Draußen ist es noch dunkel, als plötzlich ein kleiner grüner Vogel direkt vor meinem Fenster zu trällern beginnt. Und da ich in Sachen Liedern eine geschulte Fee bin, erkenne ich klar und deutlich ein Lied von den Menschen, das dieses freche Vögelchen zwitschert.
Unmissverständlich eine Erinnerung von den Elfen, dass ich gefälligst aufstehen soll. Sehr aufmerksam.
Offensichtlich wirke ich nicht gerade zuverlässig.Ich hieve mich aus den weichen Federn und feuere einen Todesblick auf den blöden Wecker-Vogel ab, damit er mich mit diesem nervtötende Gezwitscher verschont. Das schlaue Kerlchen versteht mich sofort und zieht den Kopf ein.
Das hält ja keiner aus, so früh am Morgen. Vor allem, wenn man die halbe Nacht nicht einschlafen konnte.Gähnend schlurfe ich in mein Badezimmer und erschrecke vor meinem Spiegelbild. Ach du meine Güte!
Meine Haare haben sich zu wilden Locken getürmt und es macht den Eindruck, als ob der Vogel vor meinem Fenster darin genistet hätte. Meine Augenringe sind auch nicht zu übersehen.
Ich könnte einfach so bleiben, dann würden alle Mörder ängstlich vor mir zittern.
Seufzend versuche ich mich zu kultivieren.Nachdem ich die Suche nach einem passenden Outfit erfolgreich beendet habe und an dem Versuch meine Haare zu bändigen gescheitert bin, stopfe ich mir die letzten Krümel einer Müslipackung in den Mund. Für mehr hätte ich auch gar keine Zeit, weil jemand ziemlich energisch an meiner Türe klopft.
Morgenmuffel-mäßig stampfe ich zur Tür um sie mit Schwung aufzureißen.
„Sag mal, wisst ihr eigentlich wie spät es ist?!", meckere ich den Trupp Krieger vor mir an, die wie die Zinnsoldaten mit Fackeln aufgereiht in der finsteren Gasse stehen.„Ehrlich gesagt: Nein."
Zu spät bemerke ich Arran, der sich völlig lässig neben der Tür mit einem Fuß an der Wand abstützt. „Nun wie spät ist es?"Er ist doch gekommen! Und er redet mit mir...
„Ähm...also...Das weiß ich jetzt auch nicht genau, aber es ist sehr sehr früh. Die Sonne ist noch nicht mal aufgegangen!", empört stemme ich meine Arme in die Hüften.
Was rede ich da eigentlich für einen Mist? Wo ist meine Schlagfertigkeit, wenn ich sie mal brauche?Er bringt mich völlig aus dem Konzept, so wie er da in Kampfuniform lehnt, eine Hand auf seinem Schwertknauf abgelegt. Seine schwarzen Haare sind genau perfekt verwuschelt und bernsteinfarbene Augen blitzen mich kampflustig an. Wie kann man nur so früh morgens topfit sein und auch noch dabei gut aussehen?
„Wir holen dich deshalb sehr sehr früh ab, da ihr schon bei Sonnenaufgang losreiten sollt. Wenn du uns also die Ehre erweisen würdest, dich mit uns zum Schloss begeben?", spöttisch deutet er eine kleine Verbeugung an.
Ich grummle nur leise „Witzbold", was er mit einem charmanten Lächeln kommentiert, und hole mein kleines Päckchen.„So früh am Morgen verstehe ich noch keinen Spaß.", brummelnd schließe ich die Haustür mit einem Rumms.
Mit einem Zeichen vom Herr Oberelf setzt sich die Truppe hinter mir in Bewegung.
Arran selbst läuft mit strammen Schritten neben mir. Keine Spur mehr von seinem gestrigen Zorn. Abgesehen von seiner üblichen Überheblichkeit natürlich. Aber das ist ja normal.„Das ist dein ganzes Gepäck?! Wo ist der Rest?"
„Ich muss mitteilen, dass ich keine Packliste oder sonstiges erhalten habe, Herr Oberbefehlshaber. Aber vielleicht hättet Ihr die Güte mir aufzuzeigen, welche Sachen ich noch unbedingt hätte einpacken müssen?", frage ich ihn mit einem gespielt hochmütigen Ton.
Ein kleines Lächeln entkommt ihm und sofort schießt mir durch den Kopf, dass ihm das viel besser steht, als die übliche ernste Miene.„Ehrlich gesagt, bin ich einfach überrascht Frau Ermittlerin. Weibliche Wesen brauchen normalerweise mehr um eine solche Reise zu überleben."
Trotz meiner provozierenden Worte, spielt er mit und nach einem Blick auf meine mehr als voluminösen braunen Locken, setzt er hinzu: „Wobei Ihr offensichtlich die Art von Frau seid, die außergewöhnliche Frisuren bevorzugt."
„War das jetzt ein Kompliment, oder muss ich was Böses antworten?"
„Das war lediglich eine Feststellung." Kurz dreht er seinen Kopf zu mir und grinst auf mich runter.
Ich belasse es bei einem neutralen „Mmhh". Was soll ich auch groß antworten?
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Feenglück
AcakLivia fällt ein wenig aus ihrer Art und ist kaum so wie eine Fee sein sollte. Doch als die Fabelwelt von einer Mordserie erschüttert wird, wählt man sie aus, um der Sache nach zugehen. Nur ist sie nicht die Einzige, auf der alle Hoffnungen liegen. Z...