Wo die Elfen wohnen

23 1 0
                                    

Wir klettern durch eine lange Schlucht mit einem reißenden Gebirgsbach, als die hohen Felswände plötzlich aufhören und wir von einer Anhöhe aus in ein weites Tal blicken können. Die Stadt, die in das Tal eingebettet ist, hat gigantische Ausmaße. Ich schirme meine Augen von der Sonne ab, um den Ausblick zu genießen.
"Beeindruckend nicht wahr.", Arran tritt neben mich und überblickt das Elfental.
"Ja es ist der Wahnsinn...", flüstere ich, bis mir klar wird was ich da eigentlich sage. "Ich meine, sieht ganz in Ordnung aus. So....Elfenmäßig.", füge ich unsicher hinzu und räuspere mich.
Er ist schon eingebildet genug, da brauche ich nicht auch noch Lobeshymnen auf seine Heimat singen.
Arran sieht mich seltsam an, sagt aber nichts mehr.

Isla wird, je näher wir der Stadt kommen, immer hippeliger und steckt mich an. Beim Einzug in die riesige Stadt werden die Unterschiede zu meinem Zuhause deutlich.
Erwartet hatte ich protzige Häuser mit Golddächern. Überraschenderweise bewohnen die Elfen sehr schöne Häuser. In den Wänden sind Holzelemente eingebaut, die mit filigranen Schnitzereien versehen wurden. Manche sind liebevoll mit Blumenranken bemalt.
Die Dächer und Innenhöfe erinnern mich an einen bestimmten Ort der Menschen. Missy zeigte mir einmal ein Gemälde von einer heimlichen Menschenbekanntschaft. Darauf war eine Gegend abgebildet, die die Menschen Toskana nennen.

Genau daran muss ich denken, wenn ich die Gebäude der Elfen betrachte. Unsere Feenhäuschen haben zwar auch ihren Charme, aber das war etwas ganz anderes.

Große Steinplatten bilden die Gassen und Straßen, die links und rechts von geschwungenen Laternen gesäumt werden.
Die Boten und Hamish verabschieden sich und biegen in eine breite Straße, während uns Arran zielstrebig weiter geradeaus führt.

"Wir gehen erstmal zu mir

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.

"Wir gehen erstmal zu mir. Dann können wir uns frisch machen.", meint Isla vergnügt.
"Ich bin schon gespannt, wie dein Zimmer aussieht."
Doch Arran macht uns einen Strich durch die Rechnung: "Tut mir leid Isla, aber ich habe Befehl deine kleine Freundin in ihre Unterkunft zu führen. Sie bekommt ein Haus zur Verfügung gestellt, bis sie mit ihrer Arbeit hier fertig ist."
"Sie ist begeistert." melde ich mich sarkastisch zu Wort, "Kein Wunder, dass die Köngin so aufmerksam zu mir ist. Sie weiß wahrscheinlich, welch eine Zumutung der bisherige Begleiter war."
"Es kommt immer darauf an, wen ich begleiten muss.", schießt er sofort zurück.

An einer kleinen Abzweigung bleiben wir kurz stehen.
Schmollend verabschiedet sich Isla: "Aber ich begleite dich zum Palast, sag mir Bescheid bevor du gehst." Bevor ich antworten kann, kommt mir der nervige Elf zuvor.
"Das wird nicht nötig sein. Nachdem wir ihr Gepäck abgeladen haben, werden wir sofort erwartet."
Weshalb redet er immer so, als wäre ich gar nicht da?
"Ich komme mit! Dann treffen wir uns vor dem Glimmercafé. Wehe ihr geht ohne mich los!", mit drohenden Zeigefinger schaut sie Arran und mir nacheinander in die Augen, drückt mich einmal kurz und spaziert durch die kleine Gasse nach Hause.
Finlay tippt Arran verlegen auf die Schulter: "Wenn es dir nichts ausmacht, würde ich Isla gerne begleiten. Wir haben uns eine Weile nicht gesehen und...naja...also..."
Mit einem Grinsen unterbricht er ihn: "Schon gut. Ich kann es mir denken."
Ich mir leider auch.

Schweigend führt mich Arran durch die verwinkelten Straßen.
In diesem Labyrinth werde ich mich niemals alleine zurechtfinden können.
Nach einer Gasse mit schmalen Blumenbeeten an den Seiten, bleibt er vor einem schlichten Haus stehen. Waagrechte Balken aus hellem Holz sind in den weißen Wänden eingelassen. Verzückt bewundere ich die mit roten Mustern bemalten Balken. Arran schließt die ebenfalls rote Tür auf und lässt mich eintreten.
Bis er mein Gepäck geholt hat, schaue ich mich um.
Es ist in Wirklichkeit größer als es auf den ersten Blick aussieht. Das Erdgeschoss ist ein einziger Raum, der durch mehrere schlanke Holzsäulen aufgeteilt wird. Auch hier kann ich überall kunstvolle Schintzereien entdecken. Gegenüber von einer großen Küche befindet sich ein Esstisch mit Bank und Stühlen.
Auf der anderen Seite des Raumes wartet vor einer Terrassentür ein gemütliches Sofa mit Holztischchen auf meine erschöpften Beine. Die Terrassentür führt zu einem kleinen Garten mit Minispringbrunnen.
Ich bin eine verdammte Prinzessin, wenn ich das alles alleine bewohnen darf.

"Bring das Gepäck in dein Schlafzimmer, dann können wir endlich weiter." ertönt eine gelangweilte Stimme hinter mir und schmeißt meine Reisetasche vor eine Treppe, die ich bis jetzt noch gar nicht bemerkt hatte.
"Es gibt ein zweites Stockwerk?!", quietsche ich auf und hüpfe über meine Tasche die Treppe rauf. Oben angekommen gehen zwei Türen von dem kurzen Korridor weg.
Kurzerhand entscheide ich mich zuerst für rechts und stoße die Tür auf. Ein hellgrün gefliestes Bad mit freistehender Badewanne lässt mich meine alte Waschschüssel schnell vergessen.
Aufgeregt öffne ich die linke Türe und finde mich in einem Schlafzimmer mit gemütlichen, cremefarbenen Himmelbett und großer Fensterfront wieder.
Was mich endgültig sprachlos macht, ist ein kleines Nebenzimmer, in dem sich ein fertig bestückter begehbarer Kleiderschrank befindet.

"Dann hab ich dein Gepäck umsonst raufgeschleppt, wenn der Schrank bereits voll ist." Arran lehnt mürrisch in der Tür, seine muskulösen Arme vor der Brust verschränkt.
Meine Tasche hat er achtlos vor sich auf dem Boden abgestellt und beobachtet mich bei der Inspektion meines persönlichen Paradieses.

Ich winke ab: "Das hat schon noch irgendwo Platz und jetzt raus mit dir. Ich muss mich umziehen."
"Wir müssen uns beeilen. Für sowas haben wir keine Zeit."
"Doch haben wir! Es dauert ja nicht lange. Mach dir meinetwegen währenddessen ein Sandwich, oder so." Ich bin versucht quengelig mit dem Fuß aufzustampfen.
Kurz runzelt er die Stirn, gibt aber schlussendlich nach und macht einen Abgang.

Eine schwierige Entscheidung später, hopse ich die Treppe runter und entdecke Arran, der an der Küchentheke mit einem gegrilltem Sandwich in der Hand lehnt. Wie hat er das gemacht? Weit und breit ist kein Toaster in der Küche auszumachen.
Er mustert mich kurz von oben bis unten,nickt einmal und widmet sich wieder seinem Sandwich.
Heißt das jetzt: sieht gut aus, ganz in Ordnung oder ist mir egal?
Nicht das es eine Rolle spielen würde.

Gerade verdrückt er seinen letzten Bissen, als ich mir auch ein Stück Weißbrot in den Mund schiebe. "Los jetzt. Wir sind spät dran. Ich habe Isla bereits eine Nachricht schicken lassen." "Fna chut", nuschle ich mit vollen Mund und lasse mich zur Tür rausschieben.

FeenglückWo Geschichten leben. Entdecke jetzt