Allerdings komme ich nicht weit, denn auf einmal brüllt Finlay: "LIVIA, PASS AUF!!"
Ich blicke hinter mich und sehe einen wütenden Feuervogel mit ausgestreckten Krallen direkt auf mich zufliegen.Vor lauter Schock bin ich zur Salzsäule erstarrt und kann mich nicht bewegen.
Plötzlich schnappt mich jemand und wirft uns auf die Seite.
Wir kommen im Straßengraben zum liegen, die andere Person über mir. Spätestens als ich in seine Augen sehe, registriere ich, wer mich da mit seinem Körper abschirmt.
Geschockt atme ich hektisch und bin unfähig mich zu bewegen.
Wieder ertönt ein schrilles Kreischen des Tieres.
Arran zögert nicht lange, rappelt sich auf und wirft mich über seine Schulter.
Perplex kann ich weder protestieren noch mich wehren.
Er rennt in irgendwelche Gassen, bis wir weit genug weg sind.
Abrupt bleibt er stehen und stellt mich unsanft ab.
"Du bleibst hier. Beweg dich ja nicht!", droht er und sprintet wieder zurück.
Den Schock immer noch in den Glieder, kann ich ihm gar nicht widersprechen und lehne mich erschöpft an die Mauer.
Ohne Adrenalin fängt mein versengter Flügel höllisch zu brennen an.
Unerträglich schmerzt er und ich versuche einen Blick auf den Flügel zu werfen, dadurch macht sich aber wieder mein Arm bemerkbar.
Schöner Mist.
Wie soll ich einen Mörder fassen, wenn ich mich nicht mal gegen zwei Vögel behaupten kann?
Ein tierisches Wehklagen lässt mich in Richtung des Angriffs blicken.
Eine Weile warte ich in der Gasse und versuche die Schmerzen zu ignorieren.
Ich fixiere die lila Blumen, die mit Efeu zusammen an der Hausmauer gegenüber entlangklettern und bemühe mich die Todesschreie der Vögel auszublenden.
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Endlich stampft ein wutschnaubender Arran gefolgt von Finlay auf mich zu.
Die beiden sind voller Rußflecken und schweißgebadet von dem Kampf.
Ich bin erleichtert, dass ihnen nichts passiert ist.
Arran scheint dagegen nicht sehr glücklich.
"Bist du eigentlich wahnsinnig?! Was hast du dir dabei gedacht?", werde ich von ihm angepflaumt.
"Ich wollte helfen.", erwidere ich ein wenig kleinlaut.
"Helfen?! Du könntest tot sein! Wieso hast du dich nicht wie alle anderen in Sicherheit gebracht? Lennox ist auch abgehauen!", brüllt er zurück, holt tief Luft und fügt hinzu: "Außerdem braucht dich die Königin noch."
Achso, stimmt ja, ich muss am Leben bleiben, damit die Königin noch was von mir hat.
Die Königin ist mir gerade vollkommen egal.
Sauer erwidere ich: "Lennox wollte Hilfe holen und ich..."
"Und du wolltest allein gegen zwei Feuervögel kämpfen?? Sag mal bist du lebensmüde??!!"
Er kommt auf mich zu und packt mich an den Schultern. Darauf pocht mein Arm protestierend auf und ich zucke zurück.
Sofort ändern sich seine Gesichtszüge von extrem wütend zu besorgt.
"Bist du verletzt?", sein Blick mustert mich und stockt an meinem Arm und meinem Flügel.
Mit geballten Fäusten tritt er einen Schritt zurück.
"Livy, dein Flügel...", er schaut mir kurz in die Augen, schüttelt den Kopf und verschwindet ohne ein weiteres Wort aus der Gasse.
Mir war, als ob ich in seinen goldenen Augen Angst flackern gesehen habe.Ich seufze und wende mich Finlay zu: "Was schreit er mich so an? Mir ist nichts passiert. Ich dachte einfach, ich könnte noch jemanden retten."
"Wir wurden von Lennox alarmiert. Arran hat ihn fast zu Tode geschüttelt, weil er dich allein gelassen hat."
Das ist doch keine Erklärung.
"Lennox ist nicht mein Babysitter."
Er scharrt mit dem Fuß über den Boden und verwischt einen Rußfleck am Hals.
"Er fühlt sich für alle verantwortlich, also nimm es ihm bitte nicht übel."
Ich nicke verwirrt.
"Ich glaube, ich bringe dich besser zu einer Heilerin."
Auf dem Weg zu einer Krankenstation kommen wir an aufgelösten Elfen und schluchzenden Elfenkindern vorbei.
Überall sieht man geschockte Gesichter.An einem runden Gebäude mit Glaskupppel liefert mich Finlay ab und verabschiedet sich.
Ich gehe durch die große Flügeltür und werde in ein kleines Behandlungszimmer geführt.
Eine hübsche Elfe behandelt mich: "Du bist Livia, oder?", ich bejahe etwas abwesend, da mir immer noch die Sache mit Arran durch den Kopf geht.
"Ganz schön mutig Kleine. Na, dann schauen wir mal, was ich dir Gutes tun kann."
Ziemlich viel, wie sich herausstellt.
Mein Arm ist lediglich verstaucht und wird verbunden.
Nur bei meinem Flügel ist sie ein wenig ratlos.
"Ich werde einfach Brandsalbe draufmachen und spätestens wenn sie sich das nächste Mal erneuern, werden sie wieder wie neu sein.", entschließt sie sich, "Du müsstest nur deine Flügel in nächster Zeit so wenig wie möglich belasten."
"Mach ich. Danke dir"
"Gerne, Kleine. Ach übrigens, du sollst dich im Schloss melden. Sie halten da irgendeine wichtige Sitzung ab."Nachdem ich mich nochmal bedankt habe, stürme ich zum Ausgang.
Wahrscheinlich halten sie eine Krisensitzung ab. Mit so einem Angriff haben die Elfen wohl nicht gerechnet.
Ich haste Richtung Schloss und nach ein paar Ehrenrunden in diesem Labyrinth, finde ich schließlich die richtige Straße.
Hoffentlich komme ich nicht zu spät.
Von oben bis unten voller Dreck stürme ich in den Thronsaal.
Die lange Tafel befindet sich immer noch an ihrem Platz, bloß stehen dieses Mal rundherum Stühle.
Alle bis auf einen sind bereits besetzt. Ich tippe mal, dass das mein Platz ist.
Der gesamte Rat und meine Teamkollegen warten schweigend, bis ich mich mit quietschenden Stuhlbeinen gesetzt habe.
Peinlich berührt räuspere ich mich: "Verzeihung."
Meine beste Freundin die Wassernymphe verdreht die Augen.
"Kein Problem, meine Liebe. Ich habe von deinen Verletzungen gehört.", die Königin wirft mir einen mitleidigen Blick zu, dann spricht sie zu allen.
"Verehrte Ratsmitglieder und Auserwählten, ein schreckliches Ereignis lässt mich diese Sondersitzung einberufen. Vermutlich haben Sie bereits die schlimmen Nachrichten vernommen.
Auf der Sonnenstraße am Glimmercafé haben zwei Feuervögel die Bevölkerung attackiert. Die Vögel wurden von unseren Kriegern getötet. Es gab auf die Schnelle keine andere Lösung." Maisie macht eine Pause, die von den Ratsmitgliedern genutzt wird um lautstark ihre Meinung mitzuteilen."Ein Angriff der heimtückischen Art, meine Königin!",
"Dies ist nicht mehr zu dulden!",
"Der Verantwortliche muss endlich geschnappt werden!", mit erhobener Faust artikuliert ein älterer Elf mit grauen Strähnen.
Mit einer Handbewegung sorgt Maisie für Ruhe und wendet sich mit sanfter Stimme an uns:
"Die Auserwählten Lennox und Livia waren zu dem Zeitpunkt des Angriffs zugegen.
Lennox, würdest du uns bitte deine Eindrücke schildern."
Sachlich erzählt er unsere Erlebnisse und schließt mit den Worten: "Ich bin der Meinung, dass wir für weitere Untersuchungen so schnell es geht in den Geisterwald müssen. Der Feuergeist unseres Teams könnte dabei mit seinen Fähigkeiten helfen. Feuervögel vertrauen ihnen."
Alle blicken zu dem Feuergeist, dem das sehr unangenehm zu sein scheint, da er sich auf seinem Stuhl zusammenkauert.
"Soll das etwa heißen, ihr hattet jemanden ihm Team, der diese Vögel bändigen kann und er hat diese Katastrophe nicht verhindert?!", wettert wieder der Elf mit den grauen Strähnen. An irgendwen erinnern mich seine tiefblauen Augen.
Andererseits ist das ein typisches Elfenmerkmal.Der Feuergeist versinkt noch tiefer in seinem Sessel.
Maisie beugt sich zu ihm: "Doitan, würdest du uns das bitte erklären."
Doitan, interessanter Name. Passt nicht so ganz zu dem schüchternen Kerl.
Erwartungsvoll wird auf eine Antwort von ihm gewartet.
"Ich...äh...da-das ist nicht so einfach mit den Feuervögeln", piepst er, "Di-Diese Vögel wurden mit Tränken präpariert. Das sieht man an ihren Augen. We-wenn ich einen Vogel zähme, ist aber Augenkontakt das wichtigste."
Der aufbrausende Elf funkelt ihn weiter böse an.
Die Flamme auf seinem Kopf ist zu einem Flämmchen geschrumpft.
Er tut mir wirklich leid. Ich bin froh, dass mich niemand etwas fragt.
Maisie ergreift wieder das Wort: "Nun gut. Ich schließe mich dem Vorschlag von Lennox an und halte es für eine gute Idee, die Auserwählten in den Wald der Elementgeister zu senden. Außerdem erhielt ich heute morgen Luftpost, die diesen Plan bekräftigt. Die Elementgeister berichten, dass freilebende Feuervögel eine Seltenheit geworden sind."
"Das heißt jemand oder etwas fängt sie ein.", ergänzt Lennox resigniert.
Aufgeregtes Raunen geht durch die Anwesenden.
Maisie dreht sich zu mir.
"Ach Livia? Ich wollte mich nach deinem Training erkunden. Welche Vorteile steuerst du nun eurem Team bei?"
Ich hatte mich wohl zu früh gefreut.
"Naja, ich kann anscheinend Messerwerfen.", nuschle ich vor versammelter Mannschaft.
"Eine Fee die Messer wirft???", echot einer der Berater und die Königin lächelt milde.
"Also dann, ist euer Team bestens ausgestattet. Morgen werdet ihr der Sache auf den Grund gehen."Hurra.
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Feenglück
RandomLivia fällt ein wenig aus ihrer Art und ist kaum so wie eine Fee sein sollte. Doch als die Fabelwelt von einer Mordserie erschüttert wird, wählt man sie aus, um der Sache nach zugehen. Nur ist sie nicht die Einzige, auf der alle Hoffnungen liegen. Z...