Kapitel 11 - Die Wahrheit

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Sie hielt sich wirklich tapfer!

Nimrod musste zugeben, dass er schwer beeindruckt von Aleada war.

Schon am ersten Abend ihrer Reise musste er ihr Bewunderung zollen. 

Sie waren den ganzen Tag geritten ohne eine lange Pause zu machen. Meist waren es nur kurze Verschnaufpausen für die Pferde gewesen. 

Als sie dann an einer Lichtung angekommen waren, die er als guten Platz für das Nachtlager befand, konnte man sehen, dass sie Schmerzen hatte. Schwerfällig stieg sie vom Pferd, verzog einen Moment das Gesicht und lehnte ihren Kopf an den Hals des Pferdes. Doch sie sagte kein Ton.

Sie nahm den Sattel ab und ließ die kleine Stute zu den anderen Pferden laufen.

Nimrod beobachtete sie lange und wartete regelrecht darauf, dass sie ihre Schmerzen zugab und sich einfach nur hinlegen wollte. Aber diese Frau war zäher, als sie aussah. Sie legte den Sattel hin und breitete ihre dünne Matte aus. Dann holte sie zusammen mit Kulara Feuerholz und nach einer Weile kochte sie sogar noch. Sie gönnte sich keine Pause, selbst nicht, als er selbst seine Hilfe angeboten hatte. Erst als Kasek sie auf ihre Kehrseite ansprach, verzog sie zerknirscht das Gesicht, meinte aber dann, es würde ihr bald besser gehen, sobald sie sich in dem Bach etwas abgekühlt hätte.

Doch dem war so nicht. In der Nacht hörte er sie vor Schmerzen stöhnen, doch sie bat ihn nicht um Hilfe oder fragte nach einer weiteren Pause.

Am anderen Morgen polsterte Nimrod persönlich ihren Sattel aus, obwohl er wusste, dass es nicht viel bringen würde. Sie war wund gescheuert, das war ihm klar.

Wortlos legte er ihr eine Lederhose und eine Salbe hin, als sie noch schlief. Er zögerte den Aufbruch auch heraus, so gut er konnte. Doch als sie sich dann wieder auf den Weg machten, sah er, dass sie seine Hose angezogen hatte. Sie war ihr natürlich viel zu lang, aber sie hatte sie umgeschlagen. Es sah zwar merkwürdig aus, aber sie schien sich wohler zu fühlen, als mit den Stoffhosen, die sie vorher getragen hatte.

Nun waren sie mittlerweile drei Tage unterwegs und es ging ihr besser. Sie stöhnte nicht mehr im Schlaf vor Schmerz und auch ihr Verhalten war ein ganz anderes. Sie genoss es, sich um zu sehen und immer wieder für sich etwas Neues zu entdecken. Sei es eine Pflanze, kleine Tiere oder einfach nur die Bäume.

Er war schon gespannt, denn in ein paar Stunden würden sie das erste größere Dorf erreichen.

Bisher waren sie nur an Bauernhöfe oder kleinen Siedlungen vorbei geritten. Es lohnte sich nicht dort an zu halten. Nimrod wusste, dass die meisten Bauern gerade mal mit dem auskamen, was ihnen Utek ließ. Da machte es keinen Sinn nach Lebensmittel zu fragen, selbst wenn man Geld hatte. Doch das nächste Dorf war relativ reich, weil sie sich einen heimlichen Vorrat hatten anlegen können.

Nimrod war gespannt, wie Aleada nun auf andere Menschen reagieren würde. Hatte sie sich alles gemerkt, was Kasek und Kulara ihr immer wieder vor gesagt hatten?

Er rief sie zu sich und sie ließ ihre Stute neben seinen Hengst reiten. Er musste anerkennen, dass sie sich mittlerweile genauso geschickt im Sattel anstellte, wie Kasek oder Kulara.

Nun sah sie ihn fragend an.

„In ein paar Stunden werden wir das erste Dorf erreichen. Ich will nur sicher gehen, dass du vorbereitet bist!"

Sie nickte und wartete ab.

„Wie ist dein Name?"

Ohne zu zögern antwortete sie.

„Aleada!"

Er nickte.

„Erzähl mir etwas von dir!"

KomaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt