Kapitel 16 - Um jeden Preis?

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„Wie kann das sein? Sie haben doch die Maschinen abgestellt!"

Gerald Sommer stand fassungslos mit seiner Bekannten im Krankenzimmer und starrte auf seine Frau, die immer noch lebte.

Mikael versuchte ein Grinsen zu unterdrücken, was ihm nicht ganz gelang. Schwester Greta knuffte ihn unauffällig auf die Seite. Aber man konnte ihr ansehen, dass sie selbst schwer mit dem Lachen zu kämpfen hatte.

Mikael räusperte sich.

„Nun, es war so, wie ich es vermutet habe. Ihre Frau ist wirklich in der Lage ohne die lebenserhaltende Maschinen zu überleben! Freut es sie denn nicht, dass Astrids Chancen zu erwachen nun enorm gestiegen sind?"

Greta drehte sich um und verließ den Raum. Mikael konnte hören, wie sie den Flur entlang rannte. Wahrscheinlich war sie auf den weg in sein Büro, wo man sie nicht lachen hören konnte.

Gerald lief im Gesicht rot an und seine Bekannte atmete hörbar tiefer ein, als noch vor einer halben Stunde.

Sie waren beide gekommen, um den Leichnam von Astrid bestatten zu lassen. Sogar den Bestatter hatten sie mitgebracht.

Mikael hatte ihnen natürlich die frohe Botschaft übermittelt, dass er zwar die Maschinen abgestellt hatte, Astrid allerdings immer noch am Leben war.

Schon allein der Anblick der beiden Gesichter war es ihm Wert gewesen, dass er eine Stunde vor seinem Dienstbeginn in der Klinik anwesend war. Schließlich hatten sie es von ihm verlangt.

Und nun standen sie da und starrten den schlafenden Körper an, als ob er ein Geist wäre.

Gerald fing sich als Erster.

„Natürlich bin ich froh, dass meine Frau wohl doch so einen starken Überlebenswillen hat!" Er räusperte sich und starrte seine Bekannte vorwurfsvoll an. „Das sind sehr...erfreuliche Nachrichten!"

Mikael versuchte wieder ein Grinsen zu unterdrücken.

Du hast wohl gedacht, du kannst sie heute noch beerdigen, du Drecksack!

„Dann werde ich sie mal alleine mit Astrid lassen."

Er ging aus dem Zimmer, ließ die Tür aber nur angelehnt. Er blieb in der Nähe stehen, um dem folgendem Gespräch zu lauschen. Er wollte wissen, was die zwei planten.

Sie schwiegen eine ganze Weile.

Dann ging es los, wie Mikael es vermutet hatte.

„Verdammt! Ich war mir wirklich sicher, dass sie heute Nacht sterben würde. Es tut mir leid, Gerald!"

Mikael hörte ihn schnauben.

„Es war eine dumme Idee von dir! Mal wieder, Chantal! Wie stehe ich denn jetzt da? Ich habe sogar den Pastor angerufen, damit er die Beerdigung so schnell wie möglich vonstatten geht. Jetzt muss ich alles absagen! Ich hätte Geduld haben sollen und nicht auf dich hören sollen!"

Chantal lachte sarkastisch auf.

„Ich habe dir bestimmt nicht gesagt, dass du gleich alle auf den Plan rufen sollst!"

Es war eine Weile ruhig, man hörte Gerald nur mühsam atmen.

„Wage es nicht, mich schlagen zu wollen! Ich bin nicht deine Frau!"

Wieder Stille.

„Es...es tut mir leid, Chantal! Sei nicht böse mit mir! Bitte, mein Engel! Ich bin nur so verzweifelt. Ich möchte frei für dich sein. Was können wir tun?"

Mikael konnte nicht sagen, wie wütend er auf diesen Waschlappen war. Vor Astrid hatte er bestimmt immer den großen. Starken Mann markiert und hier kuschte er wie ein kleiner Junge.

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