Kapitel 17 - Kleine Wahrheit

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Aleada schreckte auf. Irgendetwas hatte sie geweckt!

Sie sah sich vorsichtig um, doch alles schien ruhig zu sein. Kasek lag unter einem Baum und schnarchte laut. Kulara lag etwas entfernt von ihr und hatte sich einen Sack um die Ohren gelegt, weil wahrscheinlich wegen Kaseks Schnarchen nicht einschlafen konnte.

Aleada drehte ihren Kopf. Der Nimrod saß an einem Baum gelehnt, das Kinn auf der Brust gelegt. Seine Arme hatte er vor der Brust gekreuzt und sein Schwert klemmte dazwischen, die Beine hatte er ausgestreckt.

Es war offensichtlich, dass er sie bewachen wollte, aber eingeschlafen war.

Noch einmal hörte sie in die dunkle Nacht, aber es war kein Geräusch mehr zu hören. Vielleicht hatte sie auch nur ein Tier gehört, dass sich in der Nähe ihres Lagerplatzes aufgehalten hatte.

Müde und verschlafen schälte sie sich aus dem Schlafsack und stand auf.

„Wo willst du hin?"

Erschrocken drehte sie sich zu Nimrod um. Im schwachen Schein des Lagerfeuers konnte sie seine Augen erkennen. Er hatte vor ein paar Sekunden noch tief und fest geschlafen, doch nun wirkte er hellwach und beobachtet sie genau.

„Ich...ich muss mal!"

Er nickte und stand auf. Nur daran sah man, dass er wirklich geschlafen hatte, denn seine Bewegungen waren steif und etwas ungelenk.

„Ich begleite dich!"

Sie hob beide Hände.

„Nein, bleibe sitzen. Ich werde nicht weit weg gehen."

Er schüttelte den Kopf, aber sie drückte ihn wieder herunter.

„Ich bin gleich wieder da! Du brauchst dir keine Sorgen machen!"

Sie zog ihr Messer heraus.

„Außerdem habe ich das Messer dabei!"

Er nickte und lehnte seinen Kopf wieder an den Baumstamm. Daran konnte sie erkennen, dass er wirklich sehr müde war.

„Geh nicht zu weit weg und sprich mit mir!"

Sie lachte leise und ging einige Schritte bis sie einige Büsche erreichte.

„Aleada! Ich hab gesagt, du sollst mit mir sprechen!"

Sie grinste, fing dann aber an zu singen, während sie die Lederhose herunter zog und sich erleichterte. Sie beeilte sich und kam bald wieder ans Lager.

Nimrod hatte das Feuer neu angefacht und saß vor ihm in der Hocke.

„Willst du gleich wieder schlafen?", fragte er, als sie wieder angekommen war.

Nein, sie war hellwach. Sie schüttelte den Kopf.

„Ich bin wach, aber du könntest noch Schlaf gebrauchen!"

Er nahm zwei Becher und füllte sie mit heißem Wasser. Danach fügte er noch eine Art Pulver dazu und reichte ihr einen der Becher.

„Noch einen Moment. Ich lege mich gleich wieder hin."

Er setzte sich nun mit dem Rücken zum Wald hin und sie setzte sich ihm gegenüber.

Eine Weile genossen sie still ihre Getränke.

Nach dem ersten Schluck blickte sie ihn erstaunt an.

Das Getränk war süß, hatte aber eine gewisse Schärfe. So etwas hatte sie noch nie getrunken.

„Das ist lecker! Was ist das?"

Er lächelte sie leicht an und trank selbst einen Schluck.

„Das Pulver wird aus einer Pflanze gemacht, die es hier in der Gegend nicht gibt. Ich muss ziemlich sparsam damit umgehen. Ich kann froh sein, dass die anderen nichts an diesem Tee abgewinnen können, aber ich mag ihn. Ich würde den Tee sogar Met vorziehen."

KomaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt