Kapitel 15 - Der Plan

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„Gut! Versuche meinen Schlägen auszuweichen. Pariere sie lieber. Erst einmal solltest du dich verteidigen können, bevor du angreifst."

Noch am Abend hatte der Nimrod zwei Stöcke aus einem Ast geschnitten, damit sie beide üben konnten. Und er hatte sie gleich nach dem Frühstück dazu aufgefordert.

Aleada hatte sich gewundert, denn sie war der Meinung, er wollte so schnell wie möglich weiter reisen, doch er hatte auf mindestens eine Stunde bestanden.

Er nahm dabei keine Rücksicht auf sie, was sie aber gut fand. Die Schläge prasselten auf sie herab und sie bekam mehr als einen Hieb ab. Aber sie war deswegen nicht gefrustet. Sie wusste genau, dass sie es nur so am schnellsten lernte, wenn er keine Rücksicht darauf nahm.

„Du versuchst schon wieder, mich anzugreifen. Es wird dir nicht gelingen! Du bist nicht soweit und ich bin sehr geübt im Schwertkampf."

Das wusste sie selbst. Aber irgendwie musste sie sich wehren. Nur mit Verteidigung kam sie ja wohl nicht weit. Sie holte wieder aus und versuchte ihn an der Schulter zu treffen.

Er machte einen Ausfallschritt und ließ sie ins Leere laufen. Und als ob das nicht genug wäre, landete er einen Schlag auf ihren Hintern, so dass sie auf die Knie fiel.

„Oh, Nimrod. Das war nicht gerade charmant!", lachte Kasek, der mit Kulara ihre jämmerliche Versuche mit ansahen.

„Mit charmant kommt sie nicht weit. Wenn sie angegriffen werden sollte, dann werden Halunken auch nicht charmant sein! Sie muss auf alles vorbereitet sein. Aber für heute machen wir Schluss mit der Übung! Ich will noch ein Stück vorankommen, damit wir diesen Kerl bald finden!"

Aelada schnaubte leise. Es war nicht das erste Mal, dass Nimrod so abschätzig über den Fremden sprach. Wenn es sich wirklich um Christian handelte, dann hatte Nimrod überhaupt keinen Grund, so abschätzig von ihm zu sprechen. Im Gegenteil. Je besser sie den Nimrod kennen lernte, desto mehr kam sie zur Ansicht, dass die beiden sich im Wesen sehr glichen. Wenn es wirklich Christian war, würde er es ja selbst herausfinden.

„Du kannst dich etwas frisch machen, Aelada. Aber wir werden bald aufbrechen."

Sie schnaubte leise.

So verschwitzt wie sie war, würde ein etwas Frisch machen nicht reichen! Sie ging zu der Quelle, an der sie das Nachtlager aufgeschlagen hatten und reinigte sich notdürftig.

Nimrod stellte sich neben sie und zog seine Tunika aus.

„Was...was machst du da?", fragte sie entsetzt, während sie auf seinen nackten Oberkörper starrte. Himmel! Hatte er schon immer so ein Sixpack gehabt?

Er hatte einen Eimer mitgenommen und füllte ihn mit Wasser, das er dann über seinen Kopf ausschüttete. Dann schüttelte er den Kopf wie ein Hund und wischte sich das Wasser mit der Tunika von der Brust.

„Auch wenn es vielleicht nicht so ausgesehen hat, war diese Übungsstunde mit dir sehr anstrengend."

Sie hörte ihm gar nicht zu, sondern betrachtete ihn staunend. Bisher hatte sie ihn immer nur in einer Tunika oder seine Lederweste gesehen. Der Kerl war durchtrainiert. Viel Erfahrung hatte sie in der Hinsicht ja nicht, denn es war nur Gerald den sie unbekleidet gesehen hatte. Gerald war schmalbrüstig gewesen und hatte schon einen Bauchansatz gehabt. Der Nimrod war bestimmt nicht viel jünger als Gerald, aber man sah ihm an, dass er oft körperlich arbeitete und auch trainierte. Das wusste sie auch selbst, denn sie hatte es gesehen.

„Astrid? Mädchen, was starrst du mich so an?"

Nimrod hatte seine Augenbrauen hochgezogen und seine Hand auf ihren Arm gelegt.

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