Kapitel 64 - Die Krönung

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Lasander griff sich in den Kragen der Uniform, die er anlässlich seiner Krönung tragen musste. Er fand das bescheuert und musste deswegen grinsen.

Dieses Wort hatte er von Astrid gelernt, wie so manch anderes auch.

Seit der großen Schlacht waren nun einige Wochen vergangen. Wenn er aber dachte, dass Ruhe einkehren würde, hatte er sich getäuscht.

Jeden Tag waren Bittsteller gekommen, die durch Utek großes Leid erlitten hatten und er nahm alle Sorgen sehr ernst.

Dann wurde im Hintergrund die Krönung noch vorbereitet, die er am liebsten abgesagen würde, weil er es unnötig fand, eine große Zeremonie zu veranstalten, nur weil ihm ein schweres Ding aus Gold auf den Kopf gesetzt wurde. Wenn es nach ihm gegangen wäre, könnte man auch einfach auf einen Zettel schreiben, dass er nun König war und er hätte seiner Arbeit nachgehen können. Aber sein Volk bestand nun mal auf solch ein Spektakel.

Seine Berater, die er ernannt hatte, wussten, dass er sich für eine große Krönungsfeier nicht unbedingt erwärmen konnte, deswegen hatten sie alles organisiert, ohne ihn zu behelligen.

Er wusste jetzt nur, dass er seine Frau holen musste und dass sie dann gemeinsam zu dem Platz vor dem Schloss ritten.

Mehr war ihm nicht bekannt. Er hatte auch keine Ahnung, wie alles von statten gehen sollte, aber Ramnor hatte ihm erklärt, dass er immer in seiner Nähe bleiben würde und ihm schon den Kopf zurechtrücken würde, falls er irgendwelche Fehler machte.

Lasander hatte veranlasst, dass Ramnor nach der Krönung als seine Vertretung in den Norden ging. Ramnor hatte das gerne angenommen und Lasander war froh darüber. Die ewigen Streitereien Ramnors mit dieser ehemaligen Hexe, trieben ihn zur Weißglut. Er war froh, wenn mal etwas Ruhe einkehrte.

Aber nicht nur deswegen hatte er Ramnor eine große Burg im Norden vermacht. Ramnor war ein kluger Kopf, so wie es Astrid ihm schon immer prophezeit hatte. Lasander fand bestimmt keinen besseren Vertreter und er war sich auch sicher, dass Ramnor ihm loyal zur Seite stehen würde, auch wenn er ihm manchmal Sachen an den Kopf warf, die Lasander nicht so gefielen.

Meleonon würde sich bald auf eine längere Reise begeben, was Lasander bedauerte. Aber es musste wohl sein, wie der Zauberer ihm erklärt hatte. Lasander hatte nicht geahnt, dass mit Asiri auch eine von den zwei letzten Magiern gestorben war. Meleonon musste einen Nachfolger finden, sonst würde nach ihm das Land ohne einen Zauberer da stehen. Lasander verstand es, dass Meleonon in Sorge war und nur deswegen ließ er ihn ziehen.

Kasek hatte sich entschlossen, mit dem anderen Golem sein Dorf wieder auf zu bauen. Lasander hatte ihnen versichert, dass sie alles, was sie dazu benötigen von ihm gestellt bekamen.

Kulara würde mit dem Waldelf gehen. Sie wollte nun lernen, was sie als Elfe alles bewerkstelligen konnte. Außerdem waren ihre Fähigkeiten als Diebin nun nicht mehr gefragt.

Lasander war auch deswegen traurig, dass seine beiden Freunde ihn verlassen würden, aber er konnte es ihnen auch nicht verbieten.

Alles ging seinen Weg und er musste auch an sein Volk denken.

Er kam am Ankleidezimmer an, in dem Astrid schon den ganzen Morgen ausstaffiert wurde.

Leise klopfte er an und trat ein.

Überall standen Mägde herum, die nun anfingen zu kichern, als sie sein verblüfftes Gesicht sahen. Schnell verließen sie das Zimmer und ließen das Prinzenpaar allein.

Lasander blieb vor Staunen der Mund offen stehen.

Astrid sah wirklich wie eine Königin aus, auch wenn ihr Gesicht etwas anderes sagte.

Sie hatte ein langes weißes Kleid an. Der Rock war kunstvoll bestickt und das Oberteil schmiegte sich an ihren Brüsten. Sie sah beinahe wie eine Elfe aus.

Ihr Haar fiel in langen Wellen über ihren Rücken, nur die Seitenpartien waren geflochten, so dass man später ihre Krone gut aufsetzen konnte. Sie stand mit dem Rücken zu ihm, drehte aber immer wieder den Kopf, um sich im Spiel zu betrachten.

„Warum muss ich das noch einmal machen? Es reicht doch wenn du gekrönt wirst."

Er lachte leise und schlang seine Arme um ihre Taille, bevor er ihren Hals küsste. Sie betrachteten sich beide im Spiegel.

„Unser Volk will uns huldigen. Und wenn ich dich so betrachte, werden sie wohl in Ehrfurcht auf die Knie gehen!"

Sie schnaubte unwirsch.

„Ich sehe gar nicht mehr wie ich selbst aus. Du weißt, dass ich so etwas nicht mag!"

Das war wohl etwas übertrieben. Astrid war einfach nicht die Frau, die auf so etwas bestand. Genau wie er selbst.

„Es wird bald vorbei sein. Und glaube mir, wenn wir fertig sind, schleife ich dich in unser Gemach und zieh dir das Kleid aus."

Sie lachte und küsste ihn lange.

„Wie fürsorglich von dir!"

Er nickte ernst.

„Oh ja. In der Hinsicht bin ich absolut selbstlos! Jetzt komm! Bringen wir alles hinter uns!"

Meleonon stand in der vordersten Reihe und betrachtete die Zeremonie lächelnd.

„Vor euch steht nun König Lasander mit seiner Königin Aleada!"

Das Volk brach in Jubel aus und Meleonon betrachtete die beiden zufrieden.

Bald würde er sie alleine lassen müssen. Doch sie würden ihre Sache schon gut machen, da war er sich sicher.

Heron kam zu ihm.

„Sie sehen würdig aus, oder?"

Meleonon nickte nur.

Ein ungewöhnliches Königspaar, aber eine Veränderung würde Lesara gut tun.

„Hast du alles erledigt?", fragte ihn der Elf.

Meleonon grinste.

Bis auf die Suche hatte er tatsächlich alles erledigt.

„Er wird bald erscheinen! Und er wird stinksauer sein, weil er alles verpasst hat!"

Heron grinste.

„Oh ja, das wird er!"

Auf einmal spürte der Zauberer eine bekannte Schwingung, auf die er schon so lange gewartet hatte.

Nervös schaute er sich um, konnte aber erst einmal nicht erkennen, von wem die Schwingung ausging. Ohne auf das Murren der Leute neben ihm zu achten, lief er einige Schritte.

Ja, da waren Schwingungen. Ganz eindeutig. Noch schwach, aber sie waren da!

„Was ist, Meleonon?", fragte nun Heron.

Er hörte nicht auf ihn, sondern starrte auf das Königspaar.

Konnte es wirklich so einfach sein?

Er lächelte leicht.

„Ich denke, ich kann meine Reise nun absagen!"

Heron runzelte die Stirn.

„Hast du den nächsten Magier gefunden?"

Meleonon zeigte mit dem Kinn auf Aleada.

„Oh ja!"

Heron verstand es nicht.

„Aleada ist die nächste Zauberin? Das hättest du doch schon längst merken müssen!"

Meleonon schlug ihm leicht auf den Hinterkopf.

„Nicht Aleada! Aber eines der Kinder, die sie in sich trägt!"

Meleonon schloss erleichtert die Augen.

Oh ja...alles wendete sich zum Guten.

KomaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt