Kapitel 4 - Erwacht!

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Astrid lag auf etwas Weichem, aber es war kein Bett. Mit geschlossenen Augen tastete sie ihre unmittelbare Umgebung ab, konnte sich aber nicht erklären, wo sie war. Aber definitiv nicht mehr unter Brücke.

Sie wollte die Augen nicht öffnen. Astrid war klar, dass die Wirklichkeit sie wieder einholte, sobald sie die Augen öffnete. Da lag sie doch lieber im Dunklen! Wenigstens war es weich und es war ruhig.

Langsam tasteten ihre Hände weiter über den Boden. Sie spürte feuchtes Gras und weiches Moos unter ihren Händen.  Moment mal? Gras und Moos? Sie konnte sich nicht daran erinnern, dass sie so saftiges Moos, wie sie es nun gerade spürte, unter der Brücke schon einmal gesehen hatte. Wo war sie nur?

Sie nahm einen tiefen Atemzug und stöhnte leise vor Schmerz. Ihr gesamter Körper schmerzte, aber es war eher wie ein ganz schlimmer Muskelkater und es fühlte sich nicht nach Knochenbrüchen oder so an.

Erleichtert konzentrierte sie sich auf den Geruch. Sie war definitiv nicht mehr unter der Brücke. Dort hat es immer nach Urin oder Schlimmeren gerochen. Jetzt roch sie den erdigen Geruch, den sie von einem Waldspaziergang her kannte. So etwas hatte sie schon lange nicht mehr gerochen.

Doch dann fiel ihr ein, dass sie nicht alleine unter der Brücke gewesen war.

"Christian?", wisperte sie.

Eine große Hand legte sich auf ihre Stirn.

"Ruhig, Mädchen. Du bist ganz schön tief gefallen. Was hattest du auf dem Baum zu suchen?"

Baum? Was für ein Baum?

Astrid öffnete ihre Augen, aber sie sah alles nur verschwommen und ihr Kopf drehte eine Runde mit ihrem inneren Karussell. Mist, sie musste eine schwere Gehirnerschütterung haben. Seit wann hatte Christian so eine tiefe Stimme? Und warum nannte er sie Mädchen? Fast musste sie lachen. Sie war kein Mädchen mehr und er hatte sie auch noch nie so genannt.

"Wo bin ich?"

Sie schloss die Augen wieder, denn so verschwommen wie sie sah, wurde ihr noch übler, als ihr ohnehin schon war.

"Du bist im Moorwald. Aber zum Glück im sicheren Teil, weit weg von den Sümpfen. Was hast du hier zu suchen?"

Was? Moorwald? Diese tiefe angenehme Stimme wollte sie wohl verarschen. Das war bestimmt nicht Christian, der zu ihr sprach.

"Ich bin mir ganz sicher, dass ich noch nie in diesem Moorwald war. Egal in welchem Teil."

Die Stimme lachte.

"Du scheinst dir schlimmer den Kopf angestoßen zu haben, als ich dachte."

Ein Arm schob sich unter ihre Kniekehlen und ein anderer unter ihre Schultern. Sofort wehrte sie sich!

"Halt! Sie können doch nicht...! Ich bin viel zu schwer!"

Wieder ein kehliges Lachen. Dann wurde sie mit einem Schwung hochgehoben.

"Da habe ich schon oft schwerere Sachen gehoben. Sag mal, Mädchen, warum hast du deine Augen geschlossen? Fürchtest du dich vor mir?"

Astrid versuchte sie zu öffnen, aber ihr wurde sofort wieder schwindelig.

"Irgendwie geht es mir nicht gut, wenn ich sie aufmache!"

Sie wurde abgestellt und gegen etwas Lebendiges gelehnt.

"Was ist das?", rief sie erschrocken und wollte zurückweichen.

Wieder lachte die Stimme und eine Hand hielt sie an der Hüfte fest. Es war eine große, schwielige Hand, die aber sanft mit ihr umging. Astrid schluckte hart. So eine Sanftheit war sie von einer Männerhand nicht gewohnt und sie erwartete beinahe, dass dieser Fremde ihr weh tun würde.

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