Kapitel 48 - Schrecksekunden

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In den frühen Morgenstunden waren sie aus dem Schloss geschlichen. Nur einer hatte bemerkt, dass Lasander und Aleada aufgebrochen waren, doch Ramnor hatte nur gegrinst und war wieder in das Schloss zurückgekehrt.

Erst waren sie schnell geritten, weil sie befürchteten, dass ihr Verschwinden nicht lange unbemerkt blieb, doch als es zur Mittagsstunde zuging, zügelten sie das Tempo und machten im gemächlichen Tempo weiter.

Sie erzählten sich einiges, was Aleada sehr gut gefiel. Er erzählte ihr, was er getan hatte, als sie auf einmal verschwunden war und wie er wieder zu Vernunft gekommen war, nachdem er einige Zeit allein in der Hütte gelebt hatte.

Er berichtete, dass Asiri ihn immer mehr reizte, besonders, wenn sie ihn immer wieder auf seine Pflichten hinwies.

Das konnte er nicht ausstehen, weil er sehr wohl wusste, was er zu tun hatte.

Er erklärte ihr die Veränderungen, die er schon in die Wege geleitet hatte und fragte sie nach ihrer Meinung dazu. Es war ihr etwas unangenehm, aber sie sagte ihre Meinung dazu.

„Aber nun habe ich genug von mir erzählt. Wie ging es dir in der Anderswelt?"

Aleada schloss kurz die Augen.

„Nicht so gut."

Er hob eine Augenbraue.

„Ramnor hat mir schon einiges erzählt. Einige Sachen habe ich absolut nicht verstanden, was er mir erklärt hat. Ihr habt dort mehr Annehmlichkeiten, wie wir hier. Warum kann man sich wünschen, zurückzukehren?"

Sie nickte.

„Das ist wahr. Aber ich fühle mich dort nicht mehr wohl. Es ist alles so hektisch geworden. Jeder Mensch lebt nur für sich und keiner kümmert es, wie es einem anderen geht. Ich habe ein Gespräch belauscht. Zwei Männer unterhielten sich über mich. Sie wussten wohl genau, was im Haus meiner Großmutter vorging, doch niemand unternahm etwas dagegen!"

Er holte tief Luft.

„Das kann man hier aber auch nicht unbedingt sagen, dass es geschieht! Schau doch, was Ramnor passiert ist!"

Sie nickte leicht.

„Hier ist es auch eine andere Situation. Es gibt nur wenig dicht gedrängte Städte. Und ich bin mir sicher, dass wenn jemand im Schloss so einen Vorfall bemerken würde, dass er es dir melden würde."

Er nickte, schaute aber in die Ferne.

„Ich würde darauf bestehen! Aber das kann nicht der einzige Grund sein! Warum wolltest du wieder zurück?"

Aleada überlegte einen Moment.

„Nun, ich war sehr eingeschränkt durch die Tat meines Ehemannes."

Er hob eine Augenbraue.

„Du bist noch verheiratet? Hat die Tat dieses Schurken nicht dazu ausgereicht, dass du dich von ihm trennen kannst?"

Sie lachte laut auf.

„Es ist bei uns nicht so wie hier. Natürlich hat die Tat ausgereicht. Im Prinzip bin ich auch nicht mehr mit ihm verheiratet, da ich in meiner Welt tot bin."

Er wirkte irgendwie...erleichtert.

„Aber auch wenn es nicht so gewesen wäre, in meinen Augen war er schon lange nicht mehr mein Ehemann! Er hatte eine andere Frau, wollte mich umbringen, um ihr zu gefallen, er hat mich geschlagen und beschimpft. Er hat sich nicht verhalten wie ein Ehemann. Er hatte mich nicht geliebt und ich ihn nicht!"

Er hielt an und stieg von seinem Pferd. Er half ihr auch hinunter und seine Hände waren einen Moment länger auf ihren Hüften, als es schicklich gewesen wäre.

KomaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt