebenswerteste Person die ich kenne, will ich gerade verneinen und Isla weiterziehen. Doch diese rammt ihre Fersen in den Boden und fordert ihr Stück Kuchen ein.
Mein Gezupfe an ihrem Ärmel schüttelt sie ab und meinen leichten Klaps mit dem Flügel auf ihre Schulter ignoriert sie geflissentlich.

Augenverdrehend folge ich beiden in den kleinen Garten.
Die Sreuselkuchen von Missy waren aber auch zum vergöttern. Leider hatte ich gestern Abend einen kleinen Heißhungeranfall und heute morgen hab ich den Rest weg geputzt. Als Entschädigung hatte ich ihr frisch gepressten Orangensaft hinterlassen. Regelmäßig Miete habe ich bei Missy auch nicht zu bezahlen. Immer wenn ich etwas übrig habe zahle ich, im Gegenzug helfe ich im Haushalt.

Missy liebt Blumen über alles, deshalb kommt mir ihr Garten immer wie eine Blumenmeer vor

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Missy liebt Blumen über alles, deshalb kommt mir ihr Garten immer wie eine Blumenmeer vor. Nur in der Mitte ist eine grüne Insel mit einem Tisch und Sitzbänken. Lediglich ein kleiner schmaler Pfad führt zu der Insel.
Man muss höllisch aufpassen, dass man kein Blümchen zertretet, dann kann Missy nämlich etwas ungemütlich werden.
Der Postbote musste letztens die Flucht ergreifen, ohne Stück Kuchen wohlgemerkt.
Ansonsten beinhaltet der Tag der betagten Dame lachen, gärtnern, quasseln und Kuchen backen natürlich.
"Kommt kommt. Setzt euch! So schön dich zu sehen Livia, ganz köstlicher Orangensaft, so aufmerksam von dir, deine Freundin kommt mir bekannt vor, ach ja letzten Sommer nicht wahr? Oh hört ihr das? Das ist Albert! Ach Gottchen wir sind ja zum Flatterswing verabrdet. Nehmt euch so viel ihr wollt. Bis später ihr Lieben!" wirbelt sie um uns herum, läuft den Pfad zurück und trippelt immer noch schwatzend zur Tür hinaus.

 Bis später ihr Lieben!" wirbelt sie um uns herum, läuft den Pfad zurück und trippelt immer noch schwatzend zur Tür hinaus

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Isla und ich kichern erstmal und machen uns dann über den Kuchen her. Wir haben uns viel zu erzählen, denn das letzte Mal war sie vor drei Monaten zu Besuch.
Ich berichte von meinen lustigsten Barerlebnissen, bis uns vor lauter Lachen die Tränen kommen.

"Ich hab schon gedacht, du kommst gar nicht mehr, nachdem du keine Antwort auf meinen Brief geschrieben hättest."
"Es war ziemlich schwierig Finlay davon zu überzeugen, dass mir bei dir im Feenkessel nichts passiert. Ich musste ihn immer wieder darauf hinweisen, dass ich mit 5 Boten der Kriegsberater reise und allen Schutz und jeglichen Komfort genieße den man sich wünschen kann." Isla runzelt die Stirn.
"Er macht sich halt Sorgen um dich."
Besorgt murmelt sie in ihren Kuchen:"Ich mach mir Sorgen um ihn. Er ist Elfenkrieger und wer weiß ob es noch weitere Anschläge geben wird. Er stünde im Ernstfall an vorderster Front."

Elfenkrieger sind die ärmsten Kerle die es gibt. Es sind meistens Mischlinge und das macht sie zur verachteten Gesellschaftsschicht. Darum werden sie in die Armee einkassiert, weil diese die unterste Klasse bei den Elfen bildet.
(Anscheinend sind dennoch bei Elfen Mischlinge so häufig, dass sie die Armee mit ihnen aufstocken können) Nur die höheren Posten sind mit 'freiwilligen' Kriegern besetzt.

Finlay ist ebenfalls ein Mischling sein Vater war ein Mensch, seine Mutter ein Elf, die sich verbotenerweise in einen Mensch verliebte.
Ihre Familie hatte das nicht gut verkraftet und jeden weiteren Kontakt unterbunden. Finlay wurde geboren und seine Mutter starb an Liebeskummer. Elfen verschenken ihr Herz nicht so leicht, denn in Sachen Ernsthaftigkeit sind sie Weltmeister. Einmal ihren Seelenverwandten gefunden, kann sie so leicht nichts mehr trennen.
Finlay wurde zu einem Adoptivvater gegeben, bei dem er es wahrscheinlich tausendmal besser hatte, als bei seiner leiblichen Familie.

Der Vater von Isla weiß noch nichts von seinem Glück, dass er Finlay vielleicht mal als Schwiegersohn bekommt. Er denkt die beiden sind nur befreundet und toleriert das mehr oder weniger. Isla hatte mir vorhin in der Bar schon erzählt, dass ihr Vater sie immer ungerner zu einem Treffen mit ihren Freunden lässt. Er denkt sie haben keinen guten Einfluss auf sie und verbauen ihr die Zukunft. So ein Schwachsinn.

Wir diskutieren noch ein wenig über den mysteriösen Mord, als es langsam kühler wird und Isla schließlich zum Gasthaus zurückkehrt. Ihr Vater hat ihr dort eine schicke Suite verschafft.

"Wenn ich morgen frei habe, könnten wir noch ein bisschen einkaufen bis du nach Hause musst."
"Au ja super Idee, ich brauch sowieso ein paar dieser schicken Röcke die es hier gibt." stimmt sie begeistert zu und wir verabschieden uns.
Kopfschüttelnd steige ich die Treppen zu meinem Zimmer rauf.
Dafür das Elfen sonst so steif sind, lieben sie schicke Klamotten.

Schnell schlüpfe ich aus meiner Arbeitskleidung, ziehe mir bequeme Sachen an und springe durchs Fenster in den kühlen Abendhimmel.

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Schönes Wochenende euch allen :)

FeenglückWo Geschichten leben. Entdecke jetzt