Kurze Zeit später spüre ich auch schon eine nasse Zunge in meinem Gesicht und weiche Pfoten, die mich am Bauch kitzeln. Man muss beachten, dass ich sehr kitzelig bin.
,,Hey, na du süßer!"
Er sieht aus, wie Travor damals, nur in groß. Die gleiche Farbe, die gleiche Schlabberzunge und die gleichen Teddyaugen.
,,Paul, komm her!", spricht Kai das Machtwort. Paul also, passt zum kleinen Rabauken.
,,Danke, dass ihr mich Abholt. Meine Höllenverwandschaft ist da."
Ich sehe, während ich rede, zum Hund, der es sich bei meinen Füßen bequem gemacht hat verliebt an und kraule ihm den Kopf.
,,Du magst Hunde oder?", fragt Sam, der vor mir sitzt und mich aus dem Rückspiegel her betrachtet.
,,Ja, ich hatte selber mal einen kleinen Welpen. Er sah aus wie Paul, nur in klein." Mehr wollte ich nicht sagen, da es mir immernoch wirklich zu schaffen macht. Ich habe früher immer darum gekämpft einen kleinen Hund zu bekommen. Meine Oma und Opa mütterlicher Seits haben immer etwas ausgeheckt, um mir Süßigkeiten zu geben, aber diese wollte ich irgendwann nicht mehr haben. Mein Opa lag, als ich elf war mit Krebs im Krankenhaus und sein letzter Wunsch war es, meine glitzernden Augen zu sehen, wenn ich den Hund in den Armen halte. Deswegen hat Oma ihn damals besorgt, doch mein strahlendes Gesicht konnte Opa leider nicht mehr sehen.
,,Was ist dann passiert?", werde ich von Julian aus den Gedanken gerissen, da mein Gesicht einen wirklich Traurigen Ausruck zu bieten gibt.
,,Sie haben ihn absichtlich überfahren. Also die Frau mit den schwarzen Haaren.", gebe ich dann doch leise klein bei.
,,Sowas ist keine Familie Liv. Du hast ja jetzt uns. Auch wenn viele es nicht denken, aber eine Fußballmanschaft ist Familie, auch wenn ich jetzt beim BVB spiele. Zumindest ist das hier und in Dortmund so."
Sam lässt die trübe Stimmung schnell verschwinden, indem er anfängt Atemlos von Helene Fischer zu singen. Ich lasse es mir nicht nehmen und singe ebenfalls mit. Es dauert auch nicht lange, dann tun Julian und Kai es uns gleich. Paul hingegen legt seinen Kopf schief und starrt uns komisch von der Seite an.
,,Achso Jungs, wie hat das Essen eigentlich geschmeckt?"
Daraufhin verstummen sie etwas und schauen 'unauffällig' weiter zur Straße.
,,Jungs?"
,,Also an sich war es ganz lecker.",redet Kai.
,,Weiter?"
,,Der Kellner hat ordentlich Ärger bekommen.", fährt Julian fort.
,,Und?"
,,Ich rede nicht, damit das klar ist.",bestimmt Sam.
,,Du bist so eine Weichwurst alter. Also naja auf Nachfrage, warum hat er gesagt, dass er dich kennt. Aus der Schule damals, aber du ihn nie bemerkt hast."
Auf Kais Erklärung wandelt mein Gesicht sich nur in ein wandelndes, Fragezeichen um, aber ich gebe mich mit der Antwort zufrieden. Ich hätte ja gemerkt, wenn ich ihn kennen würde.
Am etwas weit entferntem Park halten wir an. Als Sam mit Leine aussteigt, erinnere ich mich daran, dass Julian ja auch noch einen Hund hatte. Wie sich herausgestellt hat, heißt sie Nala. Während Sam vorne mit Julian zum See geht, gehen ich und Kai in Richtung Wald. Anders, wie die beiden Labertaschen herscht bei uns eine angenehme Stille. Wir beide laufen in etwa fünfzig Zentimeter Abstand nebeneinander her und Träumen so vor uns hin, während Paul freudig um uns herum dackelt. Als wir immer mehr in den Wald eintreten, werden die Wege auch schmaler. Manchmal streifen meine rechte und Kais linke Hand sich für einen kurzen Moment. Jedes Mal bekomme ich, wie in diesen ganzen Liebesgeschichten einen kleinen Stromschlag, der mir aber nicht nur durch die Hand, sondern durch den kompletten Körper geht. Irgendwann spüre ich, dass unsere Hände sich nicht nur kurz berühren, sondern er seinen kleinen Finger um meinen legt. So laufen wir dann immernoch im Stillschweigen nebeneinander her und beobachten seinen Hund vor uns. Zumindest tu ich das.
,,Wie hieß dein Hund?", bricht Kai die Stille.
,,Travor."
Wieder entsteht eine Stille. Sie ist zwar immernoch nicht unangenehm, aber in mir vermehrt sich ein mir unbekanntes Gefühl. Ich habe irgendwie das Bedürfnis Kai zu umarmen, aber ich weiß nicht, wieso. Ob es ihm genauso geht? Ich denke nicht.
Um unangenehme Situationen zu vermeiden, verdränge ich das tiefe Gefühl in mir und konzentriere mich auf die kleinen Blümchen auf dem Weg. Vor einem kleinem Fleck, mit den verschiedensten Blumen machen Kai und ich automatisch, ohne uns abgesprochen zu haben Halt. Er bückt sich, pflückt ein Gänseblümchen mit rosanen Spitzen ab und steckt es mir hinter mein Ohr. Als er es abgelegt hat, streift er meinen Haaransatz wandert langsam hinter meinem Ohr runter woraufhin er kurz an meiner Wange verweilt. Anschließend gehe ich auf die Knie und zupfe mir ein paar Blüten mit kurzen Stängeln der verschiedensten Blumen ab. Danach hebe ich meine Hand und lege jede einzelnd auf Kais Haare. Er wehrt sich gar nicht dagegen, sondern lächelt mich nur an. Nachdem ich fertig bin, führen wir unseren weg fort und laufen Paul nach zu einer Steintreppe. Diese gehen wir vorsichtig hinunter und folgen dem Trampelpfad, um anschließend am anderen Ende des Parks herauszukommen.
Nach etwa zehn Minuten stoßen wir wieder auf die anderen Beiden, die ihre Füße im Wasser baumeln lassen, während Paul schon zu Nala ins Wasser springt. Kai und ich ziehen ebenfalls unsere Schuhe aus und setzen uns nebeneinander zu Jule und Sam. Gemeinsam genießen wir etwa eine halbe Stunde die letzten Sonnenstrahlen des Tages, während die beiden Hunde es sich neben uns bequem gemacht haben und trocknen. Weil Sam sich kurz entschuldigt, um kurz etwas im Auto zu holen und Jule ihm mit einer äußerst schlechten Ausrede folgt, bleiben Kai und ich alleine vor dem folgendem Sonnenuntergang sitzen. Nach etwa drei Minuten beginnt der Himmel sich orange zu färben und die wenigen Wolken erscheinen in einem schönem Rosaton.
,,Sieht fast aus, wie die Blume da.",flüstert Kai und reicht mir eine kleine Blume. Tatsächlich erstrahlt sie in gelben, pinken, roten und orangenen Blüten. Wunderschön. Ich bücke mich etwas und lege sie vorsichtig in das Wasser. Mit voller Konzentration beobachten wir eng aneinander, wie sie langsam vor sich hin treibt. Als ich meinem Blick hebe, bemerke ich, dass sie Sonne schon eine blutorangene Farbe angenommen hat und langsam hinter einem Hügel verschwindet. Der restliche Himmel ist bunt gefärbt. Ik Eifer des Gefechts lege ich meinen Kopf an die Schulter neben mir und entgegen meiner Erwartungen spüre ich im nächsten Moment, wie ein Arm um mich geschlungen wird und sein Kopf auf meinem landet. Genießerisch schließe ich die Augen und entspanne mich bei dem wohltuendem Duft, und der angenehmen Wärme, die mich umhüllt.
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RomansaLiv zieht nach der Trennung ihres langjährigem Freundes von Boston zurück in ihre Heimat Köln. Dort fährt sie mit ihrem Physiotherapiestudium fort und beendet dieses mit einem sehr guten Ergebnis. Sie wird vom FC Bayer Leverkusen ausgewählt, um auf...