Lebe, Liebe, Lache

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"Hey Liv, schwing deinen süßen Hintern mal zu uns!" rufen diese drei Rabauken lachend von ihrem Tisch aus.
"Ist ja praktisch, wenn sie mit ihrem Gesang und ihren Gitarren die Bar ein wenig beleben, aber am liebsten wäre mir, sie würde auch mal was bestellen." seufzt Finola, meine Chefin und Besitzerin der Bar.
"Livia, kannst du den Tresen schnell machen?" meint sie dann.
Mittlerweile verlangt Finola gar nicht mehr das ich zu denen hingehe.
Aber jetzt lacht sie schon wieder, zwinkert mir zu und flattert zu den Rabauken (mein inoffizieller Name für die drei).

Ich seufze, gehe hinter die Bar und strecke meine Flügel.
Es ist schon viel zu lange her, dass ich mal wieder einen ausgiebigen Rundflug gemacht habe.
Für uns Feen ist es das zweitwichtigste unsere Flügel zu nutzen und zu trainieren. Ich liebe dieses herrliche Gefühl vom Wind, der mich beim fliegen umschmeichelt.

Ach ja und das Wichtigste war natürlich: Tanzen.
Schon weit bevor man den Feenkessel betreten hat, hört man von überall Musik.
Die Feen tanzen überall, die ganze Zeit und, das muss jeder neidlos zugeben, wunderschön.
Alle sind sofort bester Laune, wenn eine Fee zu tanzen beginnt.

Manchmal treten wir auch für die anderen Völker auf. Die Elementgeister sind dann immer ganz aus dem Häuschen, die Wassernymphen kommen nur, um zu sehen wer der Beste ist und die Elfen...tja die gehen mir persönlich auf die Nerven.
Sie behandeln uns manchmal wie Zirkustiere, die nur für ihre Bespaßung leben. Am allermeisten stört mich daran, dass mein Volk, das auch noch gutheißt.

Laut unseren König Adian ist es ein Geschenk anderen Leuten Freuden zu machen.
Das ich nicht lache, die denken doch alle wir sind dumm wie Stroh und können nichts anderes als Kunststückchen.

Das Motto unseres Volkes ist: Lebe, Liebe und Lache.
Dieses Motto ist sogar gesetzlich festgelegt.
Das mit dem Leben sollen wir im Tanz ausdrücken. Die Liebe ist bei uns, im Gegensatz zu anderen Völkern, sehr freizügig ausgelegt. Das bedeutet Treue und Scham ist bei den Feen, wenn überhaupt, nur minimal vorhanden.

Und das Lachen drückt sich bei uns in einer Art Dauerfröhlichkeit aus. Für eine Fee ist es sehr schwierig ernst zu bleiben.

Ich...bin eine Ausnahme, sozusagen der Spielverderber.
Ich finde es anstrengend und einfach nicht echt die ganze Zeit zu lachen.
Außerdem bin ich mit den Ansichten in Sachen Liebe nicht einverstanden. Denn jeder verschweigt das es öfter vorkommt, dass es nicht auf beiden Seiten wirklich gewollt ist. Die Männer nehmen sich da viele Freiheiten, besonders nach alkoholhaltigen Festen.
Und trotzdem wird fröhlich weiter gelächelt und kein Wort darüber verloren.

Man muss aber auch sagen, dass die meisten Feenmädchen das nicht so eng sehen. Irgendwie haben die ein anderes Gemüt als ich, denn ich könnte mich niemals so benutzen lassen.
Mir wurde schon oft gesagt, dass ich mit meinen 19 Jahren viel zu prüde bin.
Was soll's.

Aber der Hauptgrund meines unfeenhaften Daseins ist: Ich kann nicht tanzen.
Es ist nicht so, dass ich es nicht versucht hätte.
Sobald Feenkinder stehen können, lernen sie tanzen.
Bei mir muss damals was schiefgelaufen sein, denn mir wurde gesagt, ich sehe aus wie ein zappelnder Frosch. Anscheinend gab es vor mir noch nie einen anderen zappelnden Frosch.

Seit ein paar Jahren hab ich die Hoffnung aufgegeben das mich das Tanzfieber noch packt und eigentlich ist es mir ganz recht.
Wie gesagt ich finde wir führen uns meistens albern auf. Bis jetzt habe ich mein mangelndes Tanztalent auch ganz gut verheimlichen können.

Finola hatte mich unter einer Bedingung in ihrer KikiBar eingestellt. Ich soll immer ein gewinnendes Lächeln aufsetzen, wenn jemand durch die Tür kommt.
Da ich den Job brauchte, hatte ich mir gedacht ich mach eine Ausnahme und werde mich um das Lachen bemühen.

Doch als jetzt die Tür aufgeht, muss ich mich gar nicht zum Lächeln zwingen, denn meine beste Freundin spaziert vergnügt herein.
Isla ist ein Jahr älter als ich und eine Elfe, wohlgemerkt die einzige Elfe die nicht so arrogant ist und der ich vertraue.

Mit 10 Jahren hatte sie mit ihrem Vater ein Stadtfest bei uns besucht und ich überschüttete sie mit Limonade.
Überraschenderweise war Isla nicht sauer, sondern musste laut lachen. Wir saßen dann den ganzen Abend zusammen auf einer Treppe und haben kichernd so viel Limonade getrunken, bis wir Bauchschmerzen hatten.
Isla war die erste Elfe, die keine Tanzeinlage verlangte.

Momentan ist sie in Baylon Studentin und wird einmal eine hochrangige Stelle bei ihrem Volk einnehmen.
Obwohl sie schlau wie ein Fuchs ist, kann man nicht leugnen, dass sie alles ihrem reichen Vater zu verdanken hat.
Dieser ist Kriegsberater der Elfenkönigin Maisie und ganz dicke mit ihr, wenn man den Gerüchten Glauben schenkt.
Ich beschwer mich nicht, denn nur durch diese Connection, kann Isla so oft hin und her reisen.

"Liv, du verrückte Fee, na heute wieder alle vergrault?" fragt Isla nach einem Blick durch die fast leere Bar. Nur die Rabauken sind IMMER noch hier und singen SCHON WIEDER "Sweet Caroline", ein Lied das sie von den Menschen aufgeschnappt haben.
Ich verdrehe grinsend die Augen "Auch schön dich zu sehen Isla. Deine Freundlichkeiten hab ich so vermisst."
"Ach komm, Freundlichkeiten hast du doch hier genug. Mit mir kommt etwas Exotik in den Laden." meint sie frech und setzt sich auf den Barhocker.
"Danke aber ich glaube ich bin genug Exotik für so eine kleine Bar." antworte ich trocken.

Gerade als sie etwas erwidern möchte, wandeln die Rabauken das Lied in "Sweet Livia" um und gröllen es durch die ganze Bar.
"Hey kleine Liv, was hast du uns da für süße Verstärkung herbestellt. Na los ihr zwei Hübschen, wir können euch Dinge zeigen, die ihr noch nie gesehen habt." erlaubt sich einer der drei Affen und seine Gefährten stimmen ihm johlend zu.
Die drei bringen mich tierisch auf die Palme:"Verzieht euch endlich aus der Bar. Ihr vergrault alle und bestellt ja sowieso nichts. Na los, zieht Leine, sonst hol ich Finola!" Ich weiß das das nicht gerade den Grundsätzen von Finola entspricht, aber das ist mir gerade herzlich egal.
"Nur unter einer Bedingung, Sweet Liv. Wie wäre es mit einer Wette? Jeder ein Wurf bei der Dartscheibe, der Bessere gewinnt. Gewinne ich, schenkst du mir ein paar hübsche Stunden zu zweit. Wenn du gewinnst dann gehen wir." wagt es der Oberschlaubischlumpf.

Zu seinem Pech ist öfter wenig los und ich hab die Dartscheibe ganz für mich alleine.
"Na schön du Kasperle, dann zeig mal was du drauf hast."
Nachdem er selbstsicher geworfen hat, kippt er fast aus den Latschen, als ich einen Meisterwurf setze.
Isla kann sich kaum auf dem Barhocker halten vor Lachen, als die drei Rabauken zutiefst gedemütigt abziehen.
Triumphierend strahle ich sie an und schwinge mich wieder hinter die Bar.

Am Nachmittag kommen immer mehr lärmende Musikanten, doch dank meiner besten Freundin kann heute niemand behaupten, ich war nicht freundlich genug.

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Hallo zusammen,
ich hoffe die Geschichte gefällt euch. Über Kommentare und Anregungen würde ich mich freuen. 😊

Falls ihr noch mehr Fantasy wollt kann ich euch "die Stadt" empfehlen.
Sie ist zwar auf meinem Profil, aber geschrieben hat sie mein Bruder.
Sie ist noch spannender und hat etwas mehr Action.
Wenn ihr wollt lest einfach mal rein :)

Eure JaneA7

FeenglückWo Geschichten leben. Entdecke jetzt